Wir treffen die Sängerin in ihrem Haus in Speichersdorf.
ONETZ: Sie sind in Neustadt/WN geboren, in Waldkirch, einem Ortsteil von Georgenberg, aufgewachsen und haben dann 19 Jahre lang in Pleystein gelebt. Wie kommt es, dass Sie nun in Speichersdorf wohnen?
Brigitte Traeger: Ich bin 2015 aus Liebe nach Speichersdorf gezogen, zu meinem Mann Siegfried und seiner Tochter. Ich habe mich mit Pleystein immer verbunden gefühlt, habe auch Fans dort und Leute, die schätzen, was ich mache. Hier in Speichersdorf wissen die Nachbarn gar nicht, was ich tue. Nach der langen turbulenten Zeit, in der ich viel unterwegs war, ist das ganz angenehm. Wir konnten hier als Familie in aller Ruhe zusammenwachsen. Aber ich weiß auch, wo meine Wurzeln sind.
Brigitte Traeger singt in ihrem Wohnzimmer "Ave Maria"
ONETZ: Gibt es eigentlich den typischen Brigitte-Traeger-Fan?
Brigitte Traeger: Nein, das kann man so nicht sagen. Manche Fans kennen mich von meinem geistlichen Programm und entdecken, dass ich auch Volksmusik mache. Bei anderen ist es andersherum. Ein Teil der Leute ist im christlichen Glauben gefestigt oder auf der Suche nach Zufriedenheit und Ruhe. Zu manchen Fans habe ich einen sehr persönlichen Kontakt, kenne ihre Geschichte.
ONETZ: Sie sind seit rund zwei Jahrzehnten Berufsmusikerin. Wie ist das so in dieser Branche?
Brigitte Traeger: Früher war es mein Ziel, die besten Plätze in den Hitparaden und der Schlagerparade zu belegen. Wenn ich eine neue Single gemacht habe, war es immer Ziel, in diese Sendungen zu kommen. Ich habe auch einiges erreicht, wenn auch nie den ganz großen Durchbruch. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als Sängerin für manche nur ein Produkt ist. Es wurde viel an mir herum gemäkelt. ’Die Nase kann man nicht operieren’, ’Das Kleid passt nicht zur Bühnendeko’, ’Sie trägt immer denselben Schmuck’. Das ging ins Persönlichste. Die Gage ging manchmal allein für den Kauf der Outfits für die Auftritte drauf. Das alles, um dem Fernsehen gerecht zu werden. Sind das die Werte, auf die es ankommt? Als die Sendungen weggefallen sind, habe ich mich gefragt, was ist jetzt mein Ziel? Vieles, wonach man früher gestrebt hat, bekommt später eine andere Bedeutung. In diese Hitparaden möchte ich heute gar nicht mehr. Ich versuche nicht mehr, die Erwartungen anderer zu erfüllen. Jesus nimmt mich, wie ich bin, mit Ecken und Kanten. Das genügt.
ONETZ: Was ist heute Ihre Motivation, insbesondere als Sängerin geistlicher Lieder?
Brigitte Traeger: Ich möchte, dass die Menschen Freude an der Musik haben und dass man etwas vermitteln kann. Ich führe oft, nachdem ich geistliche Lieder vorgetragen habe, emotionale und tiefe Gespräche. Ich belehre niemanden, aber wenn ich jemanden dahin stupsen kann, dass er ein bisschen Frieden findet, dann ist das gut. Ich weiß auch, dass meine Musik manchmal von Palliativpatienten gehört wird. Und durch die Lichtblicke-Konzerte, Spenden und Aktionen im Zusammenhang mit den Fanclubs haben wir wirklich Menschen geholfen. Die Einnahmen aus den Fanclub-Beiträgen werden meistens gespendet.
ONETZ: Haben Sie mit Fans auch negative Erfahrungen gemacht?
Brigitte Traeger: 99 Prozent von ihnen sind liebe Fans, die ich sehr schätze. In den Fanclubs engagieren sich manche seit 25 Jahren. Das sind echte Perlen. Aber ich habe auch erlebt, dass es Menschen gibt, die meinen, ein gewisses Grundrecht auf einen zu haben. Ich habe meine Fans früher sehr verwöhnt, war immer abrufbar und habe mir sehr viel Zeit für sie genommen. Das ist irgendwann selbstverständlich geworden. Ich musste lernen, Grenzen zu setzen, um mich nicht zu verausgaben und die Privatsphäre zu schützen. Nach meinem 20-jährigen Bühnenjubiläum stand ich kurz vorm Burn-Out. Ich habe auf der Bühne fast eine Panikattacke bekommen. Ich musste mein Leben neu ordnen und habe mich ein bisschen mehr zurückgezogen.
ONETZ: Sie treffen sich trotzdem auch heute noch mit Ihren Fans in den Fanclubs.
Brigitte Traeger: Ja, und das tue ich wirklich gerne, in einer gemütlichen, familiären Atmosphäre. Das ziehe ich dem Großen vor. Und das passt ganz gut: Die Fans, die früher 40 waren, sind heute fast 70. Die wollen auch früher heim als damals.
ONETZ: Neun Alben haben Sie schon veröffentlicht. Können sich Ihre Fans schon auf ein zehntes freuen?
Brigitte Traeger: Ich habe durchaus schon ein neues Album mit geistlichen Liedern im Kopf und das Gefühl, dass es produziert werden soll. Aber es fehlt noch das nötige Kleingeld, daher ist der Zeitpunkt noch nicht da. Ich muss das ja komplett selber finanzieren. Es müssen Noten geschrieben werden, die Musik wird im Studio arrangiert, gemischt, produziert, manchmal spielen Live-Streicher. Pro Lied kostet das 1500 bis 3000 Euro. Das sehen die meisten Leute nicht. Viele denken, ich würde sehr viel verdienen. Dabei ist die Musik schwer zu refinanzieren, und manchmal geht es nur mit viel Idealismus. Der Himmel hilft durchs Gebet mit, Lösungen für Probleme zu finden.
ONETZ: Sie scheinen einen unerschütterlichen Glauben zu haben.
Brigitte Traeger: Der Himmel hat die Dinge immer gefügt. Als ich fast den Burn-Out hatte, konnte ich kaum noch arbeiten. Ich war fix und alle. Der Glaube, die Sakramente und ein Heilig-Geist-Gebet vor der Arbeit haben mir geholfen. Ich habe immer Kraft aus dem Glauben geschöpft und Entscheidungen auf dieser Grundlage getroffen.
ONETZ: Wie haben Sie Ihren Ehemann Siegfried kennengelernt?
Brigitte Traeger: Durch eine Fügung des Himmels übers Internet. Er hatte mich vorher schon bei einem Konzert gesehen. Ein Jahr später habe ich mich auf einer Plattform angemeldet, um einen Partner zu finden, der katholisch ist und den Glauben mit mir leben kann. Da habe ich sein Profil gesehen, allerdings ohne Bild und echten Namen. Was dort drin stand, hat mir gefallen. Zuerst habe ich mich nicht getraut, aber dann habe ich ihn angeschrieben. Und er schrieb zurück, dass er sich schon vor einem Jahr in mich verliebt habe. Ich habe sofort gespürt, das ist mein Mann. Einen Monat später haben wir uns verlobt, ein Jahr später geheiratet. Wir haben beide den gleichen Vogel.
ONETZ: Möchten Sie sonst noch etwas loswerden?
Brigitte Traeger: Es ist nicht out, an Jesus zu glauben. Es schränkt nicht ein, sondern macht frei. Ich möchte vermitteln, dass Jesus einen liebt und man nicht alleine dasteht.
Auftritt in Pleystein am Freitag
Am Freitag, 30. August, tritt Brigitte Traeger im Haus Regina in Pleystein auf. Sie kündigt ein spezielles Konzert an, angelehnt an ihre Anfangsjahre als Unterhaltungsmusikerin. Beginn 20 Uhr, Eintritt 10 Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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