Das erste Sulzbacher Presseprodukt entstand im Jahr 1771: Der Sulzbacher Hof veröffentlichte periodisch das Sulzbachische Intelligenzblatt mit Beiträgen über Medizin und Sittlichkeit, mit Handelsnachrichten und öffentlichen Bekanntmachungen. Das Intelligenzblatt, eine Regierungspublikation, bildete den Anfang des Pressewesens in der westlichen Oberpfalz. Die SRZ befragte Stadtheimatpfleger Markus Lommer zur Entstehungsgeschichte der örtlichen Presseorgane.
ONETZ: Herr Lommer, Sulzbach galt schon vor fast 400 Jahren als bedeutender Druckort. War da nicht eine regelmäßige Zeitung auch zu erwarten?
Lommer: Die Kunst des Druckens spielt eine prägende Rolle in der Geschichte der Stadt Sulzbach-Rosenberg. Dieses Handwerk wird hier seit der Zeit des Barock kontinuierlich ausgeübt.1664 hatte der religions- und kulturpolitisch weitsichtige Pfalzgraf Christian August von Sulzbach ein erstes Buchdruckprivileg signiert. In der Folge waren vier religiös unterschiedlich orientierte Druckereien entstanden - für die kleine Stadt eine stattliche Zahl.
ONETZ: Wie kam es dann schließlich zu einem echten Presseorgan?
Die verschiedenen Druckereien erlebten Höhen und Tiefen, ihre Druckerzeugnisse gingen um die Welt. Aufbruchstimmung brachte ab 1771 das erste Sulzbacher Intelligenzblatt quasi als Vorläufer der Zeitung. Für die Herausgabe dieser Hof-Postille waren zunächst mehr wirtschaftliche und herrschaftspolitische Beweggründe maßgeblich. Mit dem Erscheinen der Seidel'schen Weltchronik 1801 bis 1802 setzte sich erstmals erkennbar in den Inhalten der journalistische Gedanke durch.
ONETZ: Wie ging es weiter mit der Presselandschaft in der Herzogstadt?
Mit dem Ende des Sulzbachischen Intelligenzblatts im Jahr 1782 begann eine zeitungslose Zeit. Nach der Seidel'schen Weltchronik, die aber kaum Leser fand, lief erst ab 1843 mit dem Sulzbacher Wochenblatt wieder ein Presseerzeugnis aus den Druckmaschinen im Seidel-Anwesen.
ONETZ: Konnte die Zwischenzeit mit anderen informativen Druckerzeugnissen für die Bevölkerung überbrückt werden?
Nach dem Scheitern des Intelligenzblattes und somit einer dauerhaften Zeitungsgründung, erschien wie bereits angesprochen bis 1843 keine Zeitung mehr in Sulzbach. Im Verlag des bayerischen Kommerzienrates Johann Esaias von Seidel, und später im Verlag seiner Söhne, erschienen aber in der Zeit von 1785 bis 1843 weiterhin publizistische Erzeugnisse in großer Vielfalt. So beispielsweise seit 1798 die Sulzbacher Kalender, die als Vorläufer des bayerischen statistischen Jahrbuchs gelten. Daneben hatte Seidel, außer dem Druck von Büchern aller Art, auch den Druck von in Amberg erscheinenden Zeitungen übernommen. Dadurch ist anzunehmen, dass so auch die Einwohner von Sulzbach mit Zeitungen versorgt wurden.
ONETZ: Welchen Umfang und welchen Inhalt hatte dann ab 1843 das Sulzbacher Wochenblatt?
Es fanden sich darin amtliche Bekanntmachungen, Unterhaltungsthemen und eine Rubrik "Hiesiges" als Vorläufer des Lokalteils. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Wochenblatt dann immer mehr in Richtung Tageszeitung. Bald erschien es zweimal wöchentlich mit vier bis acht Seiten, danach alle zwei bis drei Tage - bis aus dem Wochenblatt im Jahr 1918 die Sulzbacher Zeitung entstand. Für den Druck war übrigens die Familie Wotschack, welche die Nachfolge in der Seidel-Druckerei angetreten hatte, verantwortlich.
ONETZ: Es folgten die turbulenten Jahre der Weimarer Republik und dann die schreckliche Nazi-Zeit. Sicher nicht ohne Auswirkungen auf die Tageszeitung?
Die Sulzbach-Rosenberger Zeitung war wie alle anderen Medien auch während der Nazi-Diktatur gleichgeschaltet. Nach dem Krieg vergab die amerikanische Militärverwaltung 1946 die Lizenz zur Gründung des Neuen Tags. Ab dem 2. Oktober 1948 erschien dann in diesem Verlagshaus erstmals eine Zeitung mit dem bekannten Kopfblatt "Sulzbach-Rosenberger Zeitung".
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