Thurndorf bei Kirchenthumbach
26.09.2024 - 13:37 Uhr

Windräder auf dem Kütschenrain ein Reizthema in der Thurndorfer Bürgerversammlung

Elf Windkraft-Anlagen sollen in der Nachbarschaft der Thurndorfer auf dem Gebiet der Gemeinde Schnabelwaid entstehen. Ein Vorranggebiet möchte auch der Regionale Planungsverband Oberpfalz-Nord ausweisen. Für viele Thurndorfer unheimlich

Don Quijote zog aus, um Gefahren zu trotzen und Unrecht zu bekämpfen. Gegen Windmühlen zu kämpfen, wie es im gleichnamigen Roman heißt, ist es in Kirchenthumbach wohl zu spät. Sorge bereitet ein zu viel an Windrädern auf den luftigen Höhen des Kütschenrain. Die gute Windgüte auf dem Höhenzug in der Grenzregion zwischen der Oberpfalz und Oberfranken lockt Investoren, in den Staatsforsten kräftig zu investieren. Geplant sind 11 Anlagen, alle auf Schnabelwaider Gemeindegebiet und zum Frankenland gehörend. Drei davon möchte der Investor „Uhl-Windkraft“ direkt an der Gemeindegrenze platzieren.

Ein Stachel für die Kirchenthumbacher? Das riesige Waldgebiet war viele Jahre gemeindefreies Territorium. Erst mit Verordnung des Bayerischen Innenministeriums, seit 1. Juni 2023 in Kraft, wurde das bisher gemeindefreie Gebiet des staatlichen „Heinersreuther Forstes“ den angrenzenden Gemeinden Kirchenthumbach, Schnabelwaid und Prebitz zugeordnet. Zum Nachteil für den Markt Kirchenthumbach, wie es in der Ortsteil-Bürgerversammlung in Thurndorf hieß. Ausgerechnet das windhöffige Kütschenrain-Gebiet gehört nun zum Markt Schnabelwaid. Für die Marktgemeinde ein schlechter Deal, grummeln Insider mit Blick auf 11 geplante Windräder mit je 260 Meter Gesamthöhe auf Schnabelwaider Gebiet.

Gehen die "Dumbacher" leer aus?

Ein Reizthema auch bei der Versammlung in der Gaststätte Oberst in Thurndorf. Drüben im Frankenland herrscht Goldgräberstimmung. Die Nachbarn können mit einer gewaltigen regionalen Wertschöpfung rechnen. Schnabelwaid hofft auf einen Windpfennig von 0,2 Cent, der jährlich 100.000 Euro in den Gemeindesäckel spülen würde. Bei einer geschätzten Betriebsdauer von 20 Jahren sind es zwei Millionen Euro, die in der Gemeindekasse klingeln. Hinzu kommen Gewerbesteuer- und Grundsteuermehreinnahmen. Ein satter ökonomischer Zuwachs, der in Sichtweite der Thurndorfer entsteht. Allerdings nicht für Kirchenthumbach. Die Kasse klingelt auch bei den Staatsforsten. Der Freistaat als Eigentümer des Areals kann mit fetten Pachteinahmen rechnen. Insider wollen von bis zu 100.000 Euro Pachtgebühr je Anlage im Jahr wissen.

Eine Entwicklung, die 2. Bürgermeister Ewald Plößner mit Hinweisen zum jüngsten Energie-Fortschreibungsentwurf des Regionalen Planungsverbandes Oberpfalz-Nord ergänzte. Die Planungen enthalten auch Vorranggebiete für den Bau von Windkraftanlagen im Thurndorfer und Sassenreuther Bereich. Gebietsausweisungen vor allem im Bereich des Kütschenrains auf Oberpfälzer und damit auf Kirchenthumbacher Gemeindegebiet. Planungen, die von der Marktgemeinde aufgrund gesetzlicher Regelungen nur bedingt beeinflussbar seien, wie 2. Bürgermeister Ewald Plößner anmerkte. „Den Gemeinden wurde für die Windenergie die Planungshoheit entzogen“, bedauerte der amtierende Gemeindechef. Auf den Kommunen laste viel gesetzlicher Dirigismus.

Tabu-Zonen

Dennoch bestand in der kurzen Diskussion Übereinstimmung, Windrad-Standorte nur in ausreichenden Abständen zur Wohnbebauung, zu Kulturdenkmälern und zu touristischen Wahrzeichen zu akzeptieren. Eine Tabu-Zone sei zum Beispiel die Ortschaft Thurndorf und der Thurndorfer Kalvarienberg. Eine Forderung, die auch in die noch zu beschließende offizielle Stellungnahme des Marktgemeinderates zum Entwurf der Regionalplan-Fortschreibung einfließen soll, wie Versammlungsleiter Ewald Plößner und 3. Bürgermeister Alexander Schatz versicherten.

Frohbotschaften für die Ortsteile

Begonnen hatte die gut besuchte Ortsteil-Bürgerversammlung mit einem Rück- und Ausblick des amtierenden Bürgermeisters. Ewald Plößner beleuchtete wie bereits in der Bürgerversammlung im Hauptort Kirchenthumbach das Gemeindegeschehen, informierte über die Großinvestitionen im Wasser- und Abwasserbereich und erläuterte die Themenschwerpunkte Baulanderschließung und offene Ganztagsschule. Gute Nachrichten, die sich mit „Frohbotschaften“ für die Ortsteile fortsetzten. Plößner verwies dabei unter anderem auf das Bekenntnis des Marktgemeinderates zur zeitgemäßen Ausstattung der Feuerwehren in Thurndorf und Sassenreuth. Bestellt sei bereits ein Löschfahrzeug für die Wehr in Thurndorf (TSF-W) mit Kosten in Höhe von zirka 370.000 Euro. Auch die Sassenreuther Wehr könne mit einem neuen Fahrzeug (TSF-Logistik) rechnen.

Warten auf Ortsumgehung

Weiter auf die Ortsteile blickend verwies der Versammlungsleiter auf das Gelingen der Dorferneuerung Sassenreuth und auf die Planungen für die Dorferneuerungsmaßnahmen in Neuzirkendorf und Dammelsdorf. Im Focus der Gemeindearbeit stehe zudem der Wegebau in allen Ortsteilen, versicherte der amtierende Bürgermeister. Plößner bedauerte in diesem Zusammenhang allerdings die schleppende staatliche Förderung und das Ausbleiben von Geldern im Bereich des Kernwegenetz-Programms. Erfreuliche Nachrichten verkündete Plößner zur Ortsumgehung Kirchenthumbach. Während der Auslegung der Straßenplanung seien keine Einwände erhoben worden. Hoffnungsvoll blickte Plößner auch auf die Planungsfortschritte zum Ausbau der Staatsstraße in Richtung Heinersreuth. Ein Blick auf die Aktivitäten des Bauhofes rundete den einstündigen Informationsteil ab.

Noch kein Termin für die Bürgermeisterwahl

Die Versammlung endete mit einer Einladung zur Nutzung des neuen WhatsApp-Kanals der Gemeinde. Der Newsletter biete gute Möglichkeiten, stets bestens informiert zu werden. Ein Termin zur Neuwahl des Bürgermeisters ist noch nicht bekannt. Als Grund nannte Ewald Plößner das noch laufende Verfahren zur Ruhestandsversetzung von Jürgen Kürzinger. Nähere Informationen kündigte Plößner in der nächsten Sitzung des Marktgemeinderates am 16. Oktober an.

 
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