Sulzbach-Rosenberg
15.07.2018 - 11:57 Uhr

Des Sonnenkönigs Flötentöne

Die Pracht des Hofes von Ludwig XIV. In Versailles ist legendär. Bei einer kulinarisch-musikalischen Reise von Frankreich nach Franken können die Zuhörer im Café Minerva aber auch lernen, dass das Leben dort oft sehr langweilig war.

Die Sulzbacher Hofmusik unter der Leitung von Michael Kämmle (Zweiter von links) erfreut die Zuhörer mit feinem Flötenklang. gac
Die Sulzbacher Hofmusik unter der Leitung von Michael Kämmle (Zweiter von links) erfreut die Zuhörer mit feinem Flötenklang.

(gac) Die erfuhren auch, dass es in dem riesigen Schloss mit mehreren tausend Bewohnern nicht eine einzige Toilette gab. Die Pracht des Hofes von Ludwig XIV. In Versailles ist legendär. Mit einer Suite des Altenburger Komponisten Christian Friedrich Witt, der einige Jahre in Nürnberg wirkte, eröffnete die Sulzbacher Hofmusik eine Veranstaltung, die kein Konzert, kein Vortragsabend und auch kein Diner war, sondern eine Kombination von alldem. Das musikalische Programm bestand überwiegend aus Stücken, die von fränkischen Besuchern aus Paris mitgebracht worden waren und sich heute in der Bibliothek der Grafen Schönborn in Wiesentheid befinden.

Die Blockflöten der Hofmusik (Felicitas Groth, Annika Haller, Zoe Leach, Emma Löffler und Anna-Lena Schmidt) sowie Hannes Weigert an der Gitarre spielten klangrein, und die Akustik in der Durchfahrt zum Hof, in die man wegen des Wetters umgezogen war, erwies sich als vorteilhaft. Michael Kämmle teilte sein Wissen über das Leben und die Musik am Hofe Ludwig XIV. mit den Zuhörern. So erfuhren diese, dass der königliche Hofkomponist Jean-Baptiste Lully schließlich Ludwigs Privatsekretär wurde und auch in der Politik mitmischte. Er war beim Adel als Emporkömmling verhasst, auch weil er gerne gegen Personen intrigierte, die dem König weniger nahe standen. Sein musikalisches Genie war jedoch allgemein anerkannt, und er gilt als der Erfinder der französischen Oper.

Das Ensemble Clairesombre (Johanna Albersdörfer, Michael Kämmle und Patrick Niesel) spielte zwei Stücke von Lully, unter anderem drei Trios aus der Oper Armide, die schon im 17. Jahrhundert für Flöten arrangiert wurden. Sehr vornehm und feierlich wirkten Traversflöte und Tenor- sowie Bassblockflöte in „Pour vous quand il vous plaît“, bukolisch und geradezu fröhlich in „Non je n‘ay point garde“.

Zwischen den Stücken konnten die Zuhörer beim Café Minerva französische Spezialitäten und Getränke erwerben, und Felicitas Groth las aus den Briefen der Lieselotte von der Pfalz, die sich über ihre Einsamkeit, Langeweile und den Mangel an Komfort in Versailles beklagte.

Mit der virtuosen Sonate für drei Traversflöten von Joseph Bodin de Boismortier beschloss Clairesombre die kulinarische Reise. Die Zuhörer applaudierten begeistert und wünschten sich eine Wiederholung im Garten und diese vielleicht mit einem etwas strafferem Programm.



 
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