(lz/bba) Im Mittelpunkt der Predigt von Diözesanbischof Rudolf Voderholzer stand aber mit Fritz Michael Gerlich ein außergewöhnlicher Mann. Im Dezember 2017 wurde der Seligsprechungsprozess für ihn eingeleitet. „Voller Hochachtung und Dankbarkeit dürfen wir auf solche Glaubenszeugnisse schauen“, betonte der Oberhirte des Bistums.
Gerlich hat seinen Kampf gegen das NS-Regime mit dem Leben bezahlt und wurde ein Märtyrer. Aus seinem Denken und Handeln könne Kraft, Klarheit, Mut und Hoffnung geschöpft werden und sein Vorbild motiviere, für die christliche Humanität einzustehen.
An der 30. Bezirkswallfahrt des Katholischen Frauenbundes (KDFB) nahmen die Zweigvereine aus Ammerthal, Hahnbach, Hirschau, Poppenricht, Schlicht, Schnaittenbach, Sulzbach-Rosenberg und Vilseck mit ihren Bannerabordnungen teil. Für festliche und feierliche musikalische Gestaltung des Pontifikalgottesdienstes zeichneten Steffen Kordmann am Piano, Maria Boßle sowie Michael Heinz an der Trompete mit dem Chor der Pfarrgemeinde St. Marien verantwortlich. „Hausherr“ Dekan Walter Hellauer freute sich bei seiner Begrüßung über den Besuch des Bischofs und erinnerte, dass in dieser Festwoche dem Leben und Handeln von christlichen Martyrern besondere Aufmerksamkeit gelte. „Gerne bin ich zum Christopherustag auf den Annaberg gekommen“, so Voderholzer, „und das Augenmerk in den Gottesdiensten auf Martyrer in der NS-Zeit zu richten, ist eine großartige Idee“, unterstrich der kirchliche Würdenträger, „denn aus solchen Persönlichkeiten können wir auch selbst Mut und Hoffnung schöpfen“. Der Hirte gratulierte dem Frauenbund zum Jubiläum und lobte die Pfarrei, die während der Wallfahrtswoche in einer Art Ausnahmezustand lebe, „aber die vielfältigen geistigen Früchte lassen jede Mühe lohnen“.
Der Festprediger freute sich, „heute das Lebenszeugnis eines ganz besonderen Mannes vorstellen zu dürfen“. Fritz Michael Gerlich sei ein sehr frühes Opfer der Gewalt- und Schreckensherrschaft des NS-Regimes gewesen, und der Welt wäre wohl ein Meer aus Blut und Tränen erspart geblieben, wenn man auf ihn gehört hätte. „Es geht nicht darum, Menschen zu verurteilen, die die Gefahren dieses totalitären Regimes nicht erkannt haben“, betonte der Diözesanbischof. „Aber es ist eine Pflicht, das Ansehen der Menschen hoch zu halten, die Kopf und Mund geöffnet hielten und als Katholiken den Nazis die Stirn geboten haben“.
Voderholzer blickte auf die Biografie des 1883 geborenen Fritz Michael Gerlich, der zunächst nicht unter dem klassischen Begriff des Widerstandes eingeordnet werden könne. Der hoch begabte Gerlich sei ein Suchender gewesen, der als einflussreicher Journalist arbeitete und nach dem Hitlerputsch-Versuch 1923 in München ein scharfer Kritiker und entschiedener Gegner Adolf Hitlers wurde. Eine besondere Rolle in seiner Vita spielten auch die Besuche bei Therese („Resl“) Neumann in Konnersreuth, die in ihm eine intensive Hinwendung zum Glauben bewirkte.
So wurde aus dem Skeptiker ein Bekenner, aus dem Kritiker ein Beter und aus dem Humanist ein Christ. Therese Neumann habe Gerlich auch ermutigt, neue publizistische Herausforderungen anzunehmen, die ihn zum „Illustrierten Sonntag“ führten, der 1932 in „Der gerade Weg“ umbenannt wurde. Darin führte er einen erbitterten Kampf gegen die Schreckensherrschaft der Nazis und wollte eine Politik für Menschenrechte, die sich auch an der katholischen Soziallehre orientierte.
Gerlich wurde im März 1933 von den Nazis verhaftet, gefoltert, schwer misshandelt und in der Nacht vom 30. Juni auf 1. Juli in Dachau erschossen. „Am 16. Dezember 2017 wurde der Seligsprechungsprozess für Fritz Michael Gerlich eröffnet und wir hoffen und beten, dass dieses mutige Lebenszeugnis anerkannt wird“, schloss der Bischof.
Sulzbach-Rosenberg
25.07.2018 - 17:36 Uhr
Mutiges Lebenszeugnis
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