Fröhlich und beschwingt ging es beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) zwischen Gemeindehaus und Festzelt zwei Tage lang zu. Mit einem bunten Programm feierte der Speichersdorfer Ortsverein die Gründung des CVJM vor 150 Jahren.
Los ging es am Samstagnachmittag mit einem "Echt Schaf"-Geländespiel." Vorsitzende Edeltraud Neiß hieß Konfirmanden und Kinder vom Vorschulalter bis 12 Jahre im Gemeindehaus willkommen. Begleitet von den Klängen der Gitarre, stimmten sie zum Auftakt "Bärenstark bist du mein Gott" und "Du bleibst an meiner Seite" an. Anschließend ginge es in Fünfer-Gruppen auf den Stationenparcours. Die Kinder waren als Hirten unterwegs, die auf ihre Schafherde aufzupassen und diese zu vergrößern hatten. So galt es, Bären mit Schwämmen abzuwerfen, Schafwolle zu posten, Spuren zu lesen, Schafe im Dunkeln ausfindig zu machen, Wasser zu schöpfen, eine Hirtenhütte zu basteln und Wolle aufzuwickeln.
Doch unterwegs lauerten Gefahren. Ließen sich die Schafe von den Bären fangen, gingen diese verloren. Am Ende warteten schließlich leckere Fischburger auf die emsigen Hirten.
Wie sehr Gemeinschaft, Fröhlichkeit, beschwingtes Singen und Beten die Menschen mitreißt, zeigte der "U:go!-Jugendgottesdienst". Für diesen war eigens eine neue Band um Elias Reiß (Schlagzeug), Elisa Stangl (Keyboard), Daniela Küffner (Gesang), Lukas Brehm (Bass) und Ruth Brehm (Gitarre) gegründet worden. Auf Leinwand projizierte Liedtexte luden zum Mitsingen ein. Anknüpfend an die Geschichte vom guten Hirten wurde das Hirtenthema nochmals von einer ganz anderen Seite beleuchten.
Der Pegnitzer Jugendpfleger und Sozialpädagoge Wolfgang Kauper erklärte in der Jugendsprache unter dem Motto "I bims 1 Hirte" (Ich bin der gute Hirte), wie wichtig Treue und Verlässlichkeit für junge Christen sind und was das mit Jesus zu tun hat. "Kann ich Sicherheit aufgeben, wenn ich mich von Gott führen lasse?", fragte er in die Runde. Hirte zu sein bedeute, alles in der Hand halten zu müssen, für die Schafe alles aus der Hand zu geben und sich anzuvertrauen. Anschließend feierte die Jugend noch lange mit Fußball-Billard, Escape-Room, Powerbrettspielen und Stockbrot am Lagerfeuer einen Teenie-Abend.
Am Sonntag stand im Gottesdienst die "treue Verbindung" nach oben im Mittelpunkt. Beschwingt eröffnete die Festgemeinde die Abendmahlsfeier im Festzelt mit den Liedern "Ich kann auf Dich vertrauen" und "Tu mir auf die schöne Pforte". Dominik Fick (Epiano), Ruth Brehm (Gitarre) und Edeltraud Neiß (Gesang) begleiteten die Gemeinde. Nach einem Mittagessen stand der Nachmittag ganz im Zeichen des achten Bürgerindiaca-Turniers.
Vergeben statt Menschen vorschnell verurteilen
"Richtet und verdammt nicht, sondern seid barmherzig und vergebt wie auch euer Vater." Dieser Appell zog sich wie ein roter Faden durch die Predigt von Prädikant Henry Schulz. Anknüpfend an Alltagsbeispiele setzte er dem Ärger über andere das verdrängte eigene Fehlverhalten gegenüber. "Kennen Sie das?", fragte er in die Runde. " Der Nachbar wirft seinen Rasenmäher immer am Samstagmittag an. Eigentlich kleine Dinge, die aber maßlos ärgern." Jedoch blende man aus, dass man seinen Partner belogen habe, über seinen Arbeitskollegen hergezogen sei oder das Auto seines Nachbarn angefahren habe, ohne es zu melden.
Ein ehrlicher Blick auf das eigene Verhalten helfe vielleicht, den Ärger über den anderen abzubauen, gab Schulz zu bedenken. Nicht selten werde schnell gerichtet und verdammt. Ohne zu versuchen, den Menschen näher kennenzulernen, sein Handeln oder Verhalten zu verstehen. Dieses schnelle Einordnen sei ein psychologischer Reflex, der bei allen vorhanden sei. Allerdings führe er oft in die Irre, wenn der erste Eindruck nicht hinterfragt werde.
Gerade in sozialen Medien sei die Gefahr groß, vorschnell zu urteilen. Populisten verführten die Menschen immer schamloser mit einfachen Parolen und Schwarz-Weiß-Malerei. Besonders gerne seien Ausländer und Flüchtlinge Zielscheiben. Er möchte Menschen, die Populisten wählen, aber auch nicht einfach verdammen. Sie würden in einer komplizierten Welt auf einfache Antworten zu ihren Fragen und Ängsten hereinfallen, sagte Schulz. "Diese Ängste, die dahinterstehen, möchte ich ernst nehmen", meinte der Prediger.
Das sei auch etwas, was wir jungen Mitarbeiter im CVJM einüben konnten und mussten. Oft sei es hoch her gegangen in Diskussionen über Gott und die Welt. Manchmal sei es nur ein unbedachtes Wort, eine ungerechte Behandlung in Familie, Bekanntenkreis oder Arbeitsleben, die wehtue. "Da ist Vergeben oft ganz schön schwierig. Manchmal nicht von heute auf morgen möglich." Wenn es jedoch gelinge zu vergeben, dann sei dies befreiend, erklärte Schulz. Die Blockade in der Beziehung zu einem anderen Menschen werde aufgehoben. Vielleicht falle es Christen etwas leichter, wenn sie sich bewusst machten, dass sie aus der Vergebung Jesu leben.
Aus seiner persönlichen Erfahrung in 50 Jahren Mitarbeit in CVJM und Kirche gab Schulz vor allem seinen jungen Zuhörern mit auf den Weg, Zeit für andere Menschen sowie in der Kirche und im CVJM einzusetzen. "Konkret als Christ zu leben, bedeutet auch hier, andere Prioritäten zu setzen." "Alles, was ich hier an Zeit und Geld eingesetzt, manchmal geopfert habe, kam in meinem Leben in vielfältigster und erstaunlichster Weise wieder zurück." Für diese Erfahrung sei er zutiefst dankbar.
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