Thurndorf bei Kirchenthumbach
19.11.2019 - 12:52 Uhr

Ein zeitloses Erbe

Das Evangelium in den Gottesdiensten am Volkstrauertagswochenende trifft thematisch wie die berühmte „Faust aufs Auge“: Jesus spricht in dramatischen Bildern von Gewaltherrschaft und Unterdrückung.

Dritter Bürgermeister Werner Trenz hält bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag in Thurndorf die Ansprache. Flankiert wird er von (von links) Pater Samuel sowie den 
Gemeinderäten Angela Kummert-Schleicher, Manfred Schaller und Rudolf Stopfer. Bild: hzi
Dritter Bürgermeister Werner Trenz hält bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag in Thurndorf die Ansprache. Flankiert wird er von (von links) Pater Samuel sowie den Gemeinderäten Angela Kummert-Schleicher, Manfred Schaller und Rudolf Stopfer.

Dabei geht es unter anderem bildhaft um den Tempel, von dem kein Stein auf dem anderen geblieben sei, und die anschließende Vertreibung der Juden aus ihrem angestammten Land. Auch in Thurndorf ging der Gedenkfeier eine Messe in der Pfarrkirche voran, die Pater Samuel Patton zelebrierte.

Anschließend versammelten sich die Gläubigen, begleitet von Abordnungen der Feuerwehren Thurndorf und Heinersreuth sowie der KAB und der Landjugend, am Kriegerdenkmal. Pater Samuel trug die Fürbitten vor, die sich um die Unterdrückung von Menschen drehten.

Dritter Bürgermeister Werner Trenz, der für den Markt Kirchenthumbach sprach, bezeichnete Soldatenfriedhöfe als Zeichen der Versöhnung zwischen den Völkern. Russen, Amerikaner, Deutsche oder Franzosen lägen unter einer Erde. "Über ihnen scheint die gleiche Sonne und der gleiche Wind streift darüber", sagte Trenz.

In der heutigen Gesellschaft könnten viele Menschen mit dem Volkstrauertag nichts mehr anfangen, da sie den Sinngehalt dieses Tages nicht kennen oder nicht mehr kennen wollen, erklärte er: Das habe doch mit Krieg, Soldaten und Erlebnissen einer anderen Generation zu tun, führten sie als Argument an.

"Brauchen wir überhaupt noch einen Volkstrauertag, nachdem wir zum Glück keinen Krieg mehr in unserem Land hatten?", fragte der Redner. "Bedenkt man aber, dass niemals vorher und nachher so viele Menschen Opfer von Kriegen und brutaler Gewalt geworden sind wie im vergangenen 20. Jahrhundert, stellt sich die Frage zum Sinngehalt wieder anders." Die 55 Millionen Getöteten alleine im Zweiten Weltkrieg hätten auch ihre Wünsche und Hoffnungen auf eine Zukunft und Leben gehabt, merkte der dritte Bürgermeister an. Diese seien jedoch aufgrund einer menschenverachtenden Politik zerstört worden.

"Der Volkstrauertag ist notwendig, weil er den Menschen die Möglichkeit gibt, inne zu halten und sich die Folgen dieser Gewalt zu vergegenwärtigen", betonte Trenz. Der Gedenktag sei ein zeitloses Erbe, auch für zukünftige Generationen. Die gegenwärtige politische Lage zeige, dass das Streben nach Frieden und Zusammenarbeit eine dringende Aufgabe aller Menschen und Staaten sei. Am Ende seiner Ausführungen legten er und die anwesenden Gemeinderäte einen Kranz am Ehrenmal nieder.

Der Volkstrauertag ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Er wird seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen und erinnert an die Kriegstoten und Opfer von Gewalt.

 
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