Für den Waldecker Heimat- und Kulturverein waren die Feiern zum 40-jährigen Vereinsjubiläum schon eine Geduldsprobe. 1979 gegründet, musste das Jubiläumskonzert mit Kompositionen des größten Sohnes Waldecks wegen Corona und Erkrankung von Musikern zweimal verschoben wurden. Nun klappte es beim 3. Anlauf mit einem Konzert in Speinshart mit dem Bamberger Streichquartett, einem kammermusikalischen Ausnahme-Ensemble.
Stimmungsvolle Streichquartette
Sich zunächst am Strahlenkranz der Wiener Klassik orientierend zeigten Milos Petrovic und Andreas Lucke (Violine), Branko Kabadaic (Viola) und Karlheinz Busch (Violoncello) internationale Klasse. Mit musikalischem Einfallsreichtum und melodischer Eleganz interpretierte das Ensemble zunächst die Sprache von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven. Mit Beethovens Streichquartett c-Moll, op. 18, Nr. 4 leuchteten die Signallampen einer musikalischen Welt, wie es der Neumarkter Karlheinz Busch charmant in seinen einführenden Worten formulierte. Auch mit Joseph Haydn's Streichquartett D-Dur, op. 20 Nr. 4 demonstrierten die vier Streicher die Experimentierlust der Komponisten und ihrer Vorahnungen zur musikalischen Zukunft.
Das Hauptaugenmerk lag allerdings im zweiten Teil des Konzertnachmittags in der Klosterkirche zu Speinshart auf einem weit weniger bekannten, aber mit der Region verbundenen Komponisten. Den zirka 200 Besuchern eröffnete sich dabei ein großes Spannungsfeld der Musikgeschichte.
Werk eines Waldeckers
Das Ensemble „entdeckte“ die bemerkenswerten Tonmalereien des lange Zeit eher unbekannten musikalischen Genies Hans Koessler (1853 – 1926) aus Waldeck bei Kemnath. Koessler lehrte viele Jahre an der Liszt-Akademie in Budapest und bildete dort nahezu alle namhaften ungarischen Komponisten der Zeit aus, darunter Béla Bartók, Zoltán Kodály und Emmerich Kálmán. Koessler war auch befreundet mit Johannes Brahms und ist ein Vetter des 20 Jahre jüngeren Max Reger. In Ungarn wurde Koessler wegen seiner Verdienste geadelt. Der Waldecker Heimat- und Kulturverein macht es sich zur Aufgabe, Koesslers Erbe zu bewahren.
Traumwandlerisch schön interpretierten die vier Streicher das „2. Streichquartett in g-Moll“. Ein Werk mit allen Gefühlslagen von der Schwermut des Heimwehs bis hin zur musikalischen Sprache der Zuversicht und Entschlossenheit. Eine Zugabe musste sein. Es handelte sich um ein Benefizkonzert.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.