(edo) Der Vater vom Eschenbacher Obersee, die Mutter aus Wiesau- zwei Oberpfälzer Fischadler haben sich seit Frühjahr in der Nähe von Speichersdorf auf einem von den Bayrischen Staatsforsten angebrachten Horst niedergelassen. Das erfreuliche Ergebnis: drei putzmuntere Jungtiere. Diese wurden nun vom Diplom- Biologen Dr. Daniel Schmidt- Rothmund, der zudem als Fischadler- Beauftragter der Oberpfalz fungiert, beringt.
Dabei erhielten die Tiere Jeweils zwei Ringe - den ersten als Zuordnung für die Vogelwarte Radolfzell, der zweite, größere Ring mit einem weißen vierstelligen Code auf schwarzen Grund ermöglicht die Identifizierung der Tiere mit Hilfe eines Fernglases auch aus der Ferne. Bis die drei Jungadler am Boden waren, musste sich der erfahrene Baum- Kletterer und Forstwirt Ralph Häfner mächtig ins Zeug legen. Es war an ihm, die 30- Meter- hohe Kiefer, die sich ständig im Wind hin- und herwiegte, zu erklimmen und die etwa sechs Wochen alten Adlerküken unter lautstarkem Protest der Eltern in einen Sack zu legen und herab zu lassen.
„Für das Wohl der Tiere ist es unerheblich, ob die Beringung im Horst oder am Boden vorgenommen wird“, erklärte Schmidt-Rothmund: „Aufgrund ihres Alters nehmen sie Veränderung der Umgebung noch gar nicht wahr.“ Am Waldbodenangekommen zeigten die Vögel dann unterschiedliche Reaktionen: Während zwei sich „tot“ stellten, ging das größte Tier zum Angriff über und verschaffte den Anwesenden dabei gleich eine eindrucksvolle Demonstration über welch faszinierende Wehrhaftigkeit sie bereits dank des spitzen Schnabels und der scharfen Krallen verfügen.
Auch die Größe der Tiere nach eineinhalb Monaten imponierte: Nachdem sie beim Schlüpfen etwa 50 Gramm wogen, bringen die drei mittlerweile jeweils gut eineinhalb Kilo auf die Waage.
Bezüglich Größe erinnern sie an ein ausgewachsenes Haushuhn. Wenn sie ausgewachsen sind, erreichen Fischadler eine Flügelspannweite von knapp zwei Metern.
In etwa zwei Wochen werden sie dann ihre ersten Flugversuche unternehmen. Für den Beutefang
- vor allem Weißfische- verfügen die Greifvögel mit der so genannten „Wendezehe“ über ein perfekt angepasstes Fanginstrument. Demnach können Fischadler die vierte Zehe um fast 180 Grad drehen, so dass jeweils zwei Zehen gegenüber zugreifen. Zudem haben sie vergleichbar mit Wasservögeln ein geschlossenes Gefieder, um beim Eintauchen ins Wasser trocken zu bleiben.
„Fischadler finden hier dank der vielen von Wäldern umgebenen Tümpel ideale Voraussetzungen“, sagte Schmidt- Rothmund. Um das Anlegen der naturnahen Feuchtbiotope kümmern sich dabei die Bayrischen Staatsforsten, zu deren Aufgaben auch der Artenschutz zählt. „Dafür wird viel Geld in die Hand genommen“, erläuterte der zuständige Forstbetriebsleiter Frank Pirner, der sich über seine „top engagierten Mitarbeiter“ freute. Auch der Horst bei Speichersdorf entstand dank Ralph Häfner, der das Gerüste – einen verstrebten Metallring- angebracht und somit einen ideale Brutvoraussetzung geschaffen hatte. Den Rest erledigten dann die Vögel, nachdem sie aus ihren südlichen Winterquartieren zurückgekehrt waren. Das Speichersdorfer Männchen wurde dabei im vergangenen Winter in Algerien gesichtet. Nachdem der Fischadler bis Anfang der 1990er verschwunden war, können in der Oberpfalz aktuell wieder zehn Brutpaare nachgewiesen werden und auch in Oberfranken nimmt der Bestand allmählich zu.
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