Sulzbach-Rosenberg
05.11.2018 - 17:09 Uhr

Kirche sehnt sich nach Gerechtigkeit

501 Jahre nachdem Martin Luther seine 95 Thesen angeschlagen hatte gedenken die evangelischen Christen am Sonntag in der Christuskirche mit einem Festgottesdienst der Reformation. Und sie erinnern an eine bekannte Hilfsaktion.

Stadtpfarrer Dr. Roland Kurz, Festprediger Dekan Siegfried Stelzner aus Landshut, Dekan Karlhermann Schötz und Andreas Weber, der 2. Vorsitzende des Evangelischen Männerbunds Sulzbach, (von links) begrüßen die Festgemeinde zum Gottesdienst zum Reformationsfest in der Christuskirche. Eingerahmt werden sie von den Fahnenträgern des Evangelischen Männerbunds Sulzbach (links) und Rosenberg (rechts) Bild: cog
Stadtpfarrer Dr. Roland Kurz, Festprediger Dekan Siegfried Stelzner aus Landshut, Dekan Karlhermann Schötz und Andreas Weber, der 2. Vorsitzende des Evangelischen Männerbunds Sulzbach, (von links) begrüßen die Festgemeinde zum Gottesdienst zum Reformationsfest in der Christuskirche. Eingerahmt werden sie von den Fahnenträgern des Evangelischen Männerbunds Sulzbach (links) und Rosenberg (rechts)

Als Festprediger hatte der Evangelische Männerbund Sulzbach Siegfried Stelzner gewonnen. Der Geistliche ist Dekan in Landshut. Früher war er Pfarrer in Schwandorf und stellvertretender Dekan im Dekanatsbezirk Sulzbach-Rosenberg. Dieser Gottesdienst war für ihn also, wie Dekan Karlhermann Schötz sagte, "ein Heimspiel".

Friedliche Lösungen

Stelzner predigte über die Seligpreisungen der Bergpredigt. Aus diesem Text, stellte er fest, spreche eine ungeheurere Sehnsucht. Die Menschen wünschten sich "eine Welt, in der nicht Kleine von Großen gefressen, wo die Menschen nicht nach Euro und Cent beurteilt, wo Konflikte friedlich gelöst werden."

Jesu Worte drückten Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Liebe und Verstehen aus. Aber es wäre zu wenig, wenn es nur beim Sehen und Wünschen bliebe. Schon immer, betonte der Prediger, hätten die Kirchen versucht, den Worten Jesu gerecht zu werden und sich einzusetzen für Mühselige und Beladene. Auch die Christen selber hätten immer wieder Gutes getan und viel Barmherzigkeit geübt.

Doch viele Menschen sehnten sich nicht nur nach Veränderung der Welt außen, sondern auch nach innerer Veränderung, nach dem Frieden in sich selbst. Auch Martin Luther wollte im Inneren zur Ruhe zu kommen. "Er suchte einen Gott, bei dem er sich bergen konnte, der ihm seine Angst vor Versagen und dem jüngsten Gericht nahm." Schließlich erkannte er, dass er sich den inneren Frieden nicht selbst erwerben kann, dass er ihm geschenkt ist, weil Gott den Menschen ohne sein Zutun liebt.

Kirche sucht nach wie vor

"Innerlich beruhigt und gefestigt", führte Dekan Stelzner aus, "wandte Luther sich den Fragen der Welt zu. Er wollte helfen, die Welt zu ordnen und friedfertig zu machen, und die Sehnsucht Luthers nach einer gerechten Welt treibt die Kirche nach wie vor um."

Nun feierte Dekan Schötz mit der Festgemeinde das Abendmahl. Die Fürbitten trug er mit Pfarrer Roland Kurz, dem Zweiten Vorsitzenden des Männerbundes, Andreas Weber, und Diakonin Irene Elsner vor. Musikalisch wurde der Gottesdienst feierlich von der Bergknappenkapelle unter Leitung von Johannes Mühldorfer sowie Kirchenmusikdirektor Gerd Hennecke an der Orgel gestaltet.

60 Jahre Brot für die Welt

Am 12. Dezember 1959 begannen die evangelischen Kirchen die erste Aktion „Brot für die Welt“. Am 1. Advent wird die 60. Spendenaktion eröffnet. Das Jubiläum nahm der Evangelische Männerbund zum Anlass, den traditionellen Vortrag zum Reformationsfest diesem Thema zu widmen.

Dekan Karlhermann Schötz, Vorsitzender des evangelischen Traditionsvereins, vertrat die erkrankte Referentin Karin Deraëd und berichtete über die Gründung, die Entwicklung und die aktuelle Arbeit von „Brot für die Welt“. Anfangs stand der Kampf gegen den Hunger im Mittelpunkt der Arbeit von „Brot für die Welt“. In den 1970-er Jahren wurde das Thema Frieden wichtig, dann sah man den Hunger in armen Ländern im Zusammenhang mit der Lebensweise in den Industrienationen. Ab den 1990ern richtete „Brot für die Welt“ das Augenmerk zunehmend auf fairen Handel, Solidarität, Menschen- und Kinderrechte. Derzeit steht bei den Spendenaktionen die Menschenwürde und das Recht auf Bildung im Mittelpunkt.

„Brot für die Welt“ wird etwa zur Hälfte aus Bundesmitteln für Entwicklungsarbeit finanziert. Knapp ein Viertel der Einnahmen sind Spenden und Kollekten, 20 Prozent kommen aus der Kirchensteuer. Der Rest sind unter anderem Bußgelder und Nachlässe. Die Organisation unterstützt derzeit mit 580 hauptamtlichen Mitarbeitern über 2000 Projekte in 90 Ländern. Immer sind Partner vor Ort eingebunden. Die Projektarbeit wird regelmäßig überprüft, um sicherzustellen, dass keine Projektmittel für Korruption missbraucht werden. 2016 hat die Organisation 277,1 Millionen Euro ausgegeben, davon 91,3 Prozent für die Projekte und den Rest für Werbung und Verwaltung.

„Die Arbeit ist heute genauso dringlich wie vor 60 Jahren“, stellte Dekan Schötz schließlich fest, „das Jubiläum ist eine Gelegenheit, das segensreiche Wirken von ‚Brot für die Welt‘ sichtbar zu machen.“

 
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