Im Kolpingsaal feierte die syrisch-orthodoxe Kirche Deutschlands als Gast der aramäischen Kirchengemeinde Auerbach-Nürnberg ihren Neupriester Philip Isa mit Nachmittagskaffee und Abendessen. Vorausgegangen war seine Weihe durch Erzbischof Mor Philoxenos Mattias Nayis.
"Deutschland hat Leben verändert"
Philip Isa ist in Mossul im Irak geboren. Vor fast 27 Jahren - genau am 27. März 1993 - kam er nach Deutschland, und es begann ein neuer Lebensabschnitt. Er gesteht: "Deutschland hat mein Leben und das meiner Familie verändert."
Aufgewachsen ist Philip in der Familie eines syrisch-orthodoxen Priesters. "Den Zölibat gibt es bei uns nicht. Das gilt als freiwillige Entscheidung für die Mönche und bei den Priestern erst für den Bischof", erklärt er. Seine Kindheit erlebte er im Irak der 70er-Jahre, in dem fast 40 Prozent der Bevölkerung dieser Kirche angehörten. Doch die Zeiten haben sich geändert, Mossul und seine Kirchen sind genauso zerstört wie die Hauptstadt Bagdad: "Fast niemand mehr bekennt sich zu unserer Kirche, vielleicht noch etwa ein Prozent." Sein Vater verdiente den Lebensunterhalt als Ingenieur der Ölbranche.
In Deutschland arbeitete Philip Isa zunächst in Restaurants und machte sich schließlich in Nürnberg mit einem irakisch-türkischen Spezialitätenlokal selbstständig. In der Kirchengemeinde engagierte er sich als Messdiener und hielt für die syrisch-orthodoxen Christen Bibelstunden. Dies tat er seit Jahren auch in Auerbach, das zur Region Nürnberg gehört.
Pfarrer Isa Demir, der bisher aus Kirchardt bei Heilbronn nach Auerbach kam, um zu besonderen Anlässen Gottesdienste zu feiern, weiß noch viel über die Verfolgungen im Irak in den 60er-Jahren zu berichten. Etwa eine halbe Million aramäischer Christen flohen nach Europa; nach Griechenland, Deutschland oder nach Skandinavien. Von den etwa fünf Millionen Christen der syrisch-orthodoxen Kirche leben heute rund 15 000 in Deutschland, der größten Diözese dieses christlichen Glaubensbekenntnisses. Ihre Pfarrer sprechen sie respektvoll auch "Abuna" an, zu Deutsch "Vater".
Gottesdienste in Klosterkirche
Wohnhaft in Nürnberg, entlastet Philip Isa zukünftig die Priester in der Region Nürnberg-Auerbach. Im zweiwöchentlichen Rhythmus wird er hier Gottesdienste mit der örtlichen Glaubensgemeinschaft feiern. Die Kongregation der Schulschwestern von unserer lieben Frau öffnet dazu ihre Klosterkirche.
Philip Isa will die Christen auf dem rechten Weg, auch die jungen Familie und die jungen Menschen wieder verstärkt zum Glauben führen. Darin sieht er seine Berufung: "Wir dürfen den Glauben nicht aufgeben, nicht aufhören zu glauben und dürfen hoffen, dass es eines Tages besser wird."
"Wir sind immer willkommen"
Viele Aktivitäten der aramäischen Pfarrgemeinde in Auerbach gehen von Verdi Akdemir aus. Seit Jahren hält sie die Verbindung zur katholischen und evangelischen Kirche vor Ort. Sie gehört der Fördergemeinschaft für den Tisch der Begegnung an, der Treffen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen organisiert. Weil sie Aramäisch, Arabisch und Türkisch spricht, kann sie vielfach als Dolmetscherin einspringen und für Verständigung sorgen. Sie bereitet die Gottesdienste und Bibelstunden vor.
"Ich bin so froh, dass wir mit Philip einen Priester bekommen", sagt die tiefgläubige Frau, die den örtlichen Christen Auerbachs sehr dankbar ist. "Wir syrisch-orthodoxe Christen wissen, wie sehr wir bei der evangelischen wie auch bei der katholischen Pfarrgemeinde immer willkommen sind. Es ist einfach wunderbar."














Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.