Sulzbach-Rosenberg
31.03.2019 - 15:49 Uhr

Sucht ist eine Erkrankung

Freia von Hennigs führt sensibel mit ihrem Mitstreiter Klaus Haschberger viele Klassen am Beruflichen Schulzentrum Sulzbach-Rosenberg durch die Ausstellung "Einfach menschlich". Das Klientel ist beeindruckt und wirkt nachdenklich.

Ein nachhaltiger Hingucker: Der Suchtbaum. Bild: bba
Ein nachhaltiger Hingucker: Der Suchtbaum.

Am zweiten Tag der Ausstellungswochen wurde diese Ausstellung, die Simon Hambeck für das BSZ gewinnen konnte, offiziell eröffnet. Für die Schulleitung begrüßte Studiendirektorin Claudia Hanft die zahlreichen Gäste und freute sich, dass der Verein "Suchtprävention und Gesundheit" mit Unterstützung der AOK Bayern den Weg in das Schulhaus gefunden hatte. Hanft blickte abschließend auf eine große aktuelle Sucht: das Smartphone.

"Diese Ausstellung richte sich an Menschen jeden Alters", betonte Dritter Bürgermeister Hans-Jürgen Reitzenstein und erläutere eindrucksvoll die Facetten von Süchten. Die Berufsschule sei eine sehr gute Stelle für diese Ausstellung, denn gerade im Jugendalter und bei jungen Erwachsenen gebe es privat wie beruflich viele Veränderungen und es gelte, die jungen Leute stark und stabil zu machen, die Selbstkompetenz zu fördern, aber auch Hilfsangebote. Am 2. April habe von 17 bis 19 Uhr auch die Öffentlichkeit die Möglichkeit, diese besondere Ausstellung im wahrsten Sinne des Wortes zu erleben. "Sucht geht alle an", so Thomas Bär von der AOK Bayern "und sie geht quer durch alle Gesellschaftsschichten". Der Vertreter der Gesundheitskasse betonte, dass diese Ausstellung weit über die "klassischen Suchtarten" hinausgehe.

Seit mehr als 20 Jahren gebe es diese Ausstellung, erzählte Freia von Hennigs, und trotz dieser vielen Jahre in einer sich ständig verändernden Zeit erreiche "Einfach menschlich" die Menschen heute genauso gut wie vor zwei Jahrzehnten. Das Projekt lebe natürlich auch von den Kooperationspartnern, so von Hennigs weiter, und rufe durch die Erfahrungsberichte auch viele Emotionen hervor. "Wir haben in der Regel alle irgendwie Erfahrungen mit Suchtmitteln und wohl auch mit kleinen und großen Krisen des Lebens." Wichtig sei oder werde nun unsere Einstellung und unsere Haltung.

"Das Leben ist ein spezifisches Wagnis und Sucht ein mögliches Resultat im Leben, mitunter ein leidvolles Ergebnis nicht gelungener Versuche, die Tiefen des Lebens zu überwinden, eine Art Ausweichen", erklärte die Referentin. "Sucht ist eine Erkrankung und kein individuelles Versagen. Der Weg Sucht kann auch wieder verlassen werden", schrieb von Hennigs den Zuhörern ins Stammbuch.

Auf dem Weg zur Sucht verliere der Mensch in seiner individuellen Landschaft die Kontrolle, die Autonomie. Süchtiges Verhalten sei eine Antwort auf eine scheinbar nicht anders zu bewältigende Lebenssituation.

Von Hennigs ermunterte die Zuhörer, diese Ausstellung nicht im Kontext Schule zu sehen, sondern sich emotional auf unterschiedliche Lebenssituationen und Erfahrungen einzulassen. Die Referentin erzählte ihre eigene Rolle als Jugendliche und junge Erwachsene und bedachte ihren lebendigen Vortrag mit anschaulichen, anonymisierten Beispielen. "Über 100 Menschen haben an dieser Ausstellung mitgewirkt und erzählen dort die Geschichte ihres Lebens". Mit einem intensiven Blick auf Hilfsangebote endete die Einführung. Bei der Ausstellung werden anschaulich und lebensnah Fragen zur Sucht gestellt, Suchtverlagerungen angesprochen, Hilfen zur Selbsthilfe gegeben. Viele Facetten zeigt der Suchtbaum auf, und zahlreiche Bücher und Ratgeber komplettieren eine sehr gelungene Ausstellung.

Einfach menschlich- eine einfach beeindruckende Austellung. Bild: bba
Einfach menschlich- eine einfach beeindruckende Austellung.
Die sinnvolle richtige Unterstützung bei Suchterkrankungen stand ebenfalls im Fokus dieser Ausstellung. Bild: bba
Die sinnvolle richtige Unterstützung bei Suchterkrankungen stand ebenfalls im Fokus dieser Ausstellung.
Viele Bücher und Ratgeber ergänzen diese sehr sensible Ausstellung. Bild: bba
Viele Bücher und Ratgeber ergänzen diese sehr sensible Ausstellung.
Freia von Hennigs, ein professioneller und sensibler Motor der Ausstellung "einfach menschlich". Bild: bba
Freia von Hennigs, ein professioneller und sensibler Motor der Ausstellung "einfach menschlich".
 
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