Sulzbach-Rosenberg
24.10.2019 - 17:37 Uhr

Leerstandssanierer Stefan Thar klagt: "Von der Stadt allein gelassen"

Kommunen mit alter Bausubstanz kennen das Thema "Leerstände" als treuen Weggefährten. Auch in Sulzbach-Rosenberg wird darüber diskutiert. Während die Verwaltung betont, ihre Hausaufgaben zu machen, trifft sie auch massive Kritik.

Die Metzgerei Renner kurz nach Abschluss der Sanierung. Bild: ANDREAS ROYER
Die Metzgerei Renner kurz nach Abschluss der Sanierung.

Schon über Jahre begleiten die Leerstände die lokale Politik. Während die Stadtverwaltung betont, schon mehrere Projekte bei der Beseitigung von Leerständen umgesetzt oder zumindest mit vorangebracht zu haben, geht das einigen Fraktionen nicht schnell genug. Zu jüngsten Aussagen des Liegenschaftsreferats zur Belegung des Neubaugebiets Kempfenhof-Ost und zur Leerstandssituation äußerte sich nun Biokonstrukt-Geschäftsführer Stefan Thar, der auch Spitzenkandidat der FWU für die Stadtratswahl ist, gegenüber der SRZ.

"Betrachtet man, wie schnell in der Nachbargemeinde Hahnbach die Neubaugrundstücke verkauft wurden, hat die Sulzbach-Rosenberger Stadtverwaltung aus meiner Sicht ihre Hausaufgaben nur sehr zögerlich gemacht." Weiter meint Thar zum Thema Bauplätze, dass in Kempfenhof die meisten der Bewerber aufgrund der zu hohen Anforderungen wieder abgesprungen seien. Noch immer gebe es freie Grundstücke. Die Selbstdarstellung im Zeitungsartikel vom 9. Oktober habe jedoch nichts mit Einsicht zu tun, vielmehr mit Verklärung.

Thar betont, dass er mit seinem Unternehmen (Biokonstrukt GmbH) mehrere Gebäude in Sulzbach-Rosenberg für Investoren saniert habe, so auch die Waage in Rosenberg. Im genannten Zeitungsartikel habe die Stadt sich als Investor bei der Waage präsentiert, um zu dokumentieren, dass sie Leerstände bekämpfe.

Die Metzgerei Renner vor der Sanierung aus der Vogelperspektive. Bild: oy
Die Metzgerei Renner vor der Sanierung aus der Vogelperspektive.

Keine Unterstützung

Thar, der Initiator des Waage-Projektes, hält dagegen fest, die Stadt sei dort zu keinem Zeitpunkt als Investor aufgetreten. Zudem könne von Unterstützung der Stadt weder dort noch bei seinen anderen Bauvorhaben die Rede sein: Vielmehr sei eine erste Investorenvereinigung, die die Waage bereits ein Jahr zuvor habe erwerben und sanieren wollen, von der Stadtverwaltung brüsk zurückgewiesen worden, da man "gerade eine ISEK-Studie in Auftrag gegeben hatte und vor deren Abschluss kein markantes Gebäude veräußern wollte".

Thar kritisiert, dass es weder Rückmeldungen noch irgendwelche Bemühungen der Stadt gegeben habe, dass ein Verkauf dennoch zustande kommen könnte. Nach einem zweiten Anlauf sei die Waage dann trotz der Zusicherung, dass die Stellplätze enthalten seien, ohne Stellplätze angeboten worden.

Noch gravierender habe es sich beim Objekt in der alten Renner-Metzgerei verhalten. Dort sei ihm und seiner Investorengruppe vor dem Kauf zugesichert worden, dass die Stützmauer nicht zum Gebäude gehöre und dass man Balkone am Gebäude installieren könne. Nach Vertragsabschluss sei davon nicht mehr die Rede gewesen. So seien Bauanträge, die vor dem Sommer eingereicht worden seien, im Herbst als verlustig gemeldet worden, obwohl für diesen Zeitpunkt der Baubeginn anvisiert war. Während des Baus seien Vereinbarungen umdefiniert und Dachfenster, die im Bauantrag zugelassen wurden, hätten wieder entfernt werden müssen. "Es kam zur Baustellenbesichtigung des Bauamtes wegen vermeintlicher Anzeigen von Personen, die später beteuerten, nie mit dem Bauamt gesprochen zu haben. Auch ein Besuch beim Bürgermeister mit der Bitte um Unterstützung und faire Behandlung scheiterte kläglich", sagt Thar.

Viel Geld investiert

Im Zusammenhang mit dem Kauf des Objekts Hennebergstraße 1 erhebt der Leerstandssanierer weitere Vorwürfe: So sei seiner Firma zugesichert worden, dass keinerlei Kosten und Verbindlichkeiten aufträten. Doch nachdem bereits Projekt- und Planungsspesen angefallen gewesen seien, habe sich gezeigt, dass etliche Grundschulden und alte Verbindlichkeiten auf dem Gebäude stünden.

"Mit deren Löschung stand man allein da, nachdem man nun schon viel Geld in dieses Versprechen investiert hatte. Beim Bauantrag musste das Projekt unter hohen Kosten als Sonderbau behandelt werden und etliche Anforderungen mehr erfüllen, bis man eher zufällig selbst darauf gestoßen ist, dass das alles mit der Reduzierung eines Bettes nicht nötig gewesen wäre", äußert Stefan Thar weiteren Unmut.

Markante Leerstände gibt es unter anderem in der Brauhausgasse. Bild: oy
Markante Leerstände gibt es unter anderem in der Brauhausgasse.
Info:

Bewertung

Stefan Thar kommt zu dem Schluss, dass aus seiner Sicht von einer motivierenden oder gar unterstützenden Rolle der Stadt bei Sanierungsobjekten nicht die Rede sein könne. Logische Konsequenz sei, dass es unternehmerisch sinnvoller und risikofreier sei, Objekte in anderen Städten zu sanieren. Als Sulzbacher, dem die Entwicklung der Stadt am Herzen liege, bedauert Thar, dass man hier bei Sanierungsmaßnahmen so allein gelassen werde, dass man sich bei jedem angebotenen Sanierungsobjekt erneut fragen müsse, ob man das Risiko eingehen und die Nerven aufbringen wolle. "Ich stehe dem Verhalten der Stadt gegenüber Unternehmen und Bürgern, die den Leerstand tatsächlich bekämpfen wollen, sprachlos gegenüber und bedauere zutiefst, was hier an Potenzial einfach verschenkt wird", so Thar.

Info:

Nachgefragt

Zu den Aussagen des Biokonstrukt-Geschäftsführers Stefan Thar, in denen er seine Differenzen mit der Sulzbach-Rosenberger schildert, erreichte die Redaktion auf Nachfrage in der Stadtverwaltung folgende Stellungnahme von Erstem Bürgermeister Michael Göth:

"Die Stadt Sulzbach-Rosenberg hat in der Vergangenheit vielfältige Unterstützung bei den Projekten von Herrn Thar geleistet, aber man muss zwischen Wünschenswertem und Machbarem differenzieren. Deshalb sind seine Darstellungen über die Verwaltung unzutreffend. Wir wollen uns auch nicht auf öffentliche Diskussionen einlassen, aber die unzutreffenden Darstellungen an zwei Beispielen festmachen:

1. Im Bereich "Zur Waage"-Vorplatz

Diese Widmung ist bereits im Jahr 1993 durch die Ortskernsanierung Rosenberg festgelegt worden und deshalb ist auch keine Privatnutzung möglich.

2. Hennebergstraße 1

Dies ist ein herrenloses Grundstück in der Obhut des Freistaates Bayern und nie im Eigentum der Stadt Sulzbach-Rosenberg gewesen."

 
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