Horst Schwemmer, der Geschäftsführer des Bund Naturschutz, hat diese Ecke beim Wandern zufällig entdeckt. Jetzt ist er mit dem bekannten Entomologen und Wildbienenspezialisten Dr. Karl-Heinz Wickl, der übrigens beim streitbaren und bekannten Professor Josef Reichholf promoviert hat, dorthin gekommen, um sich die Stelle genauer anzusehen. "Insgesamt eine hervorragende magere, schüttere Fläche mit vielen Blühpflanzen und wohl viel mehr als 50 verschiedenen Wildbienenarten in einer ansonsten sehr agrarischen Landschaft", charakterisiert der Insektenforscher die Entdeckung. Er identifiziert sofort die Skabiose-Flockenblume, wichtig für die Furchenbiene, die Wiesenglockenblume, Nahrungsquelle für Sand- und Mauerbienen. "Alle blühenden Pflanzenarten sind bedeutende Nektar- und Pollenspenderpflanzen für bis zu 24 Arten von Wildbienen."
Horst Schwemmer definiert neben der Wilden Möhre derweil den Kriechenden Hauhechel, Leimkraut, Süßen Tragant, Johanniskraut, Acker- Wachtelweizen - sie sind alle nicht häufig, einige davon stehen auf der Roten Liste. "Insgesamt finden wir hier sehr viele Schmetterlinge, zum Beispiel viele Bläulinge, Wiesenvögelchen und Goldene Acht. "Ich kenne wenig vergleichbare Magerrasen in den Landkreisen Amberg-Sulzbach, Neumarkt und Regensburg. Die Fläche wird nicht genutzt und dürfte seit Jahrzehnten unverändert sein", bilanziert Wickl. Helle Flecken auf dem Boden verraten die Nester der Furchenbienen, die alleine wohnen. Es sind viele, und hier können sie ungestört hausen und brüten.
Doch wo sind die gelben, roten und blauen Tupfer anderswo in der Landschaft? Man sucht sie großflächig zum Teil vergebens, die Nektar- und Pollenspender für unsere Insekten. Selbst die wenigen Straßenränder oder Grünflächen in den Kreiseln werden weggemulcht. Horst Schwemmer richtet die Aufmerksamkeit nun auf eine andere Tatsache: "Ein Lichtblick sind deshalb mittlerweile die Blühflächen, die Landwirte bis zu drei Hektar groß anlegen können." Blühflächen sind Ackerflächen, die mit artenreichen Mischungen von Blütenpflanzen eingesät werden und für eine Zeit von ein bis fünf Jahren die Landschaft verschönern. Sie sind ein vielfältiger und attraktiver Lebensraum auf Zeit.
Schwemmer weiß auch ein Beispiel: "Landwirt Thomas Weiß und seine Frau Kathrin aus Vilseck haben einen Teil ihrer Wirtschaftsflächen quasi aus der Nutzung genommen. Dafür erhalten sie einen finanziellen Ausgleich. Mit Mais könnten sie mehr erwirtschaften, aber beide sind überzeugt, dass es wichtig ist, dass auch Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und andere Insekten Nahrung finden müssen." Blühflächen fördern die Artenvielfalt, zeigt sich Schwemmer überzeugt. "Dem Beispiel von Kathrin und Thomas Weiß sollten noch mehr folgen, das Amt für Ernährung und Landwirtschaft sollte die Werbung für solche Flächen verstärken."
Grundsätzlich wünscht sich Schwemmer einen größeren Anteil an ökologisch wirtschaftenden Betrieben, unterstützt aber die Bestrebungen des konventionellen Landbaus, vielfältiger zu wirtschaften.
Die Kulturlandschaft werde maßgeblich durch die Landwirtschaft geprägt und habe sich stark verändert. Das Nahrungsangebot für Blüten besuchende Insekten werde immer knapper. Doch es sieht noch nicht ganz so schlecht aus bei uns - aber nur, weil manche gegen den Trend steuern. Und weil immer noch solche Oasen existieren, wie sie Horst Schwemmer entdeckt hat.
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