Der lange Zug durch den kleinen Ort, der sich als Faschingshochburg einen Namen gemacht hat, wollte schier nicht abreißen. Angeführt wurde er von Landrat Thomas Ebeling, der mit Pressesprecher Hans Prechtl vorneweg fuhr.
Dann zeigten Faschingsgesellschaft und zahlreiche Stullner Gruppen, welches kreative Potenzial in der Region steckt. "Vorbei ist die Insektenkrise, d'Stullner ham a Wiese", stand zu lesen auf einem Wagen, der von Bienen und Schmetterlingen umschwirrt war. Das Volksbegehren zur Artenvielfalt hatte gleich mehrere Teilnehmer zu einer närrischen Interpretation inspiriert - auch mit kritischen Untertönen wie "Bienen retten, Bauern verrecken". Nicht nur Insekten, auch elegante Raben und rosa Häschen ließen sich bestaunen, letztere völlig furchtlos: "Die Stullner Hasen feiern ein Fest, die Jäger haben ja die Hasenpest", stand da zu lesen über einem recht erschöpft wirkenden Jäger aus Pappe.
Viel Märchenhaftes fand an diesem Tag seinen Weg durch die Ortschaft, durchmischt mit politischen Anspielungen. "Söder neigt zu Größenwahn, er will in die Erdumlaufbahn", titelten die Bayerischen Weißwurst-Astronauten, die eine überdimensionale Weißwurst über den Köpfen der Zuschauer kreisen ließen: "Völlig losgelöst von der Realität schwebt a Weißwurst - a drum Gerät." Einbürgerungstests und Pflegenotstand waren ebenso Themen wie die amerikanischen Pläne zum Mauerbau. "Trump lässt uns nicht in sein Land hinein, drum sind wir jetzt in Pfreimd daheim", war auf dem Wagen der "Borderwall Construction Co" zu lesen. Eine Gruppe recht haariger Außerirdischer fackelte erst gar nicht lange in Sachen Einwanderung und machte klar. "Etza kumma mia mit da Mir." Das neue Baugebiet Stulln-Ost, Parzelle 15, war ihr erklärtes Ziel für eine Ansiedlung.
Wer in Sachen Dialekt Nachhilfe brauchte, konnte sich vertrauensvoll an die Dialekt-Schule wenden, die mit großer Tafel und ein paar Beispielen wie "Blempl", Laggl", oder "Guggan" auftrat. Nebenbei spuckte der Gaudiwurm auch Popcorn, Chips, Bonbons und Gummibärchen aus, und verdursten musste auch keiner der Zuschauer. "Kein Plastik im Meer, lieber nen Bacardi her", hatte einer Gruppe von Fischern und Meeresbewohnern als Motto gewählt. Sie hätten am Ende in Stulln in Sachen Plastik und Scherben einen gewaltigen Fang machen können.
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