Speinshart
08.08.2022 - 11:17 Uhr

Ukrainisches Nationalteam musiziert in Speinshart

Junge ukrainische Spitzenmusiker aus dem ganzen Land spielten am Freitagabend in Speinshart für die Ukraine. "Musik macht die Ukraine stark", so das bewegende Thema des Abends.

Angst, Schrecken und Verzweiflung herrschte am 24. Februar mit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Die Jugendlichen mussten mehrere Tage oder Wochen in Bunkern ausharren, erzählt Dirigent Serhkii Nesteruk. Nun spielen die rund 70 hochtalentierten jungen Leute nicht mehr in Odessa, sondern für ihr Land in Leipzig, München, Bonn, Luzern und beim Festival junger Künstler in Bayreuth. In der Klosterkirche brauste dem Jugendorchester eine emotionale Welle der Sympathie entgegen. Gänsehautatmosphäre herrschte im barocken Juwel der vollbesetzten Klosterkirche. Auch für die jungen Künstler sind es besondere Momente.

„In Krisenzeiten sind die Kunstschaffenden die besten Friedensbotschafter“, befand Festspielintendantin Sissy Thammer. Im Programm triumphierte jugendliche Unbekümmertheit. Symbolträchtig auch die Auswahl völkerverständigender Musik. Das Ensemble wollte mit einem grenzenlosen Konzert voller Wärme und Leidenschaft Brücken bauen. Schon zu Beginn erzählte das Orchester mit Beethovens Ouvertüre aus „Egmont“ Op. 84 eine tönende Geschichte aus Goethes gleichnamigem Trauerspiel, das vom Aufstand der Niederlande gegen die spanische Herrschaft handelt.

Im Mittelpunkt standen anschließend Werkzeuge der Kulturdiplomatie und eine Visitenkarte ukrainischer Kultur. „We are“ hieß das Stück des ukrainischen Komponisten Yuri Shevchenko, der aus der Melodie der ukrainischen Nationalhymne schöpfte. Für das Orchester ein strahlendes Gebet für das drangsalierte Land und ein politisches Statement gegen den russischen Angriffskrieg. Die Vorstellung von Werken ukrainischer Komponisten setzte sich mit der „Sinfonietta“ von Zoltan Almashi fort.

Nach der Pause verneigte sich das Orchester vor Wolfgang Amadeus Mozart. Als der 1787 nach Prag reiste, um die Figaro-Begeisterung zu erleben, hatte er eine neue Sinfonie im Gepäck, die dort uraufgeführt wurde und seitdem „Prager Sinfonie“ heißt. Eine packende sinfonische Vision, dramatisch opernmäßig, die dem „Youth symphony Orchestra of Ukraine“ angekündigt als Mozarts „Sinfonie Nr. 38 in D-Dur“ unbändig impulsiv gelang.

Es war ein furioses Konzert der begabtesten jungen Musiker, einer „ukrainischen Nationalmannschaft der Musik“. Nach dem Finale wollten die stehenden Ovationen des Publikums nicht enden. Die Botschaft der Völkerverständigung setzte sich bei draußen suptropischen Temperaturen im angenehm kühlen Ambiente hinter Klostermauern bei Gerstensaft und Klosterwein fort.

 
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