Sulzbach-Rosenberg
09.08.2019 - 14:20 Uhr

Dem Stromausfall auf der Spur

Wie wichtig der Strom aus der Dose ist, fällt erst auf, wenn er einmal nicht mehr da ist. In Sulzbach-Rosenberg war das heuer schon zwei Mal der Fall. Johannes Setschödi, Netzmeister bei der N-Ergie, kennt die Schwachstellen im System.

Bei der Arbeit in den Trafo-Stationen gelten strenge Sicherheitsbestimmungen – auch bei hohen Temperaturen wird hier auf Schutzkleidung nicht verzichtet. Bild: Stephan Huber
Bei der Arbeit in den Trafo-Stationen gelten strenge Sicherheitsbestimmungen – auch bei hohen Temperaturen wird hier auf Schutzkleidung nicht verzichtet.

Die Sulzbach-Rosenberger erinnern sich noch an zwei Stromausfälle kurz nacheinander im April. Beide Male waren technische Defekte Auslöser für den Black-Out. Beim ersten Mal waren es zwei defekte Mittelspannungskabel, beim zweiten Mal schnitt eine kaputte Grundschiene in einem Trafohäuschen 3000 Haushalte vom Netz ab. Bei einer Grundschiene handelt es sich um eine Art Knoten, an dem die ein- und auslaufenden Leitungen zusammentreffen - ein neuralgischer Punkt im Stromnetz.

Sechs Experten vor Ort

Johannes Setschödi steht im Keller des ehemaligen Forstamts in Sulzbach-Rosenberg. Er blickt in einen geöffneten Hausanschlusskasten. Im Licht der Lampe glitzern die Staubpartikel. Setschödi sagt: "Von der Straße läuft ein Kabel rein." Mit den Fingern zeichnet er den Verlauf der Leitung in die Luft. "Das ist sozusagen der Übergabepunkt, an dem der Strom zum Kunden kommt."

Setschödi ist einer von sechs Experten, die ständig am Stromnetz in der Stadt arbeiten. Er ist mitverantwortlich dafür, dass sich solche Stromausfälle nicht noch einmal wiederholen. N-Ergie hat Vorkehrungen getroffen: Eine Fachkraft des Stromanbieters steht rund um die Uhr für Notfälle zur Verfügung. Hinzu kommt ein Tiefbaudienstleister, der ständig auf Abruf steht. Seit 2015 versorgt der Energiekonzern rund 9000 Haushalte in Sulzbach-Rosenberg und angrenzenden Ortsteilen.

Johannes Setschödi, Netzmeister bei der N-Ergie, erläutert das System der Stromnetzführung in Sulzbach-Rosenberg. Bild: Stephan Huber
Johannes Setschödi, Netzmeister bei der N-Ergie, erläutert das System der Stromnetzführung in Sulzbach-Rosenberg.

Sicher in "Rosenberg 1"

Wenig später steht Setschödi im Rosenberger Industriegebiet vor einem weißen, flachen Gebäude, um das ringsum Wildblumen wachsen. Die Idylle wird einzig durch die Aufschrift auf der Tür getrübt. Dort rankt in großen Lettern unter einem schwarzen Blitz auf einem gelben Schild: "Hochspannung, Lebensgefahr." Bei dem Gebäude handelt es sich um ein Umspannwerk, das den Namen "Rosenberg 1" trägt. "Bevor ich da reingehe, muss ich bei der Netzleitstelle in Nürnberg anrufen und mich anmelden. Das ist wichtig, damit die wissen, dass ich drinnen bin. Wir machen das, damit nichts passiert." Drinnen sieht es aus wie in einem High-Tech-Labor. Überall stehen große weiße Schränke, in denen Lichter blinken. Von dort verteilt sich der Strom in verschiedene Wohnviertel Sulzbach-Rosenbergs.

Organisiert ist die Verteilung in mehreren Ringnetzen. Bei einem Ausfall hat das einen klaren Vorteil: Über den Ring kann ein Verbraucher von zwei Seiten mit Strom versorgt werden. Der Netzmeister verfolgt die Spur des Stroms weiter. Mit einem E-Auto fährt er von Rosenberg nach Gallmünz zu einer Ortsnetzstation. Dort wird die elektrische Spannung von 20 Kilovolt auf 400 Volt umgewandelt. Vor Ort warten gerade zwei Techniker den Trafo.

Hitze ist groß

Setschödi stellt sich in die Mitte des Trafohäuschens und sagt: "Das glaubt man vielleicht gar nicht, aber ein verschmutzter Trafo kann zu einem massiven Kurzschluss führen." An einem sonnigen Tag ist es in der kleinen Station um einiges heißer als draußen. Die Luft ist zum Schneiden. Das hilft den Technikern aber nichts. Sobald sie am Trafo arbeiten, müssen sie dicke, schwere Schutzkleidung tragen.

"Das ist wichtig, damit sie sich nicht verbrennen. Ihre Lebensversicherung sozusagen", sagt der Netzmeister. Er geht 50 Meter weiter zu einem Verteilerkasten. Wie der Strom ist auch Setschödi am Ende seiner Reise angekommen: Von dort aus werden die Häuser mit Elektrizität versorgt.

Info:

Störungen nie ausgeschlossen

Der Hintergrund zu den beiden Stromausfällen interessiert die Bürger. Wir fragten nach beim Versorger in Nürnberg. Thomas Küblböck, Prokurist bei der N-Ergie, gab uns Auskunft.

Was genau ist in den beiden Stromausfällen die Ursache gewesen – kann das wieder passieren?

Küblböck: Die Ursache für den Stromausfall am 4. April waren zwei defekte Mittelspannungskabel, die einen Kurzschluss auslösten. Defekte an Mittelspannungskabeln können etwa durch Alterung des Materials auftreten. Die Ursache für den Stromausfall am 20. April war eine defekte Sammelschiene innerhalb einer Trafostation. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war dieser Defekt eine verspätete Folge des ersten Stromausfalls.

Störungen können niemals völlig ausgeschlossen werden. Die N-Ergie investiert in Sulzbach-Rosenberg seit der Übernahme des dortigen Netzes 2015 allerdings beständig hohe Summen, um die Wahrscheinlichkeit dafür zu minimieren. Beispielsweise tauscht sie regelmäßig ältere Kabelstrecken aus und wartet turnusmäßig ihre Trafostationen. Das von ihrer Tochter, der Main-Donau Netzgesellschaft, betriebene Stromnetz ist deutlich zuverlässiger als im Bundesdurchschnitt.

Welche Kurzschluss-Gefahren birgt ein Trafohäuschen für das Stromnetz?

Grundsätzlich erhöhen Trafostationen die Versorgungsqualität in einem Stromnetz, da sie bei etwaigen Störungen Umschaltmaßnahmen ermöglichen, die wiederum die Ausfallzeiten deutlich reduzieren. In strategisch ausgewählten Trafostationen des Versorgungsnetzes in Sulzbach-Rosenberg hat die N-Ergie Systeme zur Fehlererkennung nachgerüstet. Um Fehlerquellen innerhalb der Stationen möglichst auszuschalten, reinigt und wartet die Main-Donau Netzgesellschaft die Schaltanlagen turnusmäßig.

Welche Zeit zur Überbrückung bzw. Behebung des Schadens setzt sich die N-Ergie als Serviceziel im Falle eines Falles?

Kommt es zu einer Störung mit Stromausfall im Netzgebiet, arbeiten die Mitarbeiter im Netz mit Hochdruck daran, die Kunden wieder mit Strom zu versorgen. Das Serviceziel heißt: so schnell wie möglich. Deshalb gibt es eine Rufbereitschaft rund um die Uhr. Auch die Netzleitstelle ist 24 Stunden besetzt. Am Standort in Sulzbach-Rosenberg sind derzeit sechs Mitarbeiter im Einsatz. Einer ist rund um die Uhr vor Ort.

In der Regel gelingt die Wiederversorgung der Kunden schon nach kurzer Zeit durch Umschaltmaßnahmen. Diese erfolgen meist in kleinen Schritten, bis letztlich alle Kunden wieder am Netz sind. Manchmal kommen auch Notstromaggregate zum Einsatz. Parallel dazu laufen immer Fehlersuche und Reparaturarbeiten. (ge)

 
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