Speichersdorf
01.04.2019 - 17:18 Uhr

In intensiver Zeit Pflänzchen gesät

"Danke für die Pflänzchen, die du gesät hast", sagte stellvertretender Vertrauensmann Stefan Steininger an Interimspfarrer Micha Boerschmann. Zu dessen Abschied waren die Gläubigen ins Speichersdorfer Gemeindehaus eingeladen.

Vertrauensfrau Elke Bundscherer (links) und ihr Stellvertreter Stefan Steininger (rechts) verabschieden Pfarrer Micha Boerschmann, dessen Frau Christina Heller-Boerschmann sowie ihre Söhne Fabian und Max Boerschmann (von links). Bild: hai
Vertrauensfrau Elke Bundscherer (links) und ihr Stellvertreter Stefan Steininger (rechts) verabschieden Pfarrer Micha Boerschmann, dessen Frau Christina Heller-Boerschmann sowie ihre Söhne Fabian und Max Boerschmann (von links).

18 Monate war Pfarrer Micha Boerschmann in der Christusgemeinde als Übergangslösung tätig. Im zurückliegenden halben Jahr war der 47-jährige Seelsorger aus Regensburg gleichzeitig in Speichersdorf und in Landau an der Isar eingesetzt. "Keine allzu lange, aber intensive Zeit, in der einiges los war", erklärte er zur Eröffnung des Dämmerschoppens. Damit meinte er unter anderem die Wahl eines neuen Kirchenvorstands und die Bauphase der Kirchenrenovierung. Zusammen wurde Weihnachten, Ostern, Konfirmation und Jubelkonfirmation gefeiert. In seiner eng bemessen Zeit von zwei Tagen pro Woche schaffte es Boerschmann auch, zu runden Geburtstagen und Hochzeitsjubiläen zu gratulieren sowie bei Weihnachtsfeiern und der Seniorenweihnacht der Gemeinde geistliche Worte zu sprechen. Auch lebte er mit der katholischen Schwestergemeinde um Pfarrer Sven Grillmeier die Ökumene.

Im zeitgleich erschienenen Kirchenboten hatte Boerschmann den Gläubigen, die am Freitag nicht da sein konnten, zum Abschied Mut gemacht, ihre Träume nicht aufzugeben. Träume seien Motoren. In ihnen stecke Stoff zum Aufbruch.

Wie wichtig ihm die Arbeit in der Christusgemeinde war und wie schwer ihm der Abschied fiel, zeigte nicht nur der Umstand, dass seine Frau, die beiden Söhne sowie Schwiegertochter gekommen waren, um ihm den Rücken zu stärken. Aber auch den Gläubigen einen musikalischen Abschiedsgruß zu bereiten. Denn zur Überraschung aller präsentierte sich Boerschmann an der Gitarre mit Sohn Fabian am Keyboard und Flöte sowie Sohn Max an Gitarre und Saxofon als musikalisches Trio. Boerschmann selbst spielte und sang unter anderem "Chocolate Jesus" von Tom Waits, "Wild Horses" von den Rolling Stones und "Lost for Words" von Pink Floyd.

Der Kirchenvorstand hatte für ein reichlich bestücktes Büfett gesorgt, das Mia Lauterbach und Theresa Würfel Sarmento eröffneten. Es war aber auch ein Abend der Anekdoten, wobei der Pfarrer selbst für die letzte seiner Speichersdorfer Zeit gesorgt hatte. Denn der Tag war für ihn wohl so stressig, dass er, wie er einräumte, in Regensburg schlichtweg seinen Koffer mit Anzug und Krawatte vergessen hatte und an den Abend vor versammelter Mannschaft in Jeans, T-Shirt und Poloshirt auftreten musste. Das Missgeschick war ihm so peinlich, dass er sich dafür mehrmals entschuldigte. Doch völlig überflüssigerweise, wie der Zwischenruf der CVJM-Vorsitzende Edeltraud Neiß die allgemeine Meinung wiedergab: "Ich find's gut!"

Unvergessen bleiben wird, dass Boerschmann nach Monaten der Unterbringung in einem Gasthof eine Wohnung beim katholischen Mesnerehepaar fand. Die Gäste zeigten, wie wichtig er ihnen als Mensch und Seelsorger war und wie sehr sie seine Arbeit schätzten. Nahezu der komplette erweiterte Kirchenvorstand nahm persönlich Abschied. "Sie haben braches Land vorgefunden", sagte Stefan Steininger. Nach einer schweren Zeit für Kirchenvorstand und -gemeinde habe die Landeskirche reagiert und Boerschmann als "Erste-Hilfe-Set für die großen Wunden" geschickt. Vieles sei passiert, vieles in Ordnung gekommen, was schlichtweg kaputt gewesen sei. Neben einem kleinen Erinnerungsgeschenk gab es von Vertrauensfrau Elke Bundscherer einen Engel.

Dass alle Versuche ihn zu halten gescheitert seien, bedauerte Bürgermeister Manfred Porsch. Er habe als "Feuerwehrmann bei Bedarf" die Seelsorge wieder aufgebaut, Kontakte gepflegt und Vertrauen gewonnen. Für gelebte Ökumene dankte Pfarrer Sven Grillmeier.

Für Boerschmann wird nun einiges leichter. Der berufliche Spagat zwischen Speichersdorf, Regensburg und Landau an der Isar wird sich auf das Dekanat Landau konzentrieren. Für die Christusgemeinde bleibt die Pfarrstelle für eine absehbare Weile von fünf Monaten unbesetzt. Zum 1. September zieht dann Pfarrer Hannes Kühn aus Forchheim mit seiner Familie nach Speichersdorf, um die evangelische Gemeinde zu betreuen. Bis dahin wird Pfarrer Hartmut Klausfelder aus Neustadt am Kulm die Amtsgeschäfte führen und Pfarrerin Anne Utz wie bisher Taufen, Trauungen und Beerdigungen wahrnehmen.

"Diese Zeit hat einen großen Wert. So wie es in der Landwirtschaft eine regenerative Brache gibt, damit sich der Boden erholen und wieder Kraft tanken kann, soll die kommende Vakanz als Zeit der Stärkung und Sammlung dienen", betonte Boerschmann.

Mit seinen Söhnen Fabian (links) und Max (rechts) bildet Pfarrer Micha Boerschmann zur Überraschung aller ein Musiktrio. Bild: hai
Mit seinen Söhnen Fabian (links) und Max (rechts) bildet Pfarrer Micha Boerschmann zur Überraschung aller ein Musiktrio.
Das Buffet eröffnen Mia Lauterbach, Elke Bundscherer und Theresa Würfel Sarmento (von links). Bild: hai
Das Buffet eröffnen Mia Lauterbach, Elke Bundscherer und Theresa Würfel Sarmento (von links).
 
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