Wie so oft im Leben gilt auch für richtiges Streiten: Das Mittelmaß ist entscheidend. Ungesund lebt, wer zuviel streitet – und ungesund lebt, wer alles runterschluckt und sich nicht wehrt. Psychologen und Mediziner wissen, dass Groll und Bitterkeit nicht förderlich sind für die Gesundheit. Ein heftiger Streit von zehn Minuten beispielsweise kann für Körper und Psyche so anstrengend sein, wie ein achtstündiger Arbeitstag. Wer also immer wieder in lautstarke Gefühlsausbrüche verfällt, tut sich selbst nichts Gutes: Blutdruck und Puls erhöhen sich, die Atmung wird schneller und flacher, Blutgefäße verengen sich, Muskeln spannen sich an – die Nebenniere schüttet Adrenalin und Noradrenalin aus. Während früher solche körperlichen Reaktionen für Menschen in Gefahrensituationen wichtig und richtig waren, führen derartige Ausbrüche heute mittel- und langfristig zu dauerhaftem Bluthochdruck, verengten Gefäßen und Herz-Kreislauf-Problemen. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ärger und Streit als Lösung sind also von enormer Bedeutung. grundsätzlich ist es wichtig, versöhnlich auf seine Mitmenschen zuzugehen, bereit zu sein, zu verzeihen.
Streiten ohne Lösung macht nachweislich krank
Leichter gesagt, als getan. Doch die Anstrengungen lohnen sich, denn Ärger ohne Lösung, ohne Versöhnung löst nachweislich Kopfschmerzen aus und verkürzt das Leben. Forscher und Psychologen sehen 20 Prozent der Bevölkerung diesbezüglich gefährdet, jene nämlich, die an einem „Feindseligkeitssyndrom“ leiden. Diese Menschen sind chronisch zum Ärger bereit, leicht erregbar und tendenziell aggressiv. Charakteristisch für diese Menschen ist, dass sie von einem Ärger in den nächsten stolpern, es gibt ständig Neues, über das sie sich aufregen können. Weitere 20 Prozent der Bevölkerung sind besonders gelassen, der Rest bewegt sich dazwischen. Darauf weist die Techniker Krankenkasse hin – und liefert auch gleich wertvolle Tipps, wie man mit Ärger umgehen kann.
Verhaltensregeln für konstruktives Streiten
Erster Schritt: Lassen sie zu, dass sie sich ärgern. Ärger ist eine normale körperliche Reaktion. Ist sie erst einmal da, können sie sie nicht auf Knopfdruck abstellen, weder mit guten Gedanken noch mit Entspannungstechniken und schon gar nicht mit dem Befehl an sich selbst, sich nicht zu ärgern. Nehmen sie den Ärger also erst einmal an, wie er ist. Erlauben sie sich, ihn zu fühlen, ohne gleich aktiv zu werden. Das hilft, Distanz zu gewinnen. Wenn sie ihren Ärger nicht zusätzlich füttern, etwa mit Grübeleien, Rachegedanken, Schuldgefühlen oder schimpfen, wird er meist nach kurzer Zeit abklingen.
Ärgern oder nicht ärgern – das ist hier die Frage
Ärger ist mit einem Impuls zum Handeln verbunden. Schreien, drohen oder angreifen – das liegt nahe, wenn man sich ärgert. Aber nichts zwingt sie, diesen Impulsen zu folgen. Sie können sich entscheiden, was sie tun. Zum Beispiel dafür, erst einmal tief durchzuatmen und in Ruhe die Lage zu sichten. Worüber ärgere ich mich genau? Was am Verhalten des anderen stört mich? Was denke ich über seine Gründe? Wir ärgern uns über das Verhalten eines anderen Menschen vor allem, wenn wir ihm unterstellen, dass er uns mit Absicht oder purer Nachlässigkeit behindern, schaden oder herabsetzen will. Der Kollege, der uns herablassend behandelt hat. Der Autofahrer, der trotz grüner Ampel nicht über die Kreuzung fährt. Der Partner, der den Müll nicht hinausgetragen hat, obwohl er es versprochen hat. In all diesen Fällen kann das Verhalten des anderen ganz andere Gründe haben als schlechte Absichten oder Nachlässigkeit. Der Kollege hat es vielleicht eilig, der Autofahrer lässt Fußgänger passieren und der Partner ist noch nicht dazu gekommen, den Müll herunterzutragen, weil er für das Abendessen eingekauft hat. Und selbst wenn jemand uns mit Absicht schaden will, hilft es uns vermutlich nicht, wütend zu reagieren. Es würde lediglich dem anderen die Befriedigung geben, uns leiden zu sehen.
No-Go: Beleidigungen bringen niemanden weiter
Wollen sie erreichen, dass der andere sein Verhalten ändert, dann suchen sie am besten das Gespräch mit ihm. Steigert sich das Gespräch zum Streitfall, handeln sie nach diesen konkreten Verhaltensregeln: Vermeiden sie Pauschalierungen wie „nie“ oder „immer“, nennen sie stattdessen Fakten und konkrete Beispiele. Verwenden sie hingegen durchaus „ich-sätze“ wie „Es hat mich sehr verletzt, dass …“ damit wird dem gegenüber vermittelt, was man selbst fühlt. Das Vermitteln der eigenen Emotionen kann wertvolle Basis sein für ein konstruktives Streitgespräch. Kontraproduktiv sind Beleidigungen, diese kommen im erregten Streitfall zwar schnell über die Lippen, doch es sollten alle Anstrengungen unternommen werden, genau diese zu vermeiden. Beleidigungen bringen niemanden weiter.
So kann Weihnachten ein Versöhnungsfest werden
Weiterhin wichtig – auch wenn es im Eifer des Gefechts schwerfällt: Dem gegenüber zuhören, den Anderen ausreden lassen. Es hilft ungemein, sich in die Lage des Anderen hineinzuversetzen, sich ernsthaft und ehrlich zu fragen, warum die andere Seite dies und jenes so sieht. Ein konstruktives Streitgespräch zeichnet sich am Ende durch einen Lösungsvorschlag aus, einen Vorschlag, mit dem beide Seiten gut leben können, wo niemand sein Gesicht verliert. So ist es möglich, dass Weihnachten wahrlich das Fest der Versöhnung werden kann. Und das tut jedem gut.













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