Altbürgermeister Konrad Kraus feiert seinen 85. Geburtstag am Donnerstag, 26. Januar, erstmals nicht mehr so groß wie die bisherigen runden Geburtstage. „Ich muss mit meinen Kräften haushalten“, sagt er und wirkt dabei überhaupt nicht so, als könnten ihm diese Kräfte bald ausgehen. Zusammen mit seiner Frau Anni, die er „sofort wieder heiraten tät'“, erinnert sich der „Gerstbauer“ im Gespräch mit Oberpfalz-Medien an ein langes politisches Leben - von den angstvoll mitgehörten Drohungen von SS-Leuten gegen seinen Vater bis zu seinem eigenen freiwilligen Ausscheiden nach 24 Jahren als Bürgermeister im Jahr 2002.
Mit der Kommunalpolitik ist Konrad Kraus aufgewachsen. Sein Vater war im Dritten Reich Zweiter Bürgermeister, trat aber aus der NSDAP aus und legte sein Amt nieder. Kraus sagt, er könne sich noch an das Geschrei und Weinen im Gerstbauer-Hof erinnern, als Nazis seinem Vater gedroht hätten, er komme wegen seines Austritts aus der Partei ins Lager in Flossenbürg. Das und die Erzählungen seines schon Anfang der fünfziger Jahre verstorbenen Vaters hätten ihn früh zu der Überzeugung gebracht, dass es notwendig sei, für die Demokratie zu kämpfen.
Mit 28 Jahren wird er erstmals in den Gemeinderat gewählt. Wenige Jahre vorher hat er seine Anni geheiratet, die schon in den neuen Hof am Lanzer Weg zieht, wohin die Familie 1954 ausgesiedelt ist. 12 Jahre später, Kraus ist gerade 40 geworden, wird er zum Bürgermeister seiner Gemeinde gewählt. Er soll es vier Amtsperioden lang bleiben.
Als er 1978 Bürgermeister wird, gibt Konrad Kraus die Milchkühe auf, beschränkt sich auf eine nicht mehr so arbeitsintensive Bullenmast. Es verlangt ihm trotzdem einiges ab, das damals wie heute noch nebenberufliche Bürgermeisteramt mit der Landwirtschaft unter einen Hut zu bringen. Seine Frau Anni ist mit den vier Buben mehr als ausgelastet. Aber es sind Jahre des Aufbaus in Störnstein: Im Ort findet die erste Dorferneuerungsmaßnahme in der Oberpfalz statt, Kraus führt unzählige Besuchergruppen durch das Dorf. Baugebiete werden ausgewiesen, Kindergarten und Feuerwehrhäuser gebaut. Und als er 2002 mit 64 Jahren beschließt, nicht erneut zur Wahl anzutreten, fängt er an, Bücher zu schreiben: einen Ratgeber mit Beispielreden für jede Gelegenheit, eine Geschichte seines Heimatortes und die fast 600 Seiten umfassende Chronik seiner Familie.
Konrad Kraus feiert am Donnerstag von 15 Uhr an öffentlich in der Zoiglstube Hirmer. Er bittet ausdrücklich darum, ihm keine persönlichen Geschenke zu machen; er sammelt statt dessen wie bei den zurückliegenden Geburtstagsfeiern für einen guten Zweck, diesmal für Flüchtlingskinder aus der Ukraine.
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