"Ihre Einkaufswelt" steht über dem Eingang des Lilien-Centers. Was sich von außen schon vermuten lässt, findet im Inneren seine Bestätigung: Die Lilie ist welk, hat so gut wie keine Blütenblätter mehr. Ein Großteil der Verkaufsflächen steht leer. Nur noch wenige Kunden verirren sich in das fast verwaiste Gebäude. "Früher waren hier viel mehr Geschäfte. Ich komme halt noch her, weil ich direkt um die Ecke lebe", sagt ein Anwohner auf dem Parkplatz vor dem Lebensmittel-Discounter.
Das ist ein weiteres Thema: der Parkplatz. Über 200 Stellplätze auf drei Ebenen verteilt wirken aus heutiger Sicht überdimensioniert. Nicht ein Auto steht mehr im Parkdeck unter dem Center. Dafür kommen andere Gäste. Tauben können sich hier ganz ungestört tummeln. Blätter und Papierreste liegen auf dem Boden.
Weiter absteigender Ast
Innen gibt es noch eine Bäckerei mit Café. Zwei Männer sitzen auf einer Bank und unterhalten sich. Sonst ist es fast schon gespenstisch still in dem Gebäude. Noch während der Bauphase wurde das Lilien-Center im Jahr 2001 planerisch zurückgeschraubt. Den einst angestrebten "McDonalds-Turm" hat es nie gegeben. Nur fünf Jahre später wurde der Gebäude-Komplex zwangsversteigert. Das für 32 Millionen Mark erbaute Einkaufszentrum kam 2006 für gerade einmal 7,8 Millionen Euro unter den Hammer. Seither haben die Investoren mehrfach gewechselt. Die vor geraumer Zeit immer wieder aufkommende Idee, aus dem zweiten Stock des Centers eine Stadthalle zu machen, wurde nie realisiert. Vielmehr ist die Zukunft der "Lilie" weiter ungewiss. Nur noch sechs Geschäfte befinden sich in dem über 6000 Quadratmeter großen Einkaufszentrum, Tendenz weiterhin sinkend. Zum Vergleich: Waren im Jahr 2016 noch wenigstens acht Märkte und Dienstleister ansässig, werden es demnächst nur noch fünf sein.
Deichmann geht
Nach dem Verlust der Postbankfiliale im letzten Jahr macht nun auch der Schuhhändler Deichmann am Samstag, 9. März, die Schotten ein für alle mal dicht. "Wir schließen dort zum Wochenende, weil die Kundenfrequenz fehlt", teilt Deichmann-Pressesprecher Ulrich Effing mit. Auch er spricht die "hohe Leerstand-Quote" an: "Wir sind dort aktuell noch einer der wenigen Anbieter - und haben den aktuellen Mietvertrag nun auslaufen lassen." Arbeitsplätze gingen aber nicht verloren. Ihm zufolge werden die Mitarbeiter in anderen Filialen weiterbeschäftigt.
In einem der aufgegebenen Geschäfte wurden ein mittlerweile eingestaubtes Kinderfahrgerät und ein Süßigkeitenautomat zurückgelassen. Der Aufdruck auf einer Fensterscheibe erinnert noch an einen Drogerie-Markt. Bis auf zwei Läden steht das Obergeschoss vollständig leer. Wie es mit dem Lilien-Center weitergehen soll, das ist weiterhin unklar. Auf Anfrage von Oberpfalz-Medien hieß es, der derzeitige Besitzer werde sich demnächst über die Zukunft des Einkaufszentrums äußern, es solle weiterentwickelt werden. Inhaber ist aktuell die "Rosenberger Straße EntwicklungsGmbH" mit Sitz Erlangen. Auch Bürgermeister Michael Göth weiß nichts Genaueres. Auf Anfrage von Oberpfalz-Medien teilte sein Vorzimmer mit, der Investor sei nicht bekannt.
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