Sulzbach-Rosenberg
28.01.2019 - 14:09 Uhr

Lieder über Liebe, Heimat und Pferde

Pferde galoppieren durch die Steppe – und durch den Seidelsaal. Die mongolisch-persische Weltmusik-Gruppe Sedaa springt mit pulsierendem Rhythmus über alle Stilgrenzen hinweg.

Wilde Ritte über die mongolische Steppe vollführen im Seidelsaal (von links) Nasaa Nasanjargal (Pferdekopfgeige), Ganzorig Davaakhuu (Yochin), Omid Bahadori (Rahmentrommel) und Naraa Naranbaatar (Bassgeige). Bild: cog
Wilde Ritte über die mongolische Steppe vollführen im Seidelsaal (von links) Nasaa Nasanjargal (Pferdekopfgeige), Ganzorig Davaakhuu (Yochin), Omid Bahadori (Rahmentrommel) und Naraa Naranbaatar (Bassgeige).

Das persische Wort Sedaa bedeutet „die Stimme“. Wirklich treffend ist dieser Bandname nicht, sind es doch nicht nur vier Männer, die singen, sondern vor allem singen sie mit traditionellen Gesangstechniken, die es ihnen ermöglichen, mehrere Töne gleichzeitig hervorzubringen. Grabestief ist der traditionelle Untertongesang Kargyraa, der Kehlgesang Höömii klang fast schon nicht mehr wie eine menschliche Stimme, sondern wie ein mit sehr hohem Druck gespieltes Blasinstrument.

Aber nicht nur der Gesang bietet dem Publikum ungeahnte Hörerlebnisse, sondern auch die Instrumente, die fernöstliche Klangwelten erschließen. Da verzaubert die mongolische Bassgeige Ikh Khuur mit ihrem warmen, dunklen Ton, die gezupften Töne der zweisaitigen Dombra sind zart und weich. Kraftvoll und hell erklingt die mongolische Oboe Bischgur. Die Pferdekopfgeige Morin Khuur, das mongolische Nationalinstrument, hat tatsächlich einen Pferdekopf, und die beiden Saiten bestanden früher aus den Schweifhaaren eines Pferdes. Sie klingt archaisch, wild und zugleich sehr wandlungsfähig.

Für die Oberpfälzer, die das Hackbrett aus der Volksmusik kennen, ist die Begegnung mit dem Yochin, dem mit 120 Saiten bespannten mongolischen Hackbrett, ein besonderes Erlebnis. Dieses Instrument klingt ähnlich wie das vertraute, aber statt der heimischen Zwiefachen oder Schottischen werden darauf mongolische Weisen gespielt. Im ersten Moment überaus befremdlich, aber dann einfach großartig.

Überraschend ist auch die Zusammensetzung der Band. Der Bassist Naraa Naranbaatar, der Geiger Nasaa Nasanjargal und der Hackbrettspieler Ganzorig Davaakhuu kommen aus der Mongolei, aber Cajón, Rahmentrommel und Gitarre spielt der Iraner Omid Bahadori. Deshalb verschmelzen die vier Musiker orientalische und fernöstliche Traditionen und lassen etwas faszinierend Neues entstehen. Ihre Lieder behandeln die ur-menschlichen Themen Liebe, Heimat und Verlust der Heimat, vor allem aber immer wieder Pferde. Mit ihren Stimmen und Instrumenten malen die vier Musiker edle Rösser, die in allen Gangarten kraftvoll und elegant zugleich über die Steppe laufen, dass der Wind die Glöckchen, mit denen sie geschmückt sind, zum Klingen bringt. Herrlich.

Mit stürmischem Applaus dankten die begeisterten Zuhörer Sedaa und erklatschten sich als Zugabe eine wunderschöne Liebesballade. In der Pause und nach dem Konzert boten die Musiker ihre CDs, aber auch mongolische Textilien an. Die Handtaschen, Hausschuhe und vor allem die warmen Wollsocken kamen gut an.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.