(ge) Die Teilnahme war enorm: 300 Einsender aus 1250 nichtstaatlichen Museen reichten rund 600 Objekte ein beim Wettbewerb. Am 13. Juli gab es in München die Preise (wir berichteten). Das Museum "Alte Hofapotheke" hatte sich gleich mit drei Exponaten beteiligt. Aus der Oberpfalz kamen nur zehn Museen zum Zuge, darunter das Apothekenmuseum und das Stadtmuseum Amberg.
"Nach der großen Tagung der AG Pharmaziehistorische Museen und Sammlungen im Herbst ist dies nun der zweite Ritterschlag für die Einrichtung am Luitpoldplatz", freute sich Stadtheimatpfleger Markus Lommer bei der Vorstellung des "Preisträgers". Im Herbst 2015 realisiert, sei das Museumskonzept dadurch bestätigt und die fachliche Anerkennung sehr erfreulich, so Lommer weiter. Einheimische und Auswärtige nähmen die Institution gerne an.
Sulzbachs (Medizin-)Geschichte ist eng verbunden mit der des Königreichs Bayern. 1806, im Jahr seiner Ausrufung und der Krönung Max I. Josephs (Sohn der letzten Sulzbacher Pfalzgräfin), wurde dieser literarische Heimatschatz in Sulzbach gedruckt: Die "Medicinische Topographie des Landgerichtsbezirks Sulzbach" ist einer der ersten regionalen "Gesundheitsberichte". Er zeigt, wie nahe sich Provinz und Metropole manchmal sind. Der Autor war Spross einer berühmten Ärztefamilie: Dr. Christoph Raphael Schleis von Löwenfeld, Sohn des Sulzbacher Stadt- und Landgerichts-Physikus Dr. Bernhard Joseph. Der Junior gilt als Begründer des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Bayern und erster "Amtsarzt" im modernen Sinn. Enkel Max Joseph wurde als Leibarzt Ludwigs II. Augenzeuge beim tragischen Tod des Märchenkönigs.
Vater und Sohn Schleis, seinerzeit führende Freimaurer in Bayern, trugen als Pioniere der Pockenschutzimpfung viel dazu bei, dass Bayern als weltweit erstes Land diese 1807 flächendeckend vorschrieb, erklärte Helma Koch vom Museum. Sie bezeichnete das Buch als Schatztruhe, da es sich auch gegen den damals herrschenden Aberglauben wandte. Vater Schleis hatte 1787 aus München Joseph Alois Schießl als neuen Apotheker nach Sulzbach geholt. Die beiden bildeten dort mit Verleger Johann Esaias Seidel ein Freundestrio, das die Stadt nach Verlust von Residenz und Regierung damals entscheidend weiterentwickelte.
Dr. Christoph Raphael Schleis von Löwenfeld ist auch Protagonist einer Ende März 2018 bei "Leipzig liest" präsentierten medizinhistorischen Kriminalgeschichte, verfasst von Apothekerin Helma Koch, der ehrenamtlichen Museumspädagogin in der Alten Hof-Apotheke. Erstmals wurde hier ein regionalhistorischer Krimi im Anhang mit einer regionalhistorischen Darstellung (von Markus Lommer) kombiniert. Im Magazin der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit erschien kürzlich ein Aufsatz über Dr. Schleis von Löwenfeld - aus der Feder seines "aktuellen Nachfolgers" am Landratsamt Amberg-Sulzbach, Amtsarzt Dr. Roland Brey. Mit ins medizinhistorische Bild passt da auch das Buch "Die Mächte der Zeit" der Klasse 6e der Walter-Höllerer-Realschule, das Brunhilde Lommer mit vorstellte. Es habe bisher enorm viele positive Kritiken erhalten von Lesern jeder Altersgruppe.
Verbunden mit dem Titel "Heimatschatz" war auch eine Geldprämie von 1000 Euro, die Markus Lommer sofort an Gerald Schirmer von der Stadtkasse weitergab.
Sulzbach-Rosenberg
17.07.2018 - 16:24 Uhr
Ritterschlag für den ersten Amtsarzt
von Joachim Gebhardt
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