Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, ruft der Landkreis Schwandorf regelmäßig die Rettungsorganisationen zu einer Übung zusammen. So auch in Stulln am Samstag: Im Feuerwehrhaus traf sich der Krisenstab zur Koordinierung des Einsatzes. Der Vertreter der Fluorchemie Stulln, Thomas Berger, erläuterte das Szenario.
Der Schichtführer der Firma stellt am Morgen fest, dass ein Stromausfall alle Brauchwasserpumpen auf dem Gelände lahmgelegt und die Wasserförderung aus dem Brunnenfeld zwischen A 93 und Naab zum Erliegen gebracht hat. Und die Wasserreserven im Hochbehälter am Stullner Berg reichen für die Kühlung der Fluor-Wasserstofftanks nicht aus. „Die Brauchwasserleitung im Werksgelände kann damit nicht mehr aufrecht erhalten werden“, so die Information der Werksleitung.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehren legten von einem Hydranten am Stullner Berg aus eine 900 Meter lange Leitung, füllten den Hochbehälter und stellten damit die Versorgung der Brauchwasserleitung wieder her. Neben den Feuerwehren standen auch Helfer des Roten Kreuzes, der Johanniter und des Technischen Hilfswerkes bereit. Denn, sollte es zu einer Freisetzung von Fluor-Wasserstoff kommen, müsste die Stullner Bevölkerung evakuiert und in Notunterkünften untergebracht werden. Dieser Teil des Übungsszenarios bleibt an diesem Tag aber nur hypothetisch.
Bei der Abschlussbesprechung bedankten sich Kreisbrandrat Christian Demleitner, der Sachgebietsleiter „Sicherheit“ am Landratsamt, Gerhard Domeier, Bürgermeister Hans Prechtl und die Vertreter des Stullner Chemiewerkes bei den Einsatzkräften für die reibungslose Zusammenarbeit.
Die Fluorchemie Stulln GmbH ist eines von fünf Nachfolgeunternehmen der ehemaligen VAW-Flussspat-Chemie GmbH. Die Unternehmensgruppe besteht heute aus den Werken Fluorchemie Dohna GmbH und Fluorchemie Stulln GmbH sowie dem mit der Rohstoffgewinnung befassten Unternehmen Mitteldeutsche Fluorit GmbH und zählt zu den führenden Anbietern von Fluorwasserstoffsäure und fluorchemischen Produkten. Der Flussspat ist der Ausgangsstoff für alle Fluor-Wertschöpfungsketten.
Im Landkreis Schwandorf gibt es drei Störfallbetriebe, die mit Gefahrenstoffen im Sinne der Störfall-Verordnung hantieren, die bei Fehlern in der Handhabung schwerwiegende Auswirkungen auf die Umgebung haben können. Zu ihnen gehört die Flurchemie in Stulln. Weitere Betriebe sind die Firmen Tyczka in Fensterbach und NABU in Stulln.
Nachfolgebetriebe der einstigen VAW-Flussspat-Chemie GmbH
- Fluorchemie Stulln GmbH: Vor 30 Jahren auf dem früheren Gelände der VAW-Flussspat-Chemie GmbH gegründet.
- Pharma Stulln: Im Jahre 2002 ausgesiedelt und Neubau eines Werkes in unmittelbarer Nachbarschaft zum VAW-Gelände.
- NABU Oberflächentechnik: 1982 Gründung der Sparte Oberflächentechnik der VAW-Flussspat-Chemie Stulln. 2012 Neubau am Standort Stulln.
- Firma Agro: Seit über 50 Jahren Netzschwefelproduktion am Standort Stulln.
- Firma Xella-Hebel: Hersteller modularer Bausysteme
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