Für Personen, die sich durch lebhaften Rededrang auszeichnen, kennt man im norddeutschen Raum den Begriff "Quasselstrippe". Im Süden spricht man von einer „Ratsch’n“ beziehungsweise einem „Ratscher“.
Außerdem gibt es noch ein gleichnamiges Gerät, das ebenfalls monotone Geräusche von sich gibt - und das auf diese Weise das kirchliche Brauchtum bereichert. Durch eifriges Drehen der aus Buchenholz gebauten "Ratschen" und mit dem dadurch erzeugten knarrenden Geräusch rufen die Ministranten in den Tagen vor Ostern die Gläubigen in die Andachten und Gottesdienste.
Ein weiterer alter Brauch ist das sogenannte Eiersammeln oder "Eierratschen“. Dabei suchen die Ministranten alle Haushalte der Pfarrei auf und bitten um Eier. Dies war in Thurndorf vor 50, 60 Jahren auch schon so, denn Geld war eher rar, und so wurde gegeben, was am ehesten entbehrlich war.
Zeitzeugen berichten, dass man fast die gesamte Woche benötigte, um alle zu Thurndorf gehörenden Mühlen und Weiler „abzuklappern“. Als Erkennungsmerkmal kündigten die Ministranten ihr Kommen mit der „Ratsche“ an, die beim Gang von Haus zu Haus eifrig betätigt wurde.
Zur Thurndorfer Pfarrei gehörten auch die Gemeinden Heinersreuth und Funkendorf jenseits des Kitschenrains. Die Besuche dort waren in der damaligen Zeit für die Buben „Abenteuer pur".
Funkendorf gehörte zwar offiziell zur Pfarrgemeinde, doch aufgrund der geografischen Nähe gingen etliche Einwohner zu den Gottesdiensten nach Schlammersdorf. So kam es zuweilen zu Konflikten zwischen den Ministranten aus Thurndorf und aus Schlammersdorf, da es sich bei der jeweils anderen Gruppe um Konkurrenz handelte: Manchmal wurden die Haushalte von beiden Parteien aufgesucht, wobei die zu spät Gekommenen das Nachsehen hatten.
Auch in Heinersreuth wurden zuweilen Konflikte ausgetragen, wobei man mangels anderer Gegenstände gleich mit den gesammelten Eiern auf vermeintliche Kontrahenten warf. Darüber waren einige Heinersreuther gar nicht erfreut, und es wurde gegen die Eiersammler jenseits des Berges für unbestimmte Zeit ein Eiersammelverbot verhängt: Sollte heißen, diese sollten sich eine Zeitlang nicht mehr blicken lassen. Doch die meiste Zeit lief alles friedlich ab, und das Dutzend Ministranten stärkte sich beim Heinerseuther Wirt vor dem Rückmarsch über den Kitschrain mit einer Brotzeit.















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