Speichersdorf
11.09.2023 - 13:58 Uhr

Evangelischer Posaunenchor startet vor 60 Jahren mit zwei Instrumentalisten

60 Jahre zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen - der evangelische Posaunenchor feiert runden Geburtstag. Seine Existenz ist einem Gelübde seines Gründungsvaters Hans Loos zu verdanken.

Den Schlossermeister Hans Loos hatte es gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von Nürnberg nach Speichersdorf gezogen, wo er seine Frau Erna, geb. Schaff, heiratete und eine Bauschlosserei betrieb. Vor dem Krieg war er im Nürnberger Posaunenchor "Sterntor" als Bläser aktiv. Das Ehepaar hatte vier Kinder, von denen bereits drei nicht mehr am Leben sind. Nachdem im März 1954 das erstgeborene Kind Theo im Alter von sechs Jahren, darauf dessen Schwester Annegreth mit nur vier Jahren verstarb, legte Hans Loos das Gelübde ab, in seiner neuen Heimatgemeinde einen Posaunenchor zu gründen. Nach der Geburt seiner Tochter Getrud löste Loos sein Versprechen ein.

Im Mai 1963 trafen sich etwa 20 Interessierte auf seine Initiative hin erstmals im Gemeindesaal der Christuskirche Speichersdorf. Zur Mannschaft der "ersten Stunde" gehörten Hans Dorsch (Trompete) und Dr. Hildmar Weidmann (Zugposaune), die beiden einzigen, die ein Instrument beherrschten. Dazu kamen Gerhardt Engelbrecht, Günther Vogel, Heinrich und Arnold Hößl, Hans-Eckart Loos, Friedrich Kempf, Ernst und Hans Preißinger, Horst Schneider, Werner Himsel, Hermann Küffner, Werner Lehmann, Georg Nachtmann und Horst Will. Im Verlauf der nächsten drei Jahre schlossen sich noch Reinhard Maier, Wolfgang Wetzel, Hans-Juergen Holtzheu und als erste Frauen Marianne Will und Karin Wegner an, wie zeitgenössische Dokumente belegen.

Signalhörner von der Feuerwehr

Man übte zunächst mit antiquierten Signalhörnen der örtlichen Feuerwehr das Blasen von Naturtönen auf Blechblasinstrumenten und setzte sich eingehend mit Notenkunde und Harmonielehre auseinander. Die Probenabende wurden auf den Mittwoch, später auf Donnerstag festgelegt. Als sich die Eignung der einzelnen Chormitglieder für die jeweiligen Stimmlagen herauskristallisiert hatte und die Finanzierung gesichert war, wurden im August 1963 die ersten konzertfähigen Instrumente angeschafft und die Bläser entsprechend ausgestattet.

Der erste - terminlich äußerst knapp angesetzte - Auftritt für den jungen Chor war zum Reformationsfest 1963. Mit äußerster Disziplin übte man Luthers Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" ein. Trotz Nervosität war die Premiere ein voller Erfolg. Selbst der damalige Organist und Kantor Philipp Steiger sprach Lob und Anerkennung aus. Angespornt von den Anfangslorbeeren folgten dann Einsätze an Heiligabend, den Weihnachtstagen sowie am Altjahresabend 1963 und an Neujahr 1964. Dazu kamen Gestaltungen der üblichen kirchlichen Feste, Einweihungsfeiern sowie Ständchen bei runden Geburtstagen prominenter Bürger und Senioren der Gemeinde und Umgebung.

Zum größten Erlebnissen des Posaunenchores der Anfangsjahre gehörte vom 28. Juli bis 2. August 1965 die Teilnahme am 12. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln mit 15 Bläsern in Begleitung ihrer Frauen.

Nachdem die Euphorie der Gründerjahre abgeebbt war, verließen Altgediente die Gemeinschaft. Nachwuchsbläser kamen neu hinzu. Ein Meilenstein war dabei 1971 die Gründung des CVJM ebenfalls durch Hans Loos, erinnert sich das seinerzeitige Neumitglied und der heutige Chorleiter Alfred Kreutzer: "Alles ging dann Hand in Hand - warst du beim CVJM, hast du auch eine Trompete in die Hand gedrückt bekommen. Zu Hause haben wir dann probiert, Töne herauszubekommen. Wenn das geklappt hat, haben wir langsam das Repertoire gelernt, Lied für Lied. Noten kannten wir aus der Schule. So war der Herr Loos: ,Da hast a Trompeten'. So sind wir hineingeschmissen worden und haben das Spielen in der Praxis gelernt", erzählt Kreutzer.

Zwei Proben pro Woche

Zweimal pro Woche wurde geprobt: einmal der ganze Chor, einmal nur der Nachwuchs, so Kreutzer. "So etwas wie ein Lehrbuch gab es nicht. Herr Loos hat nicht ausgebildet. Wir haben einfach zusammen geübt und das Zusammenspielen so gelernt." Nach Hans Loos sorgten als Chorleiter Tochter Gertrud Loos, Karin Schulz und bis heute Alfred Kreutzer für den Fortbestand des Ensembles. "Da gehört was dazu, dass 60 Jahre zusammen Musizieren möglich werden", meint Pfarrer Hannes Kühn voller Stolz. "Nicht nur Menschen, die bereit sind, sich einzubringen und gern musizieren, mit Noten, Instrumenten und Harmonien. Sondern auch Menschen, die Durststrecken gemeinsam durchstehen können und ihre innere Harmonie auch dann behalten, wenn es Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten gibt."

Auch wenn die Chorstärke unter der demographischen Entwicklung leidet, ist sich Kreutzer sicher, dass der Posaunenchor Zukunft hat. Heute klingen im Ensemble zusammen vier Trompeten (Kreutzer Alfred, Fees Peter, Schindler Bernd, Meier Jutta), zwei Posaunen (Gerhard Kreutzer, Uwe Bauer), ein Flügelhorn (Jürgen Küffner), ein Tenorhorn (Dominik Busch) und ein Bariton (Roland Küffner ).

 
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