Sulzbach-Rosenberg
11.04.2019 - 14:51 Uhr

Hundert Jahre ist der Bauverein alt, aber noch immer voller Leben

Die Wartezeit ist mitunter sehr lange. Die Wohnungen des Bauvereins Sulzbach-Rosenberg sind begehrt. Zum 100-jährigen Jubiläum, das am Samstag gefeiert wird, steht der Verein als Garant für erschwingliche Mieten absolut schuldenfrei da.

Die Standorte der Häuser des gemeinnützigen Bauvereins Sulzbach-Rosenberg, bei dem der Genossenschaftsgedanke im Vordergrund steht , sind in der Rosenberger Straße, Untere Gartenstraße (im Bild ein Teil der dortigen Wohnhäuser) , Rosenstraße, Königsbergstraße und in Neukirchen in der Bauvereinsstraße. Bild: Andreas Royer
Die Standorte der Häuser des gemeinnützigen Bauvereins Sulzbach-Rosenberg, bei dem der Genossenschaftsgedanke im Vordergrund steht , sind in der Rosenberger Straße, Untere Gartenstraße (im Bild ein Teil der dortigen Wohnhäuser) , Rosenstraße, Königsbergstraße und in Neukirchen in der Bauvereinsstraße.

Die Wurzeln des Gemeinnützigen Bauvereins liegen im Jahr 1919, als sich gemäß Presseinformation zwölf Männer in der Brauerei Sörgel zusammensetzten, um ein zu damaligen Zeit mutiges Unternehmen zu gründen, den Bauverein Sulzbach. Warum mutig? "Damals, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, lebte die ganze Bevölkerung in einer wirtschaftlichen Krise, die sich insbesondere auf den Bausektor auswirkte. Die Leute hatten wenig Geld, die Firmen litten an Materialmangel", sagt Vorsitzender Manfred Pickel beim Blick in die Historie.

Bis 1935 schon 18 Häuser

Daher hätten sich diese Männer zur Gründung einer Genossenschaft entschlossen, um durch den Gemeinschaftsgedanken die vorhandenen Schwierigkeiten leichter meistern zu können. Schon 1920 konnte gemäß der Chronik mit der Bautätigkeit begonnen werden. 1923 herrschte noch die Inflation. Ein Auszug aus dem Jahr 1923 belegt, dass die Aufnahmegebühr 50 Millionen Mark kostete, 100 Millionen Mark ein Geschäftsanteil. "Trotz allem entstanden bis 1935 schon 18 Mehrfamilienhäuser. Für damalige Verhältnisse ein stolzes Ergebnis. Während des Zweiten Weltkrieges beschränkte sich die Tätigkeit auf Reparaturen und Erhaltung des Besitzes. 1951 wurde die Bautätigkeit fortgesetzt. Bis 1960 kamen weitere fünf Häuser dazu", so Pickel weiter.

Bis zum Jahr 1972 entstanden 37 Wohnungen, begünstigt durch den Kauf des 16 000 Quadratmeter großen Grundstücks Sörgel-Weiher (heute Königsbergstraße) unter Aufsichtsratsvorsitzendem Herbert Langer. Dort gehören heute dem Bauverein fünf Häuser. Das letzte Haus wurde laut Aufzeichnungen des Vereins 1990/91 fertiggestellt. Ein größeres Grundstück ist noch unbebaut. 1979/80 wurde der Bauverein Neukirchen mit fünf total renovierungsbedürftigen Häusern, Baujahr 1923 sowie 1952/54, und ein unbebautes Grundstück übernommen. Zuerst mussten die Kanalisation und alle Dächer erneuert werden. Danach folgte die Modernisierung der Wohnungen mit Bädern, Balkonen und Terrassen.

Zwei Großbrände

Wie Aufsichtsratsvorsitzende Manuela Meißner beim Pressegespräch angibt, gingen in Sulzbach-Rosenberg die Instandhaltungs-, Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten bis heute weiter. "Größere Maßnahmen waren Zuschnittsänderungen, neue Bäder, Balkone und Terrassen. Vor allem Dachgeschosswohnungen, die zu klein, ohne Bad und daher schlecht vermietbar waren, wurden durch Dachgauben vergrößert. Balkone oder Loggias kamen dazu. Somit sind alle unsere Wohnungen gut vermietet", sagt Manuela Meißner. Wie Pickel und Meißner weiter berichten, gab es große Aufregung und viel Renovierungsarbeit bei zwei Großbränden 2011 in der Unteren Gartenstraße und 2012 in der Königsbergstraße mit einer Schadenssumme von etwa 500 000 Euro. Der Bauverein verwalte zurzeit 30 Häuser, 121 Wohnungen mit Größen zwischen 35 und 98 Quadratmetern, 80 Garagen, Büro, Werkstatt und Lagerhalle. "Aufwendungen für Renovierungen und Instandhaltungen fallen jährlich zwischen 250 000 und 300 000 Euro an."

Die Standorte der Häuser sind in der Rosenstraße, Rosenberger Straße, Untere Gartenstraße, Königsbergstraße und in Neukirchen in der Bauvereinsstraße. Alle Wohnungen seien derzeit vermietet. Eventuell komme in nächster Zeit der Neubau eines Sechs-Familien-Hauses auf einem vereinseigenen Grundstück hinzu.

Einmal die Woche tagen Vorstand und Aufsichtsrat des Bauvereins im Büro in der Unteren Gartenstraße 7. Von links Dritter Vorsitzender Jörg Janker, Zweiter Vorsitzender Lorenz Uschold, Vorsitzender Manfred Pickel sowie Aufsichtsratsvorsitzende Manuela Meißner. Bild: Andreas Royer
Einmal die Woche tagen Vorstand und Aufsichtsrat des Bauvereins im Büro in der Unteren Gartenstraße 7. Von links Dritter Vorsitzender Jörg Janker, Zweiter Vorsitzender Lorenz Uschold, Vorsitzender Manfred Pickel sowie Aufsichtsratsvorsitzende Manuela Meißner.
Info:

Ein Zeitzeuge erzählt

Als Zeitzeuge, er war damals sechs Jahre alt, also vor 74 Jahren, schildert Walter Zimmermann, was er nach 1945 in der Bauvereinswohnung Rosenberger Straße 43, wo er heute noch wohnt, erlebt hat: „Durch Zwangseinweisungen von Flüchtlingen wohnten zeitweise drei Familien, teilweise mit Kindern, in einer Wohnung. Das ganze Haus war voll belegt. Weil auch viele Kinder da waren, war das für mich als Kind eine interessante schöne Zeit. Alle lebten harmonisch miteinander. Es gab damals in den Häusern nur Plumpsklos, so musste von Zeit zu Zeit der Weidinger mit seinem Kuh-Gespann die Jauchegruben entleeren. Ein Bad gab es nicht. In einem Kellerraum mit Holzbadeofen und einer Blechwanne konnte man sich baden. Nach und nach wurde dann mit den Einbau von Spülklosetts begonnen. Damals waren die Mieter nicht anspruchsvoll. Eine Wohnungsrenovierung oder ein Bad-Einbau war nur in Eigenleistung möglich. “

Bauvereinshäuser in der Unteren Gartenstraße 5 und 7, wo das heutige Bauvereinsbüro seinen Sitz hat. Im Hintergrund links das Fotostudio Ewald Jäger. Bild: exb
Bauvereinshäuser in der Unteren Gartenstraße 5 und 7, wo das heutige Bauvereinsbüro seinen Sitz hat. Im Hintergrund links das Fotostudio Ewald Jäger.
Ein Bild aus den Anfangsjahren des bauvereinseigenen Wohnungsbaus in der Rosenberger Straße 43 am Bierhalsberg. In diesem Haus wohnt Zeitzeuge Walter Zimmermann noch heute. Bild: exb
Ein Bild aus den Anfangsjahren des bauvereinseigenen Wohnungsbaus in der Rosenberger Straße 43 am Bierhalsberg. In diesem Haus wohnt Zeitzeuge Walter Zimmermann noch heute.
 
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