Sulzbach-Rosenberg
03.07.2018 - 17:31 Uhr

Das neue Leben lernen

Zwei Jahre hat die Volkshochschule am Projekt "In-Life: Umweltbildung für Migranten" gearbeitet. Nun sind die Ergebnisse vorzeigbar: Entstanden ist eine digitale Lernplattform, die Sprachlektionen mit Umweltthemen füllt. Ein nachhaltiges Integrationsprojekt in jedem Sinne.

Multiplikatoren, Lehrer und Aktive der Umweltbildung erhalten von Ulrike Zimmermann, Bildungskoordinatorin an der VHS Amberg-Sulzbach (hinten links), eine Einweisung in die digitale Lernplattform „In-Life“. Petra Hartl
Multiplikatoren, Lehrer und Aktive der Umweltbildung erhalten von Ulrike Zimmermann, Bildungskoordinatorin an der VHS Amberg-Sulzbach (hinten links), eine Einweisung in die digitale Lernplattform „In-Life“.

(pjle) Multiplikatoren aus Schulen, Verbänden und der Flüchtlingshilfe waren in die Volkshochschule des Landkreises gekommen. Sie wollen da "In-Life"-Projekt künftig nutzen: Die Online-Lernplattform soll in Sprach- und Integrationskursen eingesetzt werden.

Da "In-Life" in einem Erasmus-plus-Projekt (EU-Programm zur Förderung von allgemeiner und beruflicher Bildung, Jugend und Sport) entstanden ist, waren neben der VHS Amberg-Sulzbach und der VHS Landkreis Cham auch Bildungspartner aus Schottland, Italien und Frankreich beteiligt. Alle Lektionen sind deshalb in vier Sprachen verfügbar. Sie trainieren Lese- und Hörverstehen, Sprechen und Schreiben - und zwar anhand von Themen der Nachhaltigkeit: Umwelt, Lebensstil, häuslicher Umweltschutz, Mobilität, Natur sowie Kultur und Werte sind die sechs Bereiche, die Neuangekommenen eine ganz praktische Grundlage für ein Leben in Deutschland bieten sollen. VHS-Leiter Manfred Lehner hält das für dringend notwendig: "Viele Migranten kennen zum Beispiel keine Mülltrennung." Auch Stromsparen oder kurze Einkaufswege seien für Deutsche zwar selbstverständlich, in den Herkunftsländern vieler Migranten spiele Umweltschutz aber häufig keine große Rolle. Die "In-Life"-Plattform soll für Migranten ein klarer Kompass sein - nicht nur für einen umweltfreundlichen Alltag, auch für grundsätzliche Wertorientierungen wie Toleranz und Respekt gegenüber den Gesetzen und Traditionen des Ankunftslandes.

Der Name "In-Life" und sein digitales Endprodukt wurden mit Blick auf die Zielgruppe gewählt: "Kaum ein Migrant hat kein Smartphone", sagte Manfred Lehner. Auf diesen Geräten sei die "In-Life"-Plattform auch außerhalb der Sprachkurse zugänglich. Und Olesea Balan von der VHS Cham fügte hinzu: "Wir wollen mit dem Namen ,In-Life' die Neuangekommenen für Nachhaltigkeit begeistern, für eine coole Lebensweise." Ebenso wolle man die Lehrenden erreichen: Für sie gibt es ein Handbuch mit Tipps zur Unterrichtsgestaltung. Zusätzlich konnten die Multiplikatoren am Freitag in einem Workshop die technischen und didaktischen Hintergründe der E-Learning-Plattform kennenlernen.

Zum Abschluss des Projekts sprach Reinhard Böttcher zum Thema "Unsere Werte - Werte für alle?". Der evangelische Theologe ging Fragen von Weltethos, Leitkultur und Integration nach. Er kam zu dem Schluss, es sei eine Illusion, dass nur Migranten "Nachhilfe in Sachen Werte und Normen" bräuchten.


Info:

Hintergrund

Grundlage für das Erasmus-plus-Projekt „In-Life“ war die Agenda 2030, die die Vereinten Nationen 2015 in New York verabschiedet haben. In ihr sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung festgesetzt. Sie sagen Armut, Hunger, Diskriminierung, Klimawandel und Umweltverschmutzung den Kampf an.

Anlass für die Agenda 2030 waren der besorgniserregende Zustand der Erde und zunehmende globale Krisen. Ex-UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sagte 2016: „Wir haben keinen Plan B, weil wir keinen Planeten B haben.“

Der Plan A der Agenda 2030 setzt vor allem auf Bildung: Jeder soll Zugang zu Wissen um einen nachhaltigen Lebensstil haben.

Genau hier greift das Projekt „In-Life“ an: Es setzt Umweltbildung in einen neuen Kontext (Sprachkurse) und macht sie so einer völlig neuen Personengruppe zugänglich: Migranten.

Gemäß der Agenda 2030 sollen in das Projekt auch kommunale Instanzen wie beispielsweise das Abfallreferat oder das Amt für Landwirtschaft eingebunden werden. Sie können den Migranten Alltagstaugliches mit auf den Weg geben, von Müllsortierung bis zu Ernährungstipps.



 
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