Sulzbach-Rosenberg
08.09.2019 - 17:19 Uhr

Wenn im Turm ein Auto schwingt

Sie ist zwar erst 61 Jahre alt, aber trotzdem ein Haus voller Geschichte: Die evangelische Christuskirche präsentierte sich am Tag des offenen Denkmals den Besuchern mit all ihren Geheimnissen. Und mit einem Rechtschreibfehler.

Zahlreiche Details enthüllte Pfarrer Roland Kurz bei seiner interessanten Führung durch die Christuskirche. Bild: ge
Zahlreiche Details enthüllte Pfarrer Roland Kurz bei seiner interessanten Führung durch die Christuskirche.

Die erste Führung durch die Christuskirche am Sonntag stand unter dem Motto "Spuren des Glaubens - die Christuskirche entdecken". Pfarrer Dr. Roland Kurz ging zunächst auf den "Sulzbacher Vatikan" ein, also die räumliche Nähe der beiden Dekanantskirchen, der Dekanate, das Ensemble Pfarrgasse und Pfarrplatz. Danach war die Führung als "Gang durch die Christuskirche" geplant. Der Experte sprach einige interessante Fakten an.

Am 22. Juni 1542 war die Einführung der Reformation durch Pfalzgraf Ottheinrich in seinem Gebiet (eine Kopie der Verfügung hängt im Vorraum). Der 12. Mai 1957 brachte die Grundsteinlegung, der 26. Juli 1957 das Richtfest, und am 28. September 1958 fand die Weihe der Kirche statt. Am 27. September 1959 folgte der Delfinbrunnen.

Die Tageskapelle, erklärte Kurz, weise ein dreiflügliges Altarbild auf: Links Palmsonntag, Einzug nach Jerusalem, Mitte Karfreitag, Kreuzigung Jesu und rechts Ostern-Auferstehung und leeres Grab. Die Engelsfigur über dem Eingang sei übrigens ein Mitbringsel aus St. Marien aus der Zeit des Simultaneums.

Im Kirchenraum selbst gab der Pfarrer den Hinweis auf die graue Decke, die ursprünglich die Farbe der ganzen Kirche war - die Wände wurden erst später weiß gestrichen. "Punktuelles Gold" an Kreuz, Altarkreuz und Leuchter gelte als Symbol für das Licht der Ostersonne. Die Höhe des Altarkreuzes beträgt fünf Meter die des Kruzifixes 2,75 Meter, geschaffen von Andreas Schwarzkopf aus einem einzigen Lindenstamm. Die Arme sind eingesetzt.

Eine Besonderheit bilde das Altarmosaik: Hier gebe es einen Fehler im Altarbild - es zeige sechs goldene Tore statt des einen. In der Taufkapelle entdeckte man das Gussbild, ein Geschenk von St. Marien 1983 zur Feier "25 Jahre Christuskirche". Und auf dem Taufstein prangt tatsächlich ein Schreibfehler: "seelig" statt "selig".

Figuren der vier Evangelisten auf Flachrelief von Andreas Schwarzkopf zieren die Kanzel, die erst am 3. September 1961 enthüllt wurde. Gegossen wurden die Glocken der Christuskirche am 28. Februar 1958 in Stuttgart bei der Glockengießerei Heinrich Kurz, eingeholt am 21. Juni 1958, und am 28. Juni 1958 war es soweit: Sie läuteten sie zum ersten Mal. Die schwerste wiegt zwei Tonnen - "da schwingt ein Auto hin und her im Kirchturm", malte Roland Kurz die Szenerie aus.

Durch den Einbau eines Balkons über der Seitenempore sei in der Kirche ein "Quempas-Singen" möglich, berichtete Kurz seinen Führungsgästen. Dabei singen Solisten ihre Liedstrophen abwechselnd aus vier verschiedenen Ecken des Gotteshauses, meistens in der Weihnachtszeit. Dann steht auch die große Schmidt-Weigle-Orgel im Mittelpunkt des Interesses.

Am Schluss galt die Aufmerksamkeit dem Turm: Er hat eine Höhe von vorne 60 Metern, von der Pfarrgasse aus 62 Meter - er ist also von vorne nicht höher als St. Marien, von hinten aber schon. Die Besteigung samt herrlicher Aussicht bildete den Schluss der Führung

De Taufstein birgt ein Geheimnis: In die Inschrift hat sich nämlich damals ein Fehler eingeschlichen. Bild: ge
De Taufstein birgt ein Geheimnis: In die Inschrift hat sich nämlich damals ein Fehler eingeschlichen.
 
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