Speinshart
31.07.2019 - 14:03 Uhr

Mission "Akkordeon"

Viel Gleichklang ist am Sonntag in Speinshart zu entdecken. Aus der Klosterstadt Waldsassen kommt ein couragiertes Orchester in das Klosterdorf. Da spielen Stiftländer für andere Oberpfälzer und beweisen kulturelle Vielfalt.

Matchwinner war am Sonntag in Speinshart das Akkordeonspiel. Mit einem schwungvollen Konzert und einem vielseitigen Programm setzt das Akkordeonorchester Waldsassen unter Leitung von Silke Polata bemerkenswerte Akzente und gewinnt neue Anhänger. Bild: do
Matchwinner war am Sonntag in Speinshart das Akkordeonspiel. Mit einem schwungvollen Konzert und einem vielseitigen Programm setzt das Akkordeonorchester Waldsassen unter Leitung von Silke Polata bemerkenswerte Akzente und gewinnt neue Anhänger.
Das Spiel mit Zügen, Tasten und Luft ist anstrengend. Doch die Waldsassener beherrschen ihre Instrumente meisterlich. Bild: do
Das Spiel mit Zügen, Tasten und Luft ist anstrengend. Doch die Waldsassener beherrschen ihre Instrumente meisterlich.

Schifferklavier, Ziehharmonika, Quetschn, Maurerklavier oder Schweineorgel: Der Volksmund ist auf der Suche nach „Kosenamen“ für das Akkordeon ziemlich erfinderisch. Das Instrument scheint eher für die Wirtshausmusik und für die musikalische Unterhaltung bei weinseligen Dorffesten die große Nummer zu sein. Diese Wahrnehmung täuscht spätestens nach dem Besuch eines Konzertes des Akkordeon-Orchesters Waldsassen. Der renommierte Klangkörper gastierte am Sonntag im Innenhof der Prämonstratenser-Abtei Speinshart. Und wie. Mit wildem Ziehen und Ruckeln an den wertvollen und mächtigen Instrumenten hatte die Vorstellung rein gar nichts zu tun. Das exquisite Musizieren mit dem Akkordeon, das eben mal 15 Kilogramm auf die Waage bringt, wurde im idyllischen Ambiente des Kloster-Innenhofes zum berauschenden Klangerlebnis.

Schon beim Eröffnungsstück bewies das Orchester blindes musikalisches Verständnis. Mit dem „Halleluja“ von Georg Friedrich Händel setzten die 16 Mitglieder unter Leitung der souveränen Dirigentin Silke Polata zu einem fulminanten Höhenflug an. Die Musik schafft besondere Momente. Erst recht, wenn das Zusammenspiel aus Musizierenden und Noten eine perfekte Einheit bilden. Diese demonstrierten die Klosterstädter mit ihrer Mission "Akkordeon". In bemerkenswerter Harmonie unternahm das Ensemble eine musikalische Reise durch halb Europa und einige Zeitepochen. Nach dem temperamentvollen Auftakt ging es gedanklich ins Theater. Mit klassischer Bühnenmusik von Georges Bizet aus dem Musikzeitalter der Romantik ging die musikalische Reise nach Paris, um danach sogleich mit „Italienischen Villanesken“ mediterranes Gefühlsleben zu entdecken.

Für die Stiftländer war Speinshart ein Heimspiel. Die klösterliche Atmosphäre stimulierte zu weiteren Höhenflügen. Zur Höhenluft für die Instrumente, zur Tonerzeugung eine Grundbedingung, gesellte sich die perfekte Klangeinheit. Die folgende dynamische Bandbreite instrumentaler Qualitäten offenbarte sich in einem charmanten Medley aus Mozarts „Zauberflöte“. Die Mächtigkeit des Vortrages sollte sich weiter steigern. Auszüge aus berühmten Opern kündigte Norbert Kotzbauer an, der informativ durch das üppige Programm führte. So wurde das Publikum im barocken Juwel der Klosteranlage mit dem Gefangenenchor aus „Nabucco“ und dem Zigeunerchor aus dem „Troubadour“ von Giuseppe Verdi mit einem einzigartigen Hörerlebnis belohnt.

In allzeit bereiter Fingerfertigkeit unternahmen die Akteure weitere musikalische Ausflüge. In schwebender Leichtigkeit gesellte sich das Orchester zur „Leichten Kavallerie“ von Franz von Suppé. Einmal im Galopp fiel ein weiter Sprung in Operette, Musical und Pop-Musik nicht schwer. Dirigentin und Geburtstagskind Silke Polata kitzelte aus dem Ensemble höchst Anspruchsvolles. Mit „Memory“ aus dem weltberühmten Musical „Cats“ und mit Beiträgen aus dem Album „ABBA Gold“ gelang ein pulsierender Melodienreigen. Mit dem schneidigen „Florentiner Marsch“ von Julius Fucik endete das Konzertprogramm, aber nicht das funkelnde Konzert.

Die gut 200 begeisterten Besucher entlockten dem Ensemble einige Zugaben. Und auch Böhmisches musste sein, sind doch die Nachbarn nicht weit. Unter anderem war es die Polka „Der böhmische Traum“, der die Hörerschaft zu einem Beifallssturm hinriss. Mit dem Auftritt war zugleich ein Jubiläum verbunden. Der Klangkörper besteht seit nunmehr 30 Jahren und bereichert die Musiklandschaft der nördlichen Oberpfalz. Der musikalische Nachmittag klang bei einer Begegnung im Kreuzgang und im Innenhof des Klosters aus.

 
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