Gestiegene Einnahmen sind stets willkommen. Auch im Abfallwirtschaftszentrum des Landkreises Tirschenreuth freut man sich über Zahlungen, die positive Auswirkungen auf die Restmüllgebühren haben. Im Klartext: Ohne Einlagerungen auf der Reststoffdeponie müssten die angeschlossenen Haushalte viel mehr für die Mülltonnenleerung und Sperrmüllentsorgung berappen. Nun steigert ein besonderer Posten aus Waldsassen den Gewinn.
Die Abfallwirtschaft und Reststoffdeponie des Landkreises Tirschenreuth wird als eigenbetriebsähnliche Einrichtung geführt. Sie profitiert vom Gewerbe der Abfallentsorgung, denn Landkreise aus ganz Bayern lagern Boden und Steine, Bitumen- und Baustoffgemische in Steinmühle ein. Allein 46.000 Tonnen aus der ehemaligen Gipsformendeponie in Waldsassen kamen vergangenes Jahr hinzu. Weitere 40.000 Tonnen sind noch vor Ort an der Baumeister-Emil-Engel-Straße, wo Gipsformen bis in einer Tiefe von vier Metern entsorgt werden müssen.
Höhere Müllgebühren ab 2025
Darüber informierten Fachgebietsleiter Andreas Meyer und der Leiter des Abfallwirtschaftszentrums, Peter Förster, im Ausschuss für Abfallwirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt und Energie. Neben den höheren Anlieferungsmengen gab es erhebliche Erstattungen für Profilierungsmaterial bei der Oberflächenabdichtung. Finanziell erfreuliche Folge: Statt eines erwarteten Abbaus von 44.800 Euro stieg der Gewinnvortrag um 891.499 Euro an und erreicht nun rund 2,5 Millionen Euro.
"Das schaut relativ gut aus", blickte Förster auf die Erträge, relativierte jedoch: "Bis 2026 wird der Gewinnvortrag vermutlich aufgebraucht sein." Für das laufende Jahr sei durch das Material aus Waldsassen noch mit höheren Einnahmen zu rechnen, aber dann sei Schluss. Im Gegenzug nannte der Deponiechef Mehrausgaben für die Biotonne und höhere Abschreibungen durch das neue Verwaltungsgebäude. Nicht zuletzt seien durch die steigende CO2-Abgabe bei der Müllverbrennung in Schwandorf beträchtlich höhere Ausgaben zu erwarten. "Wir müssen ab 2025 neu kalkulieren und die Müllgebühren ziemlich sicher erhöhen", warnte Förster schon mal vor.
31.047 Tonnen von auswärts
Im Deponiebericht nannte Andreas Meyer einige Besonderheiten. So konnte die Oberflächenabdichtung in einem bereits verfüllten Abschnitt der Deponie noch nicht abgeschlossen werden, weil das Wetter erst zu trocken und dann zu nass war. Auch beim Einbau der Gipsformen aus Waldsassen ergab sich ein Problem: "Das Material war nicht so standfest wie gedacht und wurde bei Nässe recht schlammig, so dass es nur bedingt am Fuß der Böschung eingebaut werden konnte." Erst eine stabilisierende Kalk-Zement-Mischung erlaubte eine bessere Verdichtung und mehr Auflast.
Dem Deponiebericht war zu entnehmen, dass insgesamt 87.381 Tonnen (Vorjahr: 79.936) angeliefert wurden. Von Partnern aus anderen Landkreisen stammen 31.047 Tonnen. Neu hinzugekommen sind Lieferverträge mit Regensburg und Straubing.
Rund 56 Prozent des Materials sind Boden und Steine. Weitere größere Fraktionen sind Bitumengemische (12 Prozent), asbesthaltige Baustoffe (9 Prozent), kohlenteerhaltige Bitumengemische (7,7 Prozent), Rost- und Kesselaschen (5,4 Prozent). Bei allen Anlieferungen gab es eine Sichtkontrolle und bei Bedarf weitergehende Überprüfungen, sagte Andreas Meyer. 19 von 7204 Anlieferungen wurden ganz oder teilweise zurückgewiesen, weil sie brennbare oder anderweitig nicht zugelassene Abfälle enthielten. Bei der Grundwasserkontrolle sei die Auslöseschwelle für Nitrat und für Sulfat in einigen Fällen leicht überschritten worden, wobei die Trinkwasserverordnung deutlich höhere Werte erlaube.
Die aus der Deponie abgesaugten Gasmengen gehen seit Jahren zurück. 2022 fielen rund 45.000 Kubikmeter an, die komplett mit einer Hochtemperaturfackel verbrannt wurden. Eine Verwertung ist laut Bericht seit 2020 nicht mehr möglich. Regelmäßig überprüft werden die Ausgasungen der Deponie: "Minimal höher als in den 1990er Jahren", kommentierte der Fachbereichsleiter. Er ging davon aus, dass sich die Emissionen nach der Abdichtung eines Bauabschnitts bis zum Sommer wieder auf ein normales Niveau einpendeln.
Restlaufzeit mehr als 30 Jahre
Auf dem Deponiegelände arbeitet seit 2012 eine Photovoltaik-Anlage. Ins Stromnetz eingespeist wurden vergangenes Jahr 1.382.650 Kilowattstunden, etwas mehr als 2021. Der Erlös ist im Bericht mit 258.778 Euro beziffert.
Nicht fehlen durfte in der Sitzung ein abschließender Blick auf die voraussichtliche Restlaufzeit der Deponie Steinmühle. "30 bis 40 Jahre", schätzte Andreas Meyer anhand der Zahlen: Bei einem Gesamtvolumen aller Bauabschnitte von 2,4 Millionen Kubikmetern steht aktuell noch knapp 1 Million Kubikmeter zur Verfügung. Die Berechnungen gehen von einem Jahresverbrauch von 20.000 bis 25.000 Kubikmetern aus.
Drei Anlieferungsstellen in Steinmühle
- Zweckverband Müllverwertung Schwandorf: Annahme von brennbaren Haushaltsabfällen (gegen Gebühr)
- Reststoffdeponie: Annahme von nicht brennbaren Abfällen wie belasteter Bauschutt, Asbestzement, Mineralwolle (gegen Gebühr)
- Wertstoffsammelstelle:Annahme von Sperrmüll und Elektrogeräten aus Haushalten sowie verschiedenen Wertstoffen (in Restmüllgebühr enthalten)
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.