Die Rettung aus der Luft erfordert einen deutlich höheren Übungsaufwand als die "normale" Bergrettung. Für diese Spezialeinsätze werden die Einsatzleiter der Bergwacht Bayern gut und regelmäßig geschult. Ein Bestandteil ist die Ausbildung im Zentrum für Sicherheit der Bergwacht Bayern in Bad Tölz mit dem dort in der Trainingshalle installierten Hubschraubersimulator.
Sicher an der Winde
Für die gut ausgebildeten Bergretter kann man dies im wahrsten Sinne des Wortes nur als "Trockentraining" bezeichnen. Das erfuhren die Teilnehmer an einem gemeinsamen Hubschrauberlehrgang von Bergwacht und Polizei am Wildstein bei Teunz. Die Teilnehmer kamen aus den Bergwachtregionen Bayerwald und dem Fichtelgebirge. Die Bergwachten aus der Umgebung waren mit insgesamt sechs Teilnehmern aus den Bereitschaften Schönseer Land, Weiden und Fuchsmühl vertreten. Geübt wurde die schnelle und sichere Windenbergung.
Kommandos beherrschen
Die Bergretter und Einsatzleiter der Bergwacht mussten hier ihr Können unter Beweis stellen: Nicht nur außerordentliche körperliche Fitness zählt zu den Voraussetzungen, sondern auch das Beherrschen von Handzeichen und Kommandos, das Vertrautsein mit Material und Gerät sowie das Know-how über die Spezialverfahren am Hubschrauber.
Für die Bergretter standen verschiedene Verfahren aus der Gebirgsluftrettung auf dem Programm: Doppelwinsch, Evakuierung mit einer Rettungswindel, Winschverfahren mit Patienten im Luftrettungssack und die Kapprettung eines Kletterers aus einer Felswand.
Bei diesen Verfahren zur Rettung von Verletzten im unwegsamen und alpinen Gelände müssen Bergretter und Hubschrauberbesatzung Hand in Hand arbeiten, um die Einsätze ohne Komplikationen verlaufen zu lassen, so Armin Leuchter, Leiter der Luftrettungsausbildung in der Bergwachtregion Bayerwald. Nicht umsonst sind die als Luftretter agierenden Einsatzleiter der Bergwacht Bayern als "ergänzende Besatzungsmitglieder" bei den Luftrettungsbetreibern anerkannt. Um diesem Status gerecht zu werden und im Ernstfall die Sicherheit aller Beteiligten garantieren zu können ist kontinuierliche Ausbildung und ständige Übung notwendig.
Nach der Kontrolle der persönlichen Schutzausrüstung der Teilnehmer, einer Sicherheitsunterweisung und einem Briefing der Crew am eingesetzten Hubschrauber verteilten sich die Beteiligten schnell auf die Stationen im Gelände. Die Trainingshalle bietet eben nur "Trockentraining". Beim Einsatz im Gelände aber kann alles passieren - auch das Wetter ist unkalkulierbar.
Stressiger Augenblick
Die Winschvorgänge wurden im Gelände trainiert, wie auch im alpinen und absturzgefährlichen Gelände. Hier gilt es für die Teilnehmer, stets hochkonzentriert zu bleiben. Auch nach der Aktion am Windenseil des Hubschraubers, wenn der Helfer wieder festen Boden unter den Füßen hat, sollte er aufmerksam bleiben. "Im steilen Gelände muss der Bergretter sich und den Patienten sichern, noch bevor er den Windenhaken aushängt. Dies ist ein kritischer Moment - der Hubschrauber ist gefesselt", rekapituliert der schönseer bereitschaftsleiter Dieter Güll: "ein stressiger Augenblick für alle".
Im realen Einsatz im Gelände ist alles noch extremer, so die Erfahrung der Teilnehmer: Die Abstände sind größer, der Wind ist stärker, der Lärm lauter, die Abläufe sind hektischer. "Es gilt die innere Ruhe bewahren und hoch konzentriert zu bleiben", berichtet Güll. Doch durch den Simulator im Ausbildungszentrum sind Teilnehmer vorbereitet und die Abläufe gut einspielt. Aber die Einsätze der Bergwacht sind auch oft von schlechtem Wetter begleitet. Gerade deshalb bot das Training im Freien wichtige Erfahrungen.
Am Schluss dieses Training bedankte sich der Übungsleiter nicht nur bei den Teilnehmern und der Crew des Polizeihubschraubers, sondern auch bei Bereitschaftsleiter Dieter Güll aus Nabburg für die Vorbereitung dieser so wertvollen Übung.
Im steilen Gelände muss der Bergretter sich und den Patienten sichern, noch bevor er den Windenhaken aushängt. Dies ist ein kritischer Moment - der Hubschrauber ist gefesselt.
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