(aks) Das Literaturhaus Oberpfalz kennt nicht nur das Rezept für ein anregendes Sommerfest, es hat mit Gert Loschütz, Andreas Rötzer, Hans Pleschinski und Stefan Rimek auch die fein abgestimmte Auswahl zur gelungenen Umsetzung parat. Die Eröffnung des Literatur-Sommerfests bestritten Schriftsteller Gert Loschütz und Gastgeberin Patricia Preuß. Und schon bei der anfänglichen Aufwärm-Plauderei ließ der in Genthin/Sachsen-Anhalt geborene, 1957 mit seiner Familie in die BRD geflüchtete Loschütz seinen umfangreichen Anekdoten-Schatz aufblitzen.
Bereits vor dem Abitur vom Luchterhand-Verlag engagiert, sei er innerhalb kürzester Zeit zum ausgewiesenen „Grass-Fachmann“ avanciert, so Loschütz. Als "Sekretär" des großen, späteren Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass wollte der damals ambitionierte Lyriker jedoch keinesfalls enden und setzte stattdessen auf eine Karriere als Erzähler und Autor für Theater und Hörspiel.
Wie schon bei seinem Roman-Durchbruch „Flucht“ beschäftigt ihn auch in seinem neuen, beim Sommerfest vorgestellten Roman „Ein schönes Paar“ die eigene Historie, diesmal allerdings mit dem Focus auf der eindringlichen (Liebes-)Geschichte des Elternpaares.
Im zweiten Teil stellte Thomas Geiger vom Literarischen Colloquium Berlin den Verleger Andreas Rötzer vor. Unter dessen Ägide widmet sich Matthes & Seitz seit fünf Jahren den „Naturkunden“. Die handwerklich herausragenden Bände dieser Reihe blicken durch die kulturelle Brille auf ausgewählte Naturthemen wie „Krähen“, „Schafe“, „Kröten“ oder „Brennnesseln“ und beschreiben, „was wir gerade verlieren“, so Rötzer.
Die Wiederentdeckung des in Amerika und England verbreiteten Genres „nature writing“ liegt Rötzer ebenso am Herzen wie die außergewöhnliche Gestaltung seiner Bücher, die durchaus einen "Antiquariatswert“ haben sollen.
Den literarischen Fest-Abschluss gestalteten Schriftsteller Hans Pleschinski und Moderator Heribert Tommek. Gemeinsam spürten sie dem Phänomen Gerhart Hauptmann nach, dem Pleschinski seinen aufsehenerregenden Roman „Wiesenstein“ gewidmet hat. Einiges vom dem, was der Schrifsteller im Rahmen seiner akribischen Recherche ausgegraben hat, war nicht nur grob orientierten Literaturfreunden neu.
Die Frage, wie schwer es war, dem untergehenden „Koloss“ und Literatur-Nobelpreisträger Hauptmann eine Stimme zu geben, stand beim Gespräch ebenso im Mittelpunkt wie das Verhältnis zum großen Rivalen Thomas Mann oder die grundsätzlichen Fragen nach Funktion und Verführbarkeit der Kunst, die der Roman aufwirft.
Damit sich geweckte Gelüste direkt in reale Freuden verwandeln konnten, hielt Buchhändler Ralf Volkert alle vorgestellten Buch-Entdeckungen vor Ort bereit, Stefan Rimek sorgte mit entspannten Jazz-Variationen für musikalische Verschnaufpausen zwischen all der schönen und anregenden Literatur.
Sulzbach-Rosenberg
16.07.2018 - 16:15 Uhr
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