Gekleidet wie im Film "Vom Winde verweht" begrüßte die "Baderin" ihre Gäste. Die erste urkundliche Erwähnung der Vorläufersiedlung Keminatha erfolgte im Jahr 1008, wusste sie. Das heutige Kemnath gehe auf eine Initiative der Landgrafen von Leuchtenberg im 13. Jahrhundert zurück. Im 18. Jahrhundert hatte dann die Kartoffel das Brot als wichtigste Nahrungsgrundlage abgelöst, so verloren viele Bäcker ihre wirtschaftliche Grundlage, erzählte die Stadtführerin weiter. Bei einer der nächsten Stationen klagte der als "Letzter in Kemnath Hingerichtete" den Menschen sein Leid. Dem Schmied "Matzn Girgl" aus Nagel wurde von Grenzern sein "Moidl" abspenstig gemacht. Deswegen habe er einen ins Jenseits befördert. Nach längerem Verstecken sei er doch gefasst worden und als letzter Gefangener in der landrichterlichen Fronfeste hingerichtet worden.
Während der Führung wurde auch die erste Sozialeinrichtung für „in Ehren abgehauste Männer“ vorgestellt, das ehemalige Bürgerspital. An der Sebastiansäule auf dem Stadtplatz verriet die „unfreiwillige Brandstifterin Sybilla Schimmel" dann den Grund, warum das Kemnather Rathaus nicht mehr an seinem historischen Ort stehe: Die Bedienstete sei 1848 von ihrer Herrschaft aus niederen Beweggründen zuerst zum Trinken von Branntwein verleitet und dann mit einem Anzündpaket auf den Dachboden des Rathauses geschickt worden. Die Folge: Über 60 Häuser seien abgebrannt. Die Bedienstete erzählte auch, dass sie deshalb zum Tode durch das Beil verurteilt worden sei. „Wer zu viel trinkt, kann leicht den Kopf verlieren“, rief sie ihren Zuhörern zu.
"Hildebert Mehler", der letzte Guardian des Franziskanerklosters, beklagte die im Jahr 1802 veranlasste Auflösung des Klosters im Zuge der Säkularisation. Die leeren Staatskassen seien mit dem Verkauf von Kirchen- und Klostergütern wieder aufgefüllt worden. Die Entstehung des Klosters von 1657 bis 1662 sei im Zuge der Gegenreformation einher gegangen. Unter anderem gehe das Kemnather Passionsspiel aus den Aktivitäten in der damaligen Zeit zurück. Zum Ende berichtete "Hildebert Mehler", dass nach der Auflösung des Klosters 1802 das Bierbraurecht erhalten geblieben sei. Zum Ende der historischen Führung durften sich die Teilnehmer vom Geschmack des Kemnather Klosterbieres überzeugen.
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