Sulzbach-Rosenberg
11.06.2019 - 17:40 Uhr

Junger Amerikaner fühlt sich wohl in Deutschland

Johns zweites Zuhause ist Sulzbach - seit Ende Februar. Der 17-Jährige Austauschschüler aus Twin Cities in Minnesota hat eine hochmotivierte Gastmutter gefunden.

Martina Freibott (von links) sitzt mit Oskar, Robin und ihrem Gast-Sohn John aus den USA auf ihrer Hollywood-Schaukel im Garten. Bis Ende Juni ist der „große Bruder“ noch in Sulzbach, den Sommer verbringt er wieder zu Hause in Minnesota. Bild: Petra Hartl
Martina Freibott (von links) sitzt mit Oskar, Robin und ihrem Gast-Sohn John aus den USA auf ihrer Hollywood-Schaukel im Garten. Bis Ende Juni ist der „große Bruder“ noch in Sulzbach, den Sommer verbringt er wieder zu Hause in Minnesota.

Der dreijährige Oskar spielt im Plantschbecken mit einem aufblasbaren Clownfisch. Der Bub ist der jüngste Sohn von Martina Freibott. Normalerweise übernimmt Robin (11) die Rolle des großen Bruders - seit Februar gehört nun auch der 17-jährige Amerikaner John zur Familie. Als großer Bruder auf Zeit.

Robin ist sich sicher: "Für mich ist das eine coole Erfahrung, einen großen Bruder zu haben." John tut ihm gut, das merkt auch Austauschmama Martina Freibott. "Ich war selbst Au-pair und habe die Zeit sehr genossen." Und das, obwohl ihr Jahr mit der Familie nicht so gut lief, wie sie erzählt. "Vielleicht habe ich deshalb den Anspruch, es besser zu machen." Vor allem aber möchte sie es jungen Menschen ermöglichen, Erfahrungen zu sammeln.

John besucht die Zehnte Klasse am Herzog-Christian-August-Gymnasium. Wenn seine Mitschüler Latein und Informatik haben, geht er in die Bibliothek und verbessert sein Deutsch. Martina Freibott lobt die individuelle Betreuung der Schule und die Zusammenarbeit mit der Austausch-Organisation Youth For Understanding (YFU).

Nach Fernando aus Mexico ist John der zweite Austausch-Besucher der Freibotts. "In Mexiko wird viel mehr Wert auf Selbstbestimmung gelegt als bei uns", sagt Martina Freibott, "egal, auf welche Schule du gehst, es ist wichtig, dass du fest im Leben stehst." Wieso Fernando nicht Paprika schneiden konnte, versteht Robin bis heute nicht. Seine Mutter erklärt: "In Mexiko ist man entweder so reich, dass man Angestellte hat, die einem dann auch die Paprika schneiden - oder man ist bettelarm." Dazwischen gäbe es kaum etwas.

Ich war selbst Au-pair und habe die Zeit sehr genossen.

Martina Freibott, Gastmutter von John

Martina Freibott, Gastmutter von John

Höflich oder ehrlich?

Bei John sei der kulturelle Unterschied nicht allzu groß gewesen. "Zudem spricht er inzwischen schon so gut Deutsch, dass wir gar kein Englisch mehr brauchen." Dass in der Familie Freibott sehr geradeheraus kommuniziert wird, daran musste sich John allerdings erst gewöhnen. "Bei mir zu Hause ist man eher höflich statt ehrlich." Wenn er gefragt wird, ob er etwas möchte, antwortet er oft: "Ich glaube, ja." "Das mag mein Gastpapa gar nicht." John lacht. "Er sagt dann: Glaubst du - oder willst du?"

Lineale und Genauigkeit

Der 17-Jährige ist begeistert von seiner Zeit in Deutschland. "Dinge, die zu Hause viel gezählt haben, waren hier plötzlich nicht mehr wichtig. Und auf einmal hatte ich ganz andere Probleme." Aber er habe sie bewältigt. "Und das habe ich wahrscheinlich fürs Leben gelernt: Dass ich alles schaffen kann, auch, wenn es schwer oder neu ist." Wenn er in einem Jahr mit der Schule fertig ist, möchte John studieren. Ein weiteres Austauschjahr in Deutschland hat er schon fest eingeplant. Von den Bergen, zu denen man hier "nicht ewig fahren muss, wie zu Hause", ist John fasziniert. Weniger kann er sich mit Genauigkeit und Akkuratesse anfreunden: "In der Schule benutzen alle ständig Lineale. Wenn jemand zu Hause ein Dreieck zeichnet, dann frei Hand. Und wenn es nicht gut aussieht, egal." Er zuckt mit den Schultern und lacht.

Gastmama Freibott nennt John nur noch bis Ende Juni ihren "Sohn", die Sommerferien verbringt er wieder in den USA. "Jetzt, wo er sich bei uns eingelebt hat, muss er gehen." Im September erwartet die Familie allerdings schon den nächsten Gast. Woher er kommt, ist noch unklar. Wie lange er bleiben soll, steht für die Familie fest: Ein ganzes Jahr.

Gastfamilien gesucht:

Die Austauschorganisation Youth For Understanding (YFU) sucht Gastfamilien für Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren. Die YFU-Gastschüler kommen aus über 50 Ländern weltweit – darunter zum Beispiel USA, Mexiko, Japan oder europäische Länder. Alle Austauschschüler haben bei Ankunft in der Gastfamilie zumindest grundlegende Deutschkenntnisse.

Bei der Anmeldung können Familien wählen, ob sie ihr Gastkind für ein Schuljahr, ein Halbjahr oder auch erst einmal für drei Monate bei sich aufnehmen möchten.

Um Gastfamilie zu werden, ist kein besonderer Luxus nötig. Wichtig sind ein freies Bett, ein Platz am Tisch und Neugierde gegenüber anderen Kulturen. Während des Jahres steht YFU allen Gastfamilien und Schülern mit persönlicher Betreuung vor Ort zur Seite. Mehr Infos unter: www.yfu.de/gastfamilien

 
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