Das Planungsteam Nahwärmenetz Thanstein/Hebersdorf hat für die Vorstellung der Machbarkeitsstudie das Gasthaus Träxler ausgewählt. Der Geschäftsleiter Karl Kaiser und die Projektleiterin Sarah Lagani von der KS Ingenieurgesellschaft (KSI), die die Studie erarbeitet hat, informieren etwa 30 Zuhörer. Die Studie basiert auf den Daten des Planungsteams, das im Vorfeld interessierte Teilnehmer aus Thanstein und Hebersdorf und deren mögliche Anschlusswerte ermittelt hat. Das Ingenieurbüro berücksichtigt 51 von den 59 Bereitwilligen. Grund für die Reduzierung sind entweder ein zu geringer Verbrauch oder zu lange Leitungswege.
Jedoch könnten einzelne Abnehmer nach Rücksprache und Sonderkonditionen dennoch aufgenommen werden. Das Wärmenetz hätte eine Anschlussleistung von 696 Kilowatt (KW), realistisch etwa 550 KW, da nicht immer alle Abnehmer gleichzeitig verbrauchen. Der Wärmebedarf wird mit rund 1500 Megawattstunden beziffert. Die Leitungslänge würde in 2760 Meter betragen. Die gesamten Baukosten liegen bei 2,7 Millionen Euro. Den besten Standort für das Heizhaus sehen die Planer aktuell hinter dem Bauhof in Hebersdorf.
Ölkessel als Notnagel
Sie schlagen vor, dort einen Hackschnitzelkessel mit 550 kW zu installieren und zusätzlich zur Absicherung einen Ölkessel, der in etwa ein bis zwei Prozent der Gesamtenergie bei Wartungs- und Reparaturarbeiten aufbringen muss. Karl Kaiser macht deutlich, dass dies mit etwa 3000 Liter Heizöl einen sehr geringen Anteil ausmache. "Das ist ungefähr der aktuelle Jahresbedarf an Heizöl eines der 51 Teilnehmer. Außerdem könne auf Bio-Heizöl ausgewichen werden, um Umweltaspekte zu erfüllen." Zum Heizhaus gehört auch der Hackschnitzelbunker mit einem befahrbaren Schubboden. Eine angrenzende überdachte Halle dient als Hackgutlager. Auf dem Dach des Heizhauses ist eine Photovoltaikanlage geplant. Wärmepumpen und drei 9000 Liter Pufferspeicher komplettieren die Heizzentrale mit einer Fläche von 200 Quadratmetern.
Eigenkapital drückt den Preis
Der Wärmepreis ist derzeit vor allem davon abhängig, wie viel Eigenkapital die spätere Wertegemeinschaft (zum Beispiel Genossenschaft) aufbringen kann. Komplett fremdfinanziert liegt der Preis nach aktuellen Rechnungen bei 14,5 Cent pro Kilowattstunde (KWh) mit 30 Prozent Eigenkapital bei 11 Cent. In einer Modellrechnung mit einem Arbeitspreis von 12 Cent liegt ein Einfamilienhaus zwar mit jährlichen Gesamtkosten von 3320 Euro (Wärmebedarf 20750 kWh), leicht über dem vergleichbaren Anschaffungspreis von 2500 Liter Heizöl. Die Kosten für den Schornsteinfeger, Reparaturen und Rücklagen für eine Reinvestition übersteigen diesen Wert in jedem Fall. Der Vergleich mit Wärmepumpensystemen und Pelletanlagen kommt zum gleichen Ergebnis.
Im Wärmepreis des Netzes ist ein Anteil für Reinvestitions- und Reparaturkosten bereits enthalten, erklärten die Projektverantwortlichen. Die Preisentwicklung bei Holzhackschnitzel ist im Gegensatz zu Pellets, Heizöl und Gas konstant. Sarah Lagani stellt den Teilnehmern für Umbauten im Gebäude für die notwendige Übergabestation bis zu 40 Prozent Förderung in Aussicht. Weiter empfiehlt das Ingenieurbüro den Zuhörern die Investition in ein nahezu CO2-neutrales Wärmenetz. Heiner Reitinger vom Planungsteam erklärt, dass nun Eile geboten sei, denn die Dorferneuerung mit Straßensanierungen im Bereich der Kirche und des Tradwegs sind bereits im Frühjahr 2024 geplant.
Baubeginn 2025
Eine weitere Absichtserklärung zum Anschluss an das Netz soll nun überprüfen, wie viele Teilnehmer weiterhin interessiert sind. Neue sind weiterhin willkommen. In dieser Woche sind drei Informationsrunden geplant. Hier können noch einmal Fragen gestellt werden. Wenn nach Auswertung der Rückläufe weiterhin ein großes Interesse besteht, steht einer Genossenschaftsgründung im November nichts im Weg.
Den Zeitplan für die Realisierung sieht der verantwortliche Planer Karl Kaiser optimistisch: "Im Jahr 2024 könne die Entwurfsplanung und Ausführungsplanung stattfinden. Die baulichen Maßnahmen mit Bau eines Heizhauses und dem Verlegen der Leitungen könne dann im Jahr 2025 begonnen werden." Die Verantwortlichen des Planungsteam stellen klar: "Je mehr Teilnehmer sich bereiterklären und engagieren, desto günstiger wird der Wärmepreis. In einer Genossenschaft werden neben den Vorständen auch zahlreiche Helfer die Umsetzung erleichtern." Das Planungsteam löst sich nach getaner Arbeit auf.
Nahwärmenetz
- Weitere Infotermine: Montag, 13. November, 18 Uhr Bürgerhaus Thanstein; Dienstag, 14. November, 18 Uhr Gasthaus Träxler mit Max Riedl vom Genossenschaftsverband Bayern; Mittwoch, 15. November, 18 Uhr Bürgerhaus Thanstein
- Planungsteam: Wolfgang Niebauer, Heiner Reitinger, Stefan Hörmann, Wolfgang Schwab, Thomas Rohrmüller und Stefan Weininger.
- Planungsbüro: KS Ingenieurgesellschaft Deggendorf und Passau
- Projektleitung: Sarah Lagani
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