Zu Beginn des Festgottesdienstes, den die Blaskapelle im Beisein zahlreicher Ehrengäste musikalisch begleitete, hieß Bürgermeister Gerald Reiter am Kalvarienberg die Marienverehrer willkommen und dankte allen, die diesen Tag mit vorbereitet hatten.
Vor 20 Jahren feierte der damalige Schönseer Stadtpfarrer Anton Witt letztmals die Messe am Frauentag in Stadlern mit. „In alter Schönheit“, sagte der jetzt in Waldsassen lebende Ruhestandsgeistliche mit einem Schmunzeln am Beginn seiner Predigt. Denn im Gesicht spiegle sich nicht nur das Alter, sondern auch der Reifungsprozess eines Menschen. Wenn Menschen sich prägen ließen von Bosheit und Hass, sei deren Gesicht verbissen. Zuversicht und Schönheit strahlten jene Menschen aus, die ein Leben im Vertrauen zu Gott führten.
Schön oder knorrig?
Der Geistliche spannte einen Bogen zur Gottesmutter. Ihr Gesicht spiegle, weil Gott ihr Leben mitgestaltet habe, die Schönheit und die Güte Gottes wider. Mit einem von ihm mitgebrachten knorrigen Holzscheit symbolisierte der Priester zu dieser Aussage Gegensätzliches. Genauso knorrig blicke jeder, der auf seinem Weg keine Rücksicht auf andere nehme und diese immer wieder verletze. Hass mache hässlich. Gott habe deshalb Jesus Christus zu den Menschen gesandt, um Liebe zu bringen beziehungsweise diese zu erneuern. Ostern und das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel ließen einen Blick auf unsere Schönheit im Himmel werfen: Die Gemeinschaft bei Gott werde durchstrahlt von Liebe und Schönheit. Am 15. August werde Maria als Vorbild gefeiert. Wo Menschen ihr folgen, verändere sich der Alltag derer Gesicht und sie könnten Ja zum eigenen Leben sagen.
Reges Treiben herrschte mit dem Aufstellen der Verkaufsstände bald nach Sonnenaufgang entlang der Hauptstraße. „Je früher man dran ist, umso besser kommt man mit dem Fahrzeug durch“, meinte einer der Standbetreiber. Dafür, dass deren Arbeit reibungslos ablaufen konnte, hatten am Tag zuvor Sabine Markgraf und Stephan Vogl nicht nur mit schriftlicher Platzanweisung gesorgt. Das Team vom Bauhof war unter anderem auch dafür zuständig, dass genügend Hinweisschilder für die zahlreichen Besucher an Ort und Stelle waren.
Kräuterbuschen im Gepäck
Mit Glockengeläut zogen die ersten Pilger aus Tiefenbach und Schönau in die Wallfahrtskirche ein, anschließend dann die Wallfahrer aus Schönsee, die traditionell „über den Berg“ nach Stadlern kommen. Pilgerin Julia aus Breitenried ist zum ersten Mal zu Fuß mit dabei. Das Gebet in der Gemeinschaft auf dem Weg sei für sie etwas Besonderes. Ein anderes Duo aus dem Landkreis Cham war mit dem Golfwagen im Grenzort. Für Eva aus Heinrichskirchen ist es ein Muss, an diesem Tag den Festgottesdienst unter freiem Himmel in Stadlern mitzufeiern. Sie hatte einen großen Kräuterbuschen mitgebracht, der zum Abschluss der Messe gesegnet wurde.
Das Schlendern zwischen den Verkaufsständen am höchsten Festtag der Gemeinde gehört für jeden Wallfahrer dazu. „Mia schaua durch, wos alles ham“, hört man im Vorbeigehen in der Hauptstraße immer wieder. Nicht verborgen bleibt aber allen, dass sich langsam die Reihen der Anbieter lichten. Die meisten der Fieranten kennen sich untereinander. Im Gespräch mit ihnen erinnert sich der ein oder andere daran, dass mancher Standbetreiber altersbedingt aufgegeben hat oder im Familienkreis keinen Nachfolger für diese Art von Geschäft findet. Unweigerlich kommt da auch die Aussage, dass selbst kleine Gebrauchsartikel, die fest im Angebot eines Kirwastandes zu finden sind, inzwischen übers Internet bestellt werden.
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