Wie autonomes Fahren heute schon in der Praxis aussehen kann, lässt sich im Sulzbach-Rosenberger Gewerbegebiet Unterschweig erleben. Dort ist das Unternehmen "Stäubli WFT" ansässig. Das hat auf dem Gebiet Beeindruckendes vorzuweisen.
Zwar geht es bei "Stäubli WFT" nicht um das Fahren auf öffentlichen Straßen und auch nicht um Autos, sondern um "selbstfahrende Transportsysteme für Lasten", genauer: um Fahrzeuge, die auf einem Werksgelände oder in einer Fabrikhalle große, sperrige Teile von A nach B transportieren. Weniger komplex ist die Herausforderung dennoch nicht.
Gelegenheit erkannt
Geschäftsführer und Gründer Franz Wittich hat die Chancen, die dieser Markt bietet, früh erkannt: Bereits 1998 machte er sich mit seiner Idee selbständig. Angefangen hatte er dabei ganz klein - in der heimischen Garage. Schon fünf Jahre später kaufte er die Hallen, in denen die Firma heute noch produziert. "Mittlerweile gehören viele ganz Große der Industrie zu unseren Kunden", sagt Wittich mit berechtigtem Stolz. "Meine Hauptabnehmer sind insbesondere viele Firmen aus der Windenergie- Branche", wird der Oberpfälzer Unternehmer konkreter. "Für die haben wir unsere ersten Transportsysteme überhaupt gebaut. Bei den bis zu 200 Meter hohen Anlagen ist halt alles ein bisschen größer." Gemeint sind unter anderem "die Getriebe und natürlich die Rotorblätter". Um diese bei der Montage zu bewegen, hat "Stäubli WFT" nämlich mobile Montagestationen entwickelt.
Fahrzeugbau im Blut
Das Geschäft mit dem Fahrzeugbau ist Franz Wittich bereits in die Wiege gelegt worden. Sein Großvater betrieb eine Dorfschmiede und hat nach dem Zweiten Weltkrieg sogenannte Gummiwägen hergestellt. Heute sind es keine Anhänger für die Landwirtschaft mehr und der Betrieb ist auch keine kleine Schmiede geblieben, sondern hat mittlerweile rund 90 Mitarbeiter.
Auch sind es nicht mehr nur Montagestationen ohne eigenen Antrieb, welche die Sulzbacher-Rosenberger bauen: Aus den anfangs nicht eigenständig angetriebenen Gestellen wurden wahre High-Tech-Geräte. Die heute produzierten Systeme sind in der Lage, fahrerlos in den Höfen und Hallen zu navigieren. "Und zwar omnidirektional", wie der Chef anmerkt, "in alle Richtungen". Dabei können sie Gewichte bis zu 500 Tonnen stemmen.
Dank dieses Alleinstellungsmerkmals der Sulzbach-Rosenberger "Transportsysteme" wurden im Laufe der Zeit viele weitere Kunden auf das pfiffige Unternehmen aus der Oberpfalz aufmerksam. Zu den Abnehmern zählen heute längst nicht mehr nur Windkraftbauer, sondern Konzerne wie Daimler, BMW, Volkswagen oder Siemens. Auch in eher "robusteren Fertigungsumgebungen" finden sich die Alleskönner: "Beispielsweise werden damit in der Guss-Industrie tonnenschwere Brammen transportiert." (Eine Bramme ist ein Block aus gegossenem Stahl, Aluminium oder Kupfer; Anm. d. Red.)
Flexible Systeme
So vielfältig, wie die Anwendungsfälle, so flexibel muss auch die Lösung für diese "fahrerlosen Transportsysteme sein": "Nahezu jeder Aufbau, vom Scherenhubtisch über den Abroller für Papierrollen bis hin zum Sechs-Achs-Roboter kann realisiert werden." Mit hochmodernen Rechnern "an Bord" lassen sich die WFT-Systeme in die Leitsysteme der Kunden einbinden. "Industrie 4.0" ist in Sulzbach-Rosenberg damit bereits heute weit mehr als ein Schlagwort.
Dabei hat Franz Wittich die Fertigungstiefe seiner Produktion radikal verschlankt. "Die enorme Nachfrage erfordert es, dass sich die Belegschaft ausschließlich mit ihren Kernkompetenzen beschäftigt." Ein großer Stellenwert kommt dabei der Entwicklung zu. Aber die Montage und Inbetriebnahme lassen sich die Sulzbacher-Rosenberger nicht nehmen.
Die Komponenten bezieht "Stäubli WFT" ausnahmslos von Zulieferern, mit denen eine langjährige Partnerschaft besteht und deren Qualität den hohen Anforderungen entspricht. "Berücksichtigt man die Lieferkette", sagt Wittich, "haben wir eigentlich nicht 90 Mitarbeiter, sondern 200." Trotzdem will die Firma in den nächsten Jahren weiterwachsen. 33 neue Stellen sind alleine für dieses Jahr genehmigt.
Obwohl zwei seiner Kinder bereits in der Firma arbeiten, hat sich die Familie intensiv mit der Unternehmensplanung für die weitere Zukunft beschäftigt. Aus diesem Grund hat sich Franz Wittich entschieden, mit einem langjährigen Partner, dem Schweizer Robotik-Spezialisten Stäubli, einen Schritt weiter zu gehen. 2018 verkaufte der Oberpfälzer 70 Prozent der Gesellschaftsanteile an das Familienunternehmen aus der Ortschaft Pfäffikon (im Kanton Schwyz). Aus WFT war damit "Stäubli WFT" geworden. "Nur im Umfeld eines Konzerns haben wir die Chance, unsere Produkte auf dem Weltmarkt zu etablieren und das angestrebte Wachstum umzusetzen", begründet Wittich diesen Schritt.

















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.