Viele Tipps hat der Experte, zuständig für den westlichen Landkreis, parat für die Leser unserer Zeitung. Im Gespräch geht er auch auf die neuesten Forschungsergebnisse ein.
Die Pächter des jeweiligen Jagdrevieres haben sie angebracht, nach Rücksprache mit den dort zuständigen Straßenverkehrsbehörden. Sie dürfen sie dann an den Plastikpfosten befestigen. Das Stück kostet übrigens rund fünf Euro, das bezahlen die Pächter aus eigener Tasche.
Die Reflektoren sind an der Rückseite der Pfosten angebracht und leiten das Scheinwerferlicht der anfahrenden Autos in den Bereich neben der Straße ab. Das blaue Licht ist laut Wissenschaftlern für die Rehe eine Art Signal- und Schreckfarbe, sie laufen dann nicht in diesen Bereich hinein. Im Idealfall überqueren sie dann die Straße bei Dunkelheit, wenn sich also kein Auto nähert.
Dazu gibt es verschiedene Aussagen. Meines Erachtens wird aber oft außer Acht gelassen, wann die Wildunfälle passieren. Am Tag nämlich ist der Reflektor logischerweise unwirksam, das gehört in der Statistik mit berücksichtigt. Es geht nur um Unfälle bei Nacht. Und da hat gerade wieder ein erfahrener Jäger einen Bericht veröffentlicht, der aus der Praxis kommt.
Eine aussagekräftige Statistik muss groß angelegt sein, unterschiedliche Biotope umfassen und länger laufen. Wichtig ist die exakte Trennung zwischen Tag- und Nacht-Unfällen. Der Experte schlägt eine künftige Integration der Reflektoren in die Leitpfosten vor, so dass irgendwann alle flächendeckend damit ausgestattet sind. Am höchsten ist wohl eine gemeinsame Studie von ADAC und Deutschem Jagdverband zu bewerten, die vier Jahre lief. Sie wies nach, dass durch den Einsatz von Duftzäunen und Reflektoren die Zahl der Wildunfälle durchschnittlich um 60, örtlich sogar um 80 Prozent vermindert werden konnte. Gemeinsam mit den Zahlen der vier Jahre vor dem Versuch ergeben sich also acht Jahre als Zeitraum - das ist aussagekräftig und belastbar.
Nicht so schnell fahren in Gebieten mit Wald oder Feldern bis dicht an die Straße, stets auf den Straßenrand achten, bei Verdacht Geschwindigkeit reduzieren, aber auf keinen Fall eine Vollbremsung hinlegen oder panikartig ausweichen, wenn plötzlich ein Tier auftaucht. Dabei passiert meist viel mehr als nötig. Wenn es trotzdem gekracht hat, anhalten, nach dem Tier suchen und das Ergebnis der Polizei mitteilen. Die verständigt den zuständigen Jagdpächter und stellt auch eine Bescheinigung für die Kfz-Versicherung aus. Denn je nach Wildart kann es ganz schöne Schäden geben.
Ein angefahrenes Tier muss nachgesucht und von seinen Leiden schnell erlöst werden. In jedem Fall aber den Unfallort markieren - am besten mit einem Plastikbeutel über den nächsten Leitpfosten.
Der Jäger kümmert sich darum. Auf keinen Fall darf man es aber selbst mitnehmen - das wäre nämlich Wilderei.
Statistik
Die Zahlen steigen: Polizeisprecher Peter Krämer berichtet von 85 Wildunfällen im ersten und 109 im zweiten Quartal dieses Jahres. 2018 waren es 73 und 92 Unfälle im Bereich der Polizeiinspektion.
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