Die Ankündigung, das ein Referent zu Gast ist, lockte so viele Interessenten wie noch nie in die Jahreshauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Eschenbach ins Gemeindezentrum. Der Redner wandte sich einem Thema zu, das all jenen unter den Nägeln brennt, deren Wälder klimabedingt zunehmend leiden. Aas beschrieb zuerst die Lage: „Der Wald bekommt bereits heute drastisch die Folgen des Klimawandels mit steigenden Temperaturen, Hitzeperioden und häufigeren Stürmen zu spüren.“ Er räumte ein, dass im Jahr 2018 der Rückgang der Niederschläge um 31 Prozent noch erträglich gewesen wäre, wenn dem Regen zum Jahresbeginn nicht ein dramatischer Witterungsverlauf gefolgt wäre, der Land- und Forstwirte zu den großen Verlierern machte.
Der Referent beklagte Trockenperioden, Stürme und Käferbefall, unter denen vor allem die Fichte, die wichtigste und häufigste Baumart in unseren Wäldern, massiv leidet. Auf vielen Standorten werde sie in Zukunft nicht oder nur mit hohem Risiko anbaubar sein. Er bescheinigte privaten und öffentlichen Waldeigentümern eine riesige Herausforderung, den Wald heute so umzugestalten, dass er auch in 100 Jahren unter veränderten Klimabedingungen gedeiht und seine wichtigsten Funktionen erfüllen kann. „Wie stark sich das Klima ändert und wie es sich auf den Wald auswirkt, wissen wir nicht“, gab der Biologe zu bedenken und forderte dazu auf, trotz Unsicherheit zu handeln.
So rief er zu einem konsequenten Waldumbau auf, dessen Ziel es sein muss, Mischwälder mit mehreren klimatoleranten Baumarten zu begründen. Den Vorrang gab er heimischen Arten wie Weiß-Tanne, Eiche, Buche, Elsbeere oder Feld- und Spitzahorn, von denen man erwarten kann, dass die besser als die Fichte an die zukünftigen Bedingungen angepasst sind. Für überlegenswert hielt er es, nach fremdländischen Baumarten zu suchen und versuchsweise Arten anzubauen, „die in ihrer Heimat in einem Klima wachsen, wie es bei uns vielleicht in 100 Jahren sein wird“. Hier gelte es jedoch, aus der Geschichte zu lernen. Für Aas war es wichtig, diesen Hinweis zu geben, weil die vor Jahrzehnten eingeführte Weymouth-Kiefer starken Schädlingsbefall hat.
Zu den möglichen neuen Baumarten zählte er den Mammutbaum, der deutlich mehr Holzzuwachs hat als die Fichte, die Libanon-Zeder mit einer Dauerhaftigkeit wie Teak und Robinie, die seit 40 Jahren in Bayreuth ohne Schäden wächst, oder die Edelkastanie, vergleichbar mit der Eiche und geeignet für saure und nährstoffarme Böden. Als weitere mögliche Alternativen stellte er die schnellwachsende, standorttolerante und für das Möbelgewerbe geeignete Baum-Hasel und die Walnuss vor, die bereits vor mehr als 2000 Jahren eingebürgert wurde und besonders für Auwälder geeignet ist.
Die Grüße des Landrats und seiner Bürgermeisterkollegen übermittelte Albert Nickl. Er sah im Wald die grüne Lunge und ein Juwel unserer Landschaft. Er rief dazu auf, die Realitäten anzunehmen und Weichen zu stellen, „damit der Wald nach 100 Jahren die gleiche Funktion erfüllt wie heute.
Zum positiven Jahresabschluss der FBG gratulierte Josef Liegl. Der Vorsitzende der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberpfalz sah im Waldpakt 2018 ein herausragendes politisches Signal und appellierte nach den Ausfällen des Vorjahres zu Nachpflanzungen. Mit Hinweis auf die jährlich in Deutschland eingeschlagenen rund 50 Millionen Festmeter und auf die zur Zeit eventuell doppelte Menge an Schadholz empfahl er den Waldbauern dringend: „Lernen sie mit dem Wald umzugehen!“
Das aktuelle Verbissgutachten, das Voraussetzung für den Abschuss von Reh- und Rotwild ist, stellte Forstdirektor Moritz Neumann in einem groben Überblick vor. Er nahm es zum Anlass für einen Aufruf an die Waldbesitzer: „Pochen Sie als Inhaber des Jagdrechts auf Abschuss. Jagd ist Eigentumssicherung.“ Der Forstmann rief dazu auf, Bestandslücken für den Waldumbau zu nutzen und die forstlichen Förderangebote in Anspruch zu nehmen.
Zu Vermarktungsergebnis, Mitgliederzuwachs und „toller Veranstaltung“ gratulierte Josef Fütterer, der vor wenigen Tagen als Vorsitzender des Bauernverbandes zurückgetreten war. Mit Blick auf den bevorstehenden Bauernmarkt in Eschenbach sprach er von einem Erfolgserlebnis, dem Stolz des Bürgermeisters, und sah in ihm ein Zeichen dafür: „Wir können etwas, wir schaffen etwas.“ Fütterer beschäftigt sich seit September 2013 mit dem Thema Stromtrasse und stellte der Versammlung provokante Produktionswerte vor: „Die Gemeinde Speinshart produziert 174 Prozent Ihres Strombedarf, der Landkreis Neustadt 60 Prozent, die Stadt München zwei Prozent."
Ein kurzes Resümee der FBG-Berichte zog stellvertretender Vorsitzender Markus Heining, stellte die Aktivitäten und Zahlen als eine Herausforderung an die Geschäftsführung heraus und wertete den Vortrag von Aas als Ermutigung.
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