Der Streuobstinitiative des Freistaates misst Speinsharts Bürgermeister Albert Nickl auch in seiner Eigenschaft als Kreisvorsitzender für Gartenbau und Landespflege große Bedeutung für die Kulturlandschaft und die Biodiversität bei. Bis 2035 sollen bayernweit eine Million Streuobstbäume neu gepflanzt werden. „Auch die Gemeinde Speinshart wird sich daran beteiligen“, verkündete der Bürgermeister in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Nickl informierte über die Möglichkeit, kostenlos Streuobstbäumchen, zum Beispiel Apfel und Birne, Zwetschge und Kirsche, zu erwerben. Ein Angebot für Kommunen, Vereine und Verbände. Diese können dann die Bäumchen und Sträucher unentgeltlich an Privatpersonen weitergeben.
Die gute Nachricht trübte Nickl mit dem Hinweis einer Förderung nur für Hochstämme. Viel praktikabler insbesondere für immer kleiner werdende Baugrundstücke sei das Pflanzen von Halbstämmen. Dafür werde er sich beim Landwirtschaftsminister verwenden, so Nickl. Nach Genehmigung des Förderantrages wird die Aktion in der Homepage der Gemeinde veröffentlicht, versicherte der Sitzungsleiter. Über die Gemeinde sei anschließend die Bestellung auch durch Privatpersonen möglich. Nickl würdigte in diesem Zusammenhang die Vorreiterrolle des Speinsharter Obst- und Gartenbauvereins mit Vorsitzendem Josef Höllerl. Der Verein betreue mustergültig schon vor Jahren angelegte Streuobstwiesen und trage dazu bei, den „Kulmgau“ zum Blühen zu bringen.
Kellerhausstraße vor dem Ausbau
Positives vermeldete der Bürgermeister auch zur Ausbauplanung der Kellerhausstraße in Speinshart. „Die Hürde ist genommen, das Straßenprojekt wird gefördert“, jubelte der Gemeindechef. Nickl gab in der Ratssitzung den Eingang des Zuwendungsbescheides bekannt. Aus dem Europäischen Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum (ELER) erhält die Gemeinde eine Förderung von 80 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Die Projektkosten schätzen die Planer auf zirka 449.000 Euro. Davon sind 366.000 Euro zuwendungsfähig. Daraus errechnet sich ein Zuschuss in Höhe von 293.000 Euro. Der Sitzungsleiter rechnet mit einem Abschluss der Baumaßnahme bis November 2024.
Bereits abgeschlossen sind die Flurstraßenerneuerungen in Höfen und Zettlitz. Der Bürgermeister dankte dem Amt für Ländliche Entwicklung für die sensationell hohe Förderung von 90 Prozent. Vollzug meldete der Bürgermeister für die ökologische Aufwertung und die „Runderneuerung“ der Entwässerungsgräben im Bereich Weiher- und Erlgraben durch die Firma Peter Hartmann aus Kötzersdorf in enger Abstimmung mit dem Wasser- und Bodenverband. Die Kosten der Sanierungsarbeiten betrugen 114.000 Euro. Schließlich erklärte Nickl auch die Bankettpflege zu beiden Seiten der „Betonstraße“ und die Reinigung des Soccerfeldes in Speinshart für abgeschlossen.
Verzehnfachung der Stromkosten?
Weniger Grund zur Freude und zum Dank bestand beim Thema der Bündelausschreibung für die Strombeschaffung der Kommunen. Bisher sei es dem beauftragten Büro Kubus im Benehmen mit dem Bayerischen Gemeindetag nicht gelungen, mit den Stromkonzernen für die nächsten Jahre akzeptable Preisvereinbarungen zu treffen. Nickl informierte über die dramatische Verzehnfachung des Strompreises für kommunale Kunden. Für einen Teil der Verbrauchsstellen müsse die Gemeinde mit der Einstufung in den Grundversorgungstarif und folglich mit noch höheren Strompreisen rechnen.
Noch sei allerdings „alles in Fluss“ so Nickl, der immer noch auf das Verhandlungsgeschick des Bayerischen Gemeindetages hofft. Vorsorglich kalkuliert der Bürgermeister mit einer Kostenexplosion bei der Strombeschaffung um zirka 115.000 Euro. Unausweichlich wäre in der Folge eine Hiobsbotschaft für die Verbraucher. Gebührenerhöhungen beim Abwasser um bis zu einem Euro je Kubikmeter Wasserverbrauch seien dann nicht mehr auszuschließen. Ein ähnliches Szenario zeichnete der Bürgermeister bei der Wasserversorgung. Auch der Wasserzweckverband müsste die gewaltigen Energiekosten an die Verbraucher weitergeben. Es drohe eine saftige Gebührenerhöhung von bis zu 50 Cent je Kubikmeter Wasserverbrauch.
Als letzte Rettung hofft Nickl auf eine „Strompreisbremse“ auch für Kommunen. Auf mögliche Energieeinsparungen eingehend verwies der Bürgermeister auf die schon vor einigen Jahren vorgenommene Umstellung der Straßenbeleuchtung auf stromsparende LED-Leuchtkörper und energiesparende Umrüstungen im Gemeindezentrum und in der Volksschule am Rauhen Kulm. Für Sparmaßnahmen in der Kläranlage habe die Gemeinde eine Potenzialstudie zur energetischen Optimierung in Auftrag gegeben.
Rotes Tuch zu „Roten Gebieten“
Rote Tücher gibt es zum Thema „Rote Gebiete“. Weniger Nitrat im Grundwasser – um das zu erreichen gibt es künftig mehr „rote Gebiete“, in denen weniger gedüngt werden darf. Die Pläne für die Neuausweisung „roter Gebiete“ wurden jüngst vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium als Reaktion auf eine Entscheidung der EU-Kommission versandt. Dagegen regt sich Widerstand bei den Bauern. Landwirte im gesamten „Kulmgau“ gehören zu Betroffenen, die wegen erhöhter Nitratwerte Nutzungseinschränkungen befürchten müssen, wusste der Bürgermeister und sprach von vielen Härtefällen.
Albert Nickl plädierte für ein transparenteres Verfahren, informierte über Gespräche mit Vertretern der Landwirtschafts- und Wasserschutzbehörden und lud alle Betroffenen und Interessierten zu einem Fachgespräch ein. Auf Vermittlung von Landtagsabgeordnetem Tobias Reiß wird die Veranstaltung mit Martin Schöffel aus Tröstau, einem Landwirtschaftexperten aus den Reihen des Bayerischen Landtages, am Samstag, 19. November, um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum Speinshart stattfinden.
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