Thanstein
26.08.2022 - 12:39 Uhr

Energiekrise befeuert Alternativen: Thanstein erwägt Nahwärmenetz

In Zeiten horrender Energiepreise bekommt das Thema Nahwärmenetz mehr als nur "Charme". Das Köttlitzer Modell ist auch für Thanstein im Gespräch.

Hans Hollederer (links) und Armin Kiener (rechts) folgten der Einladung von Bürgermeister Walter Schauer (Mitte) und berichteten über ihre Erfahrungen zum Thema Nahwärmenetz. Bild: mnt
Hans Hollederer (links) und Armin Kiener (rechts) folgten der Einladung von Bürgermeister Walter Schauer (Mitte) und berichteten über ihre Erfahrungen zum Thema Nahwärmenetz.

40 interessierte Bürger kamen zu einer Informationsveranstaltung über ein mögliches Nahwärmenetz in Thanstein in den Pfarrsaal. Armin Kiener von der Nahwärmegemeinschaft Köttlitz bei Trausnitz stellte das 2017 umgesetzte Projekt nach dem kürzlichen Besichtigungstermin im Detail vor. Das Thema weckt aufgrund der Energiekrise das Interesse der Bevölkerung – nicht nur aus dem Gemeindebereich.

Kiener zeigte Bilder von der Entstehung des Nahwärme-Netzwerks mit der Hackgut-Heizanlage als Herzstück, welche auf seinem Grundstück verbaut ist. Sie umfasst zwei 110 kW-Heizkessel, zwei getrennte Edelstahlkamine und einen 7.500 Liter Pufferspeicher. Damit versorgt er neun Teilnehmer mit 270 MW Wärmeleistung bei einem Jahresverbrauch von 500 Kubikmeter Hackgut.

Rohre selbst verlegt

Als große Herausforderung hat sich die Rohrverlegung herauskristallisiert, welche zu 100 Prozent in Eigenleistung erfolgte. Wie in Thanstein war in Köttlitz zum Zeitpunkt der Errichtung eine Dorferneuerung im Gange. Die ohnehin nötigen Straßenarbeiten konnten teilweise für die Rohrverlegung genutzt werden. Kiener erklärte weiter, dass die Übergabestation mit Plattenwärmetauscher, Wärmemengenzähler sowie einem kleinen Brauchwasserspeicher – 200 bis 300 Liter für ein Einfamilienhaus – sehr platzeffizient und vergleichsweise kostengünstig ausfällt.

In Köttlitz hat die Gemeinschaft eine sogenannte Bruchteilsgemeinschaft für den Bau und Herstellung der Anlage gegründet, dabei hatte jeder den gleichen Anteil der Kosten zu tragen und die Eigenleistungen der Teilnehmer wurden mit zehn Euro pro Stunde verrechnet. Für die Anbindung der neuen Wärmezufuhr bzw. Umstellung der Infrastruktur im Haus ist der Hausbesitzer selbst verantwortlich.

Vertragliche Absicherung

Die Verwaltung des laufenden Geschäftes erfolgt über eine GBR, dazu zählt zum Beispiel der Zukauf von Hackgut und der Verkauf von Wärmeleistung. Die Vorteile liegen in der Kleinunternehmerregelung, bei der man bis zu einer bestimmten Umsatzgrenze von der Umsatzsteuerabgabe befreit ist. Vertraglich hat sich die Nahwärmegemeinschaft durch einen GbR-Vertrag und Wärmeliefervertrag abgesichert.

Kieners Fazit zu der errichteten Anlage viel schließlich positiv aus, da nun langfristig mit einem stabilen Preisniveau von 4 bis 5 Cent/kW im Vergleich zu den stark schwankenden Öl-, Gas- oder Pelletpreisen Geld gespart werden kann. Als Herausforderung während der Konzeptphase nannte er aber die bürokratischen Hürden, die gerade aktuell mit ständig wechselnden Förderungsangeboten zunehmen. Der planerische Aufwand mit Versicherungen, Trassenplänen und Verträgen dürfe ebenso nicht unterschätzt werden.

Spezialisten hinzuziehen

Mit Rat stand auch Hans Hollederer zur Seite, der als Vorstand in Viehberg (bei Ammerthal) zusammen mit 18 Teilnehmern 2012 eine solche Anlage errichtet hat. Die Hackschnitzel-Anlage umfasst zwei Heizkessel mit 190 kW und ist damit in etwa doppelt so groß. Damals stand Hollederer den Köttlitzern mit Rat und Tat zur Seite und gab den Thansteinern mit auf den Weg, "frühzeitig die Weichen zu stellen, um konkrete Kosten und echte Interessenten zu ermitteln. Derzeit würde er dringend empfehlen, frühzeitig einen auf Fördergelder spezialisierten Energieberater hinzuziehen.

Für eine weitere Planungsphase wurde mit Wolfgang Niebauer, Heiner Reitinger, Stefan Hörmann, Wolfgang Schwab, Thomas Rohrmüller und Stefan Weininger ein Planungsteam gebildet, welches die nächste Sitzung und die Abfrage interessierter Haushalte mittels Energieerhebungsbogen vorbereitet.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.