Besonders im Frühling freuten sich die Menschen auf das frische Grün aus der Natur. Löwenzahn, Giersch, Brennnessel, Beinwell, Salbei, Taubnessel, Bärlauch, Wiesenschaumkraut, Minze und Melisse, Spitzwegerich-Blättchen oder Sauerampfer: Es waren "ganz wilde" Zutaten, die bei einem Kochkurs in der modernen Klosterküche der Speinsharter Prämonstratenser verarbeitet wurden. Für manche Kleingärtner ein Ärgernis, war für Jutta Bundscherer und ihre zehn Kursteilnehmer, davon respektable vier Herren der Schöpfung, das „Grünzeug“ eine kulinarische Bereicherung.
Bundscherer, die bei den Patres in Speinshart arbeitet, ist als Meisterin der Hauswirtschaft auch für das leibliche Wohl der Chorherren zuständig. Nebenfrei frönt sie ihrem Steckenpferd. Und das ist die Wildkräuter-Küche. „Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen“: Diese Weisheit von Teresa von Avila ist für die umtriebige Kursleiterin Verpflichtung. Besonders der gesunden Kost fühlt sie sich verpflichtet. Dabei spielen die „Unkräuter“ eine wichtige Rolle.
Beim Kochkurs in der Klosterküche war davon von A bis Z die Rede. Jutta Bundscher weiß einfach alles über Stängel, Blätter und Blüten, ihre Heilwirkungen, ihre Aroma- und Vitalstoffe sowie natürlich über all die leckeren Dinge an vermeintlichen Unkräutern, die man erfinderisch oder nach alten überlieferten Rezepten auf vielfältige Weise verwenden kann.
Auch die Kursteilnehmer staunten über die ungeahnten Variationsmöglichkeiten der Wildkräuter-Küche. Kräuter hacken und sie mit Gewürzen verfeinern, Töpfe schwenken, Mehl, Bier, Eier und Salz dosieren und Ziegenkäse auf Beinwellblätter streichen: Schon die ersten Arbeitsschritte machten neugierig.
Unter Anleitung der Hauswirtschaftsmeisterin durften alle dann selbst loslegen. Nach einer Kurzeinführung in die Wildkräuterkunde fanden sich die Hobbyköche in einer ganz anderen Geschmackswelt wieder. In fröhlicher Runde ging es an die Zubereitung eines „grünen“ Festtagsmenüs: ein genussreiches Unterfangen.
Zum Grün aus dem Klostergarten in Bioqualität kamen eher rustikale Zutaten, wie Nüsse, Äpfel, Zwiebeln, Kartoffeln, Eier, Bananen, Dinkelmehl, Ziegenkäse, Zucker und Salz, Zitrone und Quark - sowie viele spezielle Gewürzmischungen aus der Klosterküche. Thymian und Bärlauch verströmten ihre wilden Düfte. Schon vor der Zubereitung warb die Seminarleiterin für das Besondere der Wildkräuterküche: „Der Genuss ist nicht nur eine Sache des Gaumens, sondern des Herzens.“
Dieser Leitgedanke sollte fortan eine wichtige Rolle spielen. Aufgeteilt in Zweier-Teams ging es daran, Smoothies, Suppen, Salate, Pestos und süße Extra-Köstlichkeiten zuzubereiten. Dabei ging es fleischlos zu: Vitaminbomben und Mineralstoffe triumphierten. Kalium und Kalzium, Magnesium und Vitamin C in 22-facher Wirkung steckten zum Beispiel im Brennnesselsalat - ein Superfood, auch blutdruck- und cholesterinsenkend.
Nach vielem Schnipseln, Brutzeln, Kartoffel-Schälen und stetem Nachwürzen entlud sich in edler Umgebung an festlich eingedecktem Tisch eine Geschmacksexplosion. Insgesamt neun Gerichte machten die Runde: beginnend mit einer Sauerampfer-Suppe mit Brotcroutons bis hin zum Krafttrunk aus Wiesen-Schaumkraut, Giersch, Bananen, Äpfeln und Orangensaft sowie einer Wildkräuter-Limonade verfeinert mit Bio-Zitronen, frischem Ingwer, Minze, Melisse, Gundermann und Taubnessel.
Beim Neun-Gänge-Menü empfahlen sich außerdem Wildkräuterspätzle mit Röstzwiebeln und Käse, in der Pfanne hellbraun ausgebraten, Löwenzahn-Ricotta-Nocken mit zerlassener Butter und Parmesan serviert, Beinwellfilets mit weichem Ziegenkäse bestrichen und als Blattpaar in Bierteig goldgelb ausgebacken, würzige Kräuterschnecken mit Quark sowie ein nussiger Wiesensalat aus jungen Labkraut-Trieben, Löwenzahn- und Spitzwegerich-Blättchen mit Äpfeln und mit Walnüssen und Sahne verfeinert. Das Kloster wurde zum Genusstempel und die Hobbyköche schwärmten: „Aus vermeintlichen und oft geschmähten Unkraut kann viel Gesundes und Leckeres entstehen, und das sogar mit heilsamer Wirkung.“















 
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