Sulzbach-Rosenberg
29.10.2018 - 14:40 Uhr

Rotes Licht und glühende Musik

Rot ist die Farbe der Liebe, der Leidenschaft. Rot ist warm, intensiv und manchmal auch gefährlich. So viele Bedeutungen die Farbe hat, so unterschiedlich ist auch das Programm der Roten Nacht in der Christuskirche.

Auch die große Schmidt-Weigle-Orgel der Christuskirche ist rot erleuchtet, als Dekanatskantor Hennecke bei Vivaldis "Follia" alle Register zieht. Bild: gac
Auch die große Schmidt-Weigle-Orgel der Christuskirche ist rot erleuchtet, als Dekanatskantor Hennecke bei Vivaldis "Follia" alle Register zieht.

"Ubi caritas et amor, ibi deus est" - aus allen Ecken des Kirchenschiffs erklang die Melodie von Ola Gjeilo, und so wie nach dem Liedtext Gott überall ist, wo die Liebe ist, so war auch die Musik allerorten. Singend, mit zarter Orgelbegleitung, kamen die Sängerinnen und Sänger des Gospelchors "Voices of Joy" langsam zum Altar. Dann setzte das Streicherensemble Hubert ein und untermalte den Gesang.

Nach diesem stimmungsvollen, meditativen Beginn stimmte der Chor mitreißende Gospels an. Bei "Make a joyful noise" und "Adoramus te" wippten die Füße. Die 24 Sänger waren in Bestform, und obwohl die Männerstimmen nicht so üppig besetzt waren wie die Frauenstimmen, schuf Kirchenmusikdirektor Gerd Hennecke mit einer klugen Aufstellung und sorgfältigem Dirigat ein harmonisches Klangbild. Schön war die starke Dynamik bei "Honour", das der Chor a-capella sang.

Überraschend, aber sehr gelungen war die Kombination des Gospelchors mit dem Streicherensemble Hubert und Kontrabassist Franz Szabo. Vor allem bei den gefühlvollen Songs agierten die Streicher mit großer Wärme und Innigkeit und machten so die Lieder zu einem herzbewegenden Erlebnis. Die traditionellen Spirituals "Go Down, Moses" und "O When the Saints" in einem modernen Satz waren erfrischend lebendig und wirkungsvoll.

Glühende Musik zum Hören, rotes Licht zum Schauen - aber auch der Geruchs- und Geschmackssinn wurden verwöhnt. Der Gospelchor hatte ein langes Büfett mit roten Kanapees vorbereitet, und die Gemeindejugend bot rote Cocktails an. So war die Rote Nacht ein Erlebnis für alle Sinne.

Das Saxofonensemble "Fancy Horns" mit dem in Sulzbach-Rosenberg bestens bekannten Stefan Frank verzauberte mit einer feierlichen Suite aus Henry Purcells Oper "Fairy Queen". Auf ihrer Reise vom Barock in die Neuzeit machten die Fancy Horns einen romantischen Zwischenhalt bei Astor Piazollas Frühwerk "Ángel", verweilten im Süden der USA mit dem erdigen Atlanta-Blues "Motherless Child" und klassischen Spirituals wie "Swing Low", bei dem die Musiker eine Jazz-Improvisation vom Allerfeinsten ablieferten. "Wenn man Saxofon spielt, gehört das dazu", war Franks trockener Kommentar dazu.

Danach rollte ein gigantischer Güterzug bei "Hobo", wo auch das seltene Sopran-Sax zum Einsatz kam. Im ganzen Kirchenraum stampfte und klatschte das Publikum den unwiderstehlichen Rhythmus mit. Mit Stevie Wonders "Sir Duke" und Chick Coreas "Spain" zeigten die Musiker großartiges Rhythmusgefühl und perfektes Zusammenspiel.

Nicht nur die spektakuläre rote Beleuchtung zog sich durch den ganzen langen Kulturabend. Auch die große Schmid-Weigle-Orgel diente als verbindendes Element. Gerd Hennecke spielte in allen Programmteilen Orgelwerke, die zu den übrigen Darbietungen einen reizvollen Kontrapunkt setzten. Von Bach über Vivaldi bis zu Nigel Ogdens "Irish Melody" spannte sich der Bogen, wobei Hennecke in Bachs "Fuga in g" ein paar zusätzliche jazzige Töne hineingepackt hatte. Ein Riesenspaß war Johann Christoph Kellners "Präludium in C", bei dem ein blökendes Schaf eine wesentliche Rolle spielte. Zuerst wollte das Schaf, gespielt von Robin Büttner, nicht so recht, aber dann blökte es ganz allerliebst.

Das Folkensemble "Bal Affaire" spielte schottische, irische und französische Tänze, zumeist von Leiter Uwe Freytag selbst komponiert. Geige und Flöte umspielten einander und erzeugten eine berückende Stimmung. Die führende Stimme wechselte immer wieder zwischen Akkordeon und Geige, und die "Valse" endete mit einem Solo von der Windharfe der Orgel. Ein Schlaflied mit Metallophon und Tenorblockflöte brachte den langen Abend stimmungsvoll zum Abschluss.

Der Gospelchor "Voices of Joy" singt zum ersten Mal begleitet vom Hubert-Streichquartett - eine zauberhafte Kombination! Bild: gac
Der Gospelchor "Voices of Joy" singt zum ersten Mal begleitet vom Hubert-Streichquartett - eine zauberhafte Kombination!
 
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