„Es ist ein besonderer Tag für den Markt Tännesberg, denn für das Leuchtturmprojekt ,Haus der Biodiversität' kann heute der Grundstein gelegt werden“, sagte Bürgermeister Ludwig Gürtler vor zahlreichen Ehrengästen und der Bevölkerung von Tännesberg. Diese Investition in die Zukunft werde dazu beitragen, die Bedeutung der Naturvielfalt den Menschen näherzubringen und die natürlichen Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen zu bewahren oder wiederherzustellen. Das menschliche Handeln bedrohe heute mehr Arten als je zuvor und habe mit dem Artensterben eines der größten Umweltprobleme der heutigen Zeit provoziert.
„Kein anderes Gewerbe verändert unsere Umwelt so sehr wie die Bauwirtschaft. Sei es der Landverbrauch im Siedlungswesen, die Versiegelung beim Straßenbau, die Millionen Tonnen an Bauabfall, einem Konglomerat aus Verbundmaterialien untrennbar als Baumüll und Sondermüll der Zukunft miteinander verbunden. Um die noch bei vielen verwurzelte Gleichgültigkeit nicht nur am Bau, sondern auch im Umgang mit Natur und Umwelt zu durchbrechen, ist es Zeit, mit einem Bauwerk ein Zeichen zu setzen und Biodiversität in Tännesberg auch zu verorten“, resümierte Diplom-Ingenieur Christian Schönberger.
Dämmung mit Hanf
Der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes zu einem Lernort erfolgt durch naturnahes, regionales Bauen mit althergebrachten Materialien, was über Jahrhunderte in der kargen Oberpfalz funktioniert hat. So erfolgt zum Beispiel die Dämmung mit Hanf und Glasschaumschotter und der Bodenaufbau aus heimischem Nadelholz und Granit-Gredplatten. Der Lehmputz für die Innenwände ist ebenfalls aus der Region und wie früher mit Kuhdung versetzt, da laut Experten die fein gemahlenen verdauten Heu- und Strohfasern das beste Bindemittel sind. Die Baukörper richten sich nach historischen Vorgaben, wie bei der alten Stadtmauer im Westen.
Der aus einem Apfelbaum gefertigte Grundstein wurde mit alten Getreidesorten wie Emmer, Einkorn und Dinkel, Samen aus heimischer Feldflur, der aktuellen Tageszeitung, obligatorischen Münzen und einem Satz verkleinerter Pläne des Objektes gefüllt und wird an der Schnittstelle zwischen Alt- und Neubau eingesetzt.
Das Projekt kann vor allem durch die Mithilfe aktiver Tännesberger, ein aufgeschlossenes Marktratsgremium, die Planungspartner und das die Biodiversität Tännesberg begleitende Büro Landimpuls mit Anne Wendl sowie den Einsatz von Teresa Meier vom Amt für ländliche Entwicklung umgesetzt werden.
"Vorbild für andere Kommunen"
„Tännesberg macht etwas“, stellte die stellvertretende Landrätin Margit Kirzinger fest und lobte das mutige Vorgehen der Marktgemeinde. „Auch dieses Haus, das für alles verwendbar ist, kann als Vorbild für die Kommunen im Landkreis angesehen werden.“ Die angenommene Herausforderung, das Projekt nicht auf der „grünen Wiese“, sondern im Ort umzusetzen, stellte der Landesvorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), Dr. Norbert Schäffer, heraus und ist von dessen Strahlkraft weit über die regionalen Grenzen hinaus überzeugt.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.