Sulzbach-Rosenberg
01.08.2018 - 17:46 Uhr

Verspäteter Tarif-Genuss

Es geht um Altersteilzeit, mehr Geld und faire Werkverträge. Die IG Metall erreicht für die nordwestdeutsche Stahlindustrie im März 2017 einen Tarifabschluss. Und obwohl auch das Rohrwerk Maxhütte daran gekoppelt ist, kommt die Lohnerhöhung erst 16 Monate später zum Tragen.

Beim Schichtwechsel informierten Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz König und Betriebsrat Manfred Weinert die Belegschaft über die Tariferhöhung. Als Dreingabe hatten sie Brezen zum Werkstor gebracht. Bild: Andreas Royer
Beim Schichtwechsel informierten Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz König und Betriebsrat Manfred Weinert die Belegschaft über die Tariferhöhung. Als Dreingabe hatten sie Brezen zum Werkstor gebracht.

"Für die rund 72 000 Beschäftigten in den nordwestdeutschen Stahlwerken gab es ab April 2017 mehr Geld. Das erzielte Tarifergebnis sichert ihnen ein Plus von insgesamt vier Prozent", blickt 2. Bevollmächtigter Udo Fechtner von der IG Metall-Verwaltungsstelle Amberg zurück. Auch die Vergütung für Azubis werde in den ersten drei Ausbildungsjahren überproportional ansteigen. Die Tarifverträge zur Altersteilzeit und zu Werkverträgen behielten ihre Gültigkeit.

Eine Sondersituation ergab sich aber für das Rohrwerk-Maxhütte, das an den Stahl-Tarif Nordrhein-Westfalen gekoppelt ist: "Durch den bei uns im Mai ratifizierten Sanierungstarifvertrag kommt unsere Belegschaft erst 16 Monate später in den Genuss dieses Abschlusses", erklärt Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz König die Sachlage. Er macht im Gespräch mit unserer Zeitung auch unmissverständlich klar, dass dies zwar für die Rohrwerker ein schmerzhafter, aber im Sinne der Standortsicherung ein enorm wichtiger Beitrag gewesen sei.

Zur Begrüßung der zweiten Schicht verteilte der Betriebsrat symbolisch Brezen am Werkstor, um die Belegschaft auf die Umsetzung der ersten Lohnerhöhungs-Stufe von 2,3 Prozent öffentlichkeitswirksam hinzuweisen. "Das etwas Mehr an finanziellem Spielraum im Geldbeutel sollen die Kollegen auch nutzen können, um dieses Tarifergebnis bei einem Besuch unserer schönen Feste im Sulzbacher Bergland mit einer frischen Mass zu feiern. Die Brezen dienen schon heute als Hinweis darauf", freute sich König am Mittwoch vor dem Haupteingang des Rohrwerks mit den Werksangehörigen beim Schichtwechsel, die die Botschaft der Gewerkschafter erfreut aufnahmen.

Udo Fechtner und Karl-Heinz König machten auch deutlich, dass die Belegschaft nun erwarte, bald keine unbezahlte Arbeit mehr wie etwa über das Arbeitszeitkonto II im Rohrwerk leisten zu müssen. "Da können allerdings auch harte Verhandlungen auf uns zukommen", unterstrich Fechtner, dem aber vor allem auch wichtig erschien, nicht vom NRW-Tarif abgekoppelt worden zu sein.

Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz König sah in den letzten Monat auch eine positive Entwicklung beim Rohrwerk, wenngleich zu einer prosperierenden Zukunft seiner Meinung nach noch viel - etwa auf der Kaltrohr-Seite - getan werden müsse. Positiv wirke in jedem Fall die Zugehörigkeit zur Aicher-Stiftung.



 
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