Speichersdorf
25.06.2025 - 14:09 Uhr

Speichersdorf setzt auf kommunale Wärmeplanung und Energieautarkie

Die Gemeinde Speichersdorf arbeitet aktiv an ihrer zukünftigen Wärmeversorgung. Ziel ist es, energieautark zu werden und kommunale Gebäude mit nachhaltiger Energiequelle zu heizen. Eine eigene Wärmeplanung wurde vorgestellt.

von ak
Referentin Anna Schneidewind, im Hintergrund Alicia Schober, stellten die kommunale Wärmeplanung vor. Bild: ak
Referentin Anna Schneidewind, im Hintergrund Alicia Schober, stellten die kommunale Wärmeplanung vor.

Das Thema Wärmeplanung ist eines der zukunftsweisenden Themen der Daseinsfürsorge. Dafür will sich die Gemeinde durch ein Zukunftskonzept weiterentwickeln und eigene Ziele für eine Selbstversorgung setzen. Dazu soll eine eigene kommunale Wärmeplanung dienen, die mittels einer Bestands- und Potentialanalyse die Möglichkeiten in der Gemeinde aufzeigt. Vorgestellt wurde diese durch die Projektleiterinnen Anna Schneidewind und Alicia Schober von der ifE GmbH aus Amberg. Bürgermeister Christian Porsch erinnerte eingangs an die Entscheidung des Gemeinderates im Herbst 2023 eine Wärmeplanung zu erstellen und im gleichen Jahr einen Förderantrag zu stellen. Nach Eingang der 90-prozentigen Förderzusage erfolgte die Vergabe an das IfE-Team im Oktober 2024 mit der Vorgabe, dass die Studie bis 30. September 2025 fördertechnisch abgerechnet werden muss. Eine weitere finanzielle Unterstützung erhält die Gemeinde für die Wärmeplanung durch den Freistaat Bayern. „Unser Ziel ist es auf Gemeindeebene energieautark und unabhängig von äußeren, auch weltpolitischen Einflüssen zu werden. Dazu sind wirtschaftlich darstellbare kommunale Wärmenetze der richtige Weg“, so Porsch. Ziel sei es, das Ortszentrum mit Wärmeleitungen zu erschließen und auch Nachverdichtungen mit Abzweigstutzen zu ermöglichen. Die Bürgerinformation zu einem möglichen Heizungswechsel mit klarer Zielrichtung solle bald erfolgen. Die CO2-Bepreisung für fossile Brennstoffe werde stetig steigen. Die Machbarkeitsstudie müsse bis 30. September abgeschlossen sein, eine Verlängerung ist möglich. Bis zum 30. Juni 2028 müssten kommunale Wärmeplanungen verbindlich vorliegen.

„Die Wärmeplanung ist vergleichbar mit einem Flächennutzungsplan und zeigt die möglichen Optionen auf“, erläuterte Schneidewind. Von den fünf Phasen der Wärmeplanung sind mit der Eignungsprüfung, Bestands- und Potentialanalyse bereits drei geschafft. Es folgen nun das Zielszenario und die abschließende Wärmewendestrategie. IfE ermittelte zunächst die Bebauungsart, Gebäudealter und teilte die Ortsteile in 29 Bereiche und Quartiere ein. Vorteilhaft für die Wärmeliniendichte ist, möglichst viel Wärme pro Meter Wärmeleitung liefern und möglichst viel Anschlussnehmer beliefern zu können, da mit zunehmender Leitungslänge die Wirtschaftlichkeit des Wärmeverbunds abnimmt. Bei der Eignungsprüfung stachen besonders die Bereiche Gewerbegebiet und Speichersdorf Nord-Ost, Gebiete östlich und westlich der Hauptstraße, Unterer und Oberer Markt, Bürgermeister-Scherm-Straße, Kirchenlaibach, Neubaugebiete, Speichersdorfer Süden und Zeulenreuth für ein mögliches Wärmenetz heraus. Für alle anderen Orte wäre ein Wasserstoffnetz in Betracht zu ziehen. Komplett mit Nahwärme versorgt ist bereits Guttenthau. Das vorhandene Erdgasnetz hat eine Trassenlänge von 16,85 Kilometer und beliefert Haushalte und Industrie derzeit mit 14,2 GWh Energie. Der Gesamtendenergieverbrauch aller Energieträger beträgt 61 GWh. Die kommunalen Liegenschaften versorgen sich mit über 70 Prozent mit regenerativen Energien.

Viele Ausbaupotenziale

Die Bestandsanalyse zeigte, dass mit der Biogasanlage in Kirchenlaibach, das bereits bestehende Bestandsnetz für Sportarena, Schule, Tagespflege und Rathaus, dem bereits im Bau befindlichen Wärmenetz im Ortszentrum und durch die Biogasanlage Guttenthau große erste Schritte bereits gemacht wurden. Angedacht ist das Wärmenetz auch für Teile des Speichersdorfer Südens. Aktuell wird die Wärmeversorgung bereits zu einem Drittel mittels erneuerbarer Energien gewährleistet. „Ausbaupotentiale sehen wir bei der extern bezogenen Biomasse, quartierweise Versorgung durch Biogas, PV-Frei- und Dachflächenanlagen. Hinzukommen Windkraftanlagen und möglicherweise lokal erzeugter Wasserstoff“, so die Referentin. Eine weitere Versorgungsmöglichkeit bietet die Geothermie mittels Erdwärmesonden, -kollektoren und Grundwasser. Es ist davon auszugehen, dass mit der Energiewende wesentlich mehr Strom benötigt wird. Treiber dafür sind die E-Mobilität und der mit Faktor fünf bis sieben wachsende für Wärme benötigte Sektor Strom durch Wärmepumpen. Bei der Aufdachphotovoltaik sind drei Viertel der Flächen bisher ungenutzt. Bei den Frei- und Agri-PV-Flächenanlagen teils auf privilegierten Flächen gibt es ein Gesamtpotential von 162 GWh/a, wobei Speichersdorf einen Endenergiebedarf von 61 GWh/a braucht. Eine wesentliche Ergänzung würden die Potentiale der Windenergie bei sechs Anlagen mit einer Gesamtleistung von 40,8 MW bringen. Neben den Biogasanlagen in Kirchenlaibach und Guttenthau stehen neben der Hackschnitzelheizung für den kommunalen Wärmeverbund in der Speichersdurfer Ortsmitte künftig auch die im Bau befindliche Biomasseheizanlage nahe dem Feuerwehrgerätehaus zur Wärmeversorgung zur Verfügung.

Im Herbst Info-Veranstaltung

Durch den Energieträger Holz werden aktuell 10,8 GWh/a erzeugt. Mit 30 Kilometer Entfernung ist man derzeit noch relativ weit weg von einem möglichen Wasserstoffkernnetz, wobei das vorhandene Ortsnetz grundsätzlich geeignet wäre. Basierend auf die Auswertung der durch IfE gesammelten Datenmasse wird nun ein Szenario für die Wahrscheinlichkeit und Wirtschaftlichkeit des Wärmenetzausbaues für die betrachteten Fokus- und Ausbaugebiete mit Auslegung geeigneter Wärmeerzeuger entwickelt. Porsch betonte in der kurzen Aussprache, dass es der Gemeinde wichtig ist, die Bürger über das Thema Wärmeversorgung und ihre zukünftigen Chancen zu informieren. Dazu wird eine Info-Veranstaltung für die Bürgerschaft in Herbst geplant. Die Gemeinde hat bereits im Vorfeld mit den ansässigen Anlagenbetreibern das Thema Wärme erörtert. IfE und Gemeinde gehen davon aus, dass der Fertigstellungstermin der Analyse Ende September nicht gehalten werden kann und die Kommune eine Verlängerung des Förderzeitraumes beantragen muss.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.