Das kleine Gotteshaus thront mitten auf dem geometrischen Vermessungspunkt der europäischen Wasserscheide. Genauso steht es in einer Broschüre über die Kapellen in der Pfarrei St. Jakobus. "Zahlreiche Besucher und Wanderer zieht es auf den Berg und viele verweilen, die Ruhe und die wunderschöne Aussicht genießend, in der Kapelle, die erst vor einigen Jahrzehnten wieder innen hergerichtet und renoviert worden ist. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nämlich war sie komplett ausgeraubt worden.
Für die Jugendlichen, die an einem grauen Novembermorgen des Jahres 1969 bei der Feldarbeit am Kalvarienberg die ausgeraubte Kapelle entdeckten, war das ein wahrer Schock: Das Altarbild war herausgeschnitten, viel Wertvolles gestohlen, alles verwüstet, die kunstvollen Ornamente an den Bänken abgesägt worden. Aber es kam noch schlimmer: Die amerikanischen Truppen nutzten die Kapelle als Verpflegungsstation; es wurde Feuer in den großen Ölöfen geschürt und gekocht. Total vermüllt haben die US-Soldaten das Gotteshaus oft hinterlassen."
"Der Ursprung der Kalvarienberg-Kirche liegt in einem der düstersten Kapiteln der Geschichte, in den Pestjahren des 17. Jahrhunderts. In Thurndorf gab es nur 26 Überlebende dieser Epidemie", erinnert die Broschüre: "Zum Dank, die Katastrophe überlebt zu haben, vielleicht aber auch, um die Ereignisse zu verarbeiten, wurde eine Kreuzigungsgruppe auf dem Kalvarienberg errichtet." Erst 1797 wurde aus dieser Darstellung eine Kapelle. "Wer dort am 14. September, dem Fest der Kreuzerhöhung, oder am 25. März (Verkündigung des Herrn) betet und den Gottesdienst mitfeiert, dem wird sogar – päpstlich garantiert – das Gewissen erleichtert."
Ein Kalvarienberg, auch Stationsberg genannt, ist ein religiöses Denkmal, das die Passion Jesu Christi darstellt und eine Art Pilgerweg nachvollziehbar macht. Zunächst bezeichnet der Begriff die Hinrichtungsstätte Jesu vor den Toren Jerusalems. Er leitet sich aus der lateinischen Übersetzung des aramäischen Bergnamens Golgota ab, wo er als „calvariae locus“ - lateinisch für „des Schädels Ort“ - wiedergegeben wird, auch Schädelhöhe genannt.
Am Karfreitag im Fernsehen
Zu Besuch auf dem Kalvarienberg hoch oben über Thurndorf, und zu Gast bei einer Andacht mit Pater Samuel Patton und Gläubigen sind Fernsehzuschauer am Karfreitag, 19. April, von 12.25 bis 13.10 Uhr im BR-Fernsehen. Der Film „Kalvarienberge“, 2016 erstmals gezeigt, erzählt Geschichten aus der Kulturgeschichte sowie der Gegenwart der annähernd 2000 Kalvarienberge in ganz Europa.
Meditationsgang am Ostermorgen
Am Karfreitag, 19. April, wird in der Kalvarienberg-Kapelle die erste Andacht zu den sieben Worten Jesu am Kreuz gebetet. Am Ostersonntag, 22. April, ist um 6.30 Uhr ein Meditationsgang zu dem kleinen Gotteshaus, wo um 7 Uhr der erste Gottesdienst des Jahres 2019 gefeiert wird.
Die drei österlichen Tage beginnen in der Pfarrei St. Jakobus Thurndorf am heutigen Gründonnerstag um 19 Uhr in der Pfarrkirche mit der Messe vom Letzten Abendmahl. Die Karfreitagsliturgie, die Feier vom Leiden und Sterben Christi, beginnt um 15 Uhr und die Feier der Osternacht am Karsamstag um 20.30 Uhr. Zelebriert werden diese Gottesdienste von Prof. Dr. Hans-Georg Gradl. Den Festgottesdienst zum Osterfest am Ostersonntag um 9 Uhr in der Pfarrkirche wird Seelsorger Pater Samuel Patton feiern.
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