"Das Baxi funktioniert, kostet aber auch Geld. Das muss uns klar sein", erklärte Lippert im Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr, Tourismus und Kultur. Für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sei dies "die richtige Medizin". Mittlerweile würden die Landkreise Neustadt/WN und Schwandorf das Konzept übernehmen. Kürzlich habe ÖPNV-Chef Peter Zimmert das Projekt sogar in Garmisch-Partenkirchen vorgestellt. "Je mehr Landkreise mit dem Wort Baxi agieren, desto mehr können wir in München erreichen", spielte der Landrat auf die zukünftigen Fördermöglichkeiten an.
Zimmert machte in seinem Bericht deutlich, dass hinter dem einfachen System Baxi, ein großer organisatorischer Aufwand stecke. 2018 konnten die Zahlen mit fast 38 000 Fahrgästen wieder leicht gesteigert werden.
Die Kosten für den Baxi-Betrieb beliefen sich im vergangenen Jahr auf 830 000 Euro. Aus dem Förderprogramm für "bedarfsorientierte Bedienformen des ÖPNV im ländlichen Raum" erhielt der Landkreis 320 000 Euro. Zimmert gab zu, dass er eigentlich mit mehr Geld gerechnet hätte. Ein Problem sei die degressive Förderung. Die Eigenmittel des Landkreises beliefen sich somit auf über eine halbe Million Euro.
Der Erbendorfer Marco Vollath war zu der Sitzung in Tirschenreuth mit dem Baxi angereist. "Das hat super funktioniert. Von der Idee, die dahinter steckt, bin ich überzeugt", lobte der Fraktionsvorsitzende der Zukunftsliste. Allerdings würden die Kosten für den Landkreis immer höher. "Ich bin der Meinung, dass wir da nicht unbegrenzt hineinbuttern sollten." Nach seinen Berechnungen zahle man pro Fahrgast rund 20 Euro drauf (Hintergrund). "Offenbar haben wir das betriebswirtschaftlich nicht im Griff."
Mit Blick auf den ÖPNV-Haushalt stellte Vollath fest: "Mir schwindet ein bisschen das Vertrauen, dass die Haushaltsansätze eingehalten werden." Diese würden seit Jahren überschritten. Daher stimmte er bei diesem Abschnitt gegen den Empfehlungsbeschluss für den Kreistag. Vollath stellte klar, dass er das System nicht kaputt machen wolle. Allerdings müsse der Landkreis es schaffen, das Defizit im ÖPNV zu verstetigen.
"Betriebswirtschaftlich wird sich das nie rechnen. Das sind soziale Leistungen für unsere Bürger. Die haben ihren Preis", verteidigte sich Zimmert. Das Bedarfsverhalten und die Fördergelder seien beim Aufstellen des Haushalts immer schwer vorauszusagen. Unterstützung erhielt der Sachgebietsleiter vom Landrat: "Ich finde, das muss uns der ÖPNV wert sein. Wir wollen nicht unser einmaliges Konzept mit dem Baxi zerreden." In die gleiche Richtung argumentierte Alfred Scheidler (CSU). "Wir bewegen uns hier im Bereich der Daseinsvorsorge. Die kann man nicht betriebswirtschaftlich sehen." Zimmert brauche eine gewisse Flexibilität, um erfolgreich arbeiten zu können.
Die Einführung der zwei E-Baxis in Kemnath und Tirschenreuth im Oktober 2018 sei etwas schleppend angelaufen, so Zimmert. "Aber das ist bei solchen Projekten zu Beginn normal", so der Sachgebietsleiter. Mittlerweile steigen die Fahrgastzahlen deutlich. Bei den Kosten müsse man überlegen, zukünftig die beteiligten Gemeinden mit ins Boot zu holen. Vollath erinnerte daran, dass "wir eine achtmonatige Probephase haben". Erst danach könne entschieden werden, ob noch weitere Kommunen ein E-Baxi erhalten.
Bei den Nahverkehrskonzepten strebt der Landkreis eine Lösung mit einem Planungsraum Oberpfalz an, eventuell sogar zusammen mit dem Regierungsbezirk Niederbayern. "Sinnvoll wäre ein Verbund für den ländlichen Raum. In den Großstädten hat man ganz andere Anforderungen", wusste Zimmert. Ziel ist ein einheitlicher Tarif für den gesamten Verbundraum und für sämtliche Verkehrsarten. Zudem sollen alle Bewohner erreicht werden. Daher ist das Baxi-System eine Säule dieses Konzepts.
Der Sachgebietsleiter kündigte zudem an, dass ab Oktober 2019 die ÖPNV-Kunden ihre Tickets per Smartphone kaufen können. Im Zuge der Digitalisierung sollte es auch irgendwann verständlich sein, dass es in allen Bussen Wlan gibt.
Der Eventbus "Der mim Board" erfreut sich laut Zimmert weiterhin großer Beliebtheit. "Er ist vor allem bei großen Vereinsfesten gefragt." Im vergangenen Jahr wurden 235 Busse (2017: 336) eingesetzt, die über 9000 Personen beförderten. Den Rückgang erklärte der ÖPNV-Chef damit, dass die Bus-Einsätze für gewerbliche Veranstalter deutlich reduziert wurden.
Vollath: 18,93 Euro pro Fahrgast
Marco Vollath hat auf NT-Nachfrage seine Berechnungen zum Baxi dargelegt. Wobei er betont, dass er kein Gegner dieses Konzepts ist. "Aber wir müssen mit belastbaren Daten arbeiten und entscheiden können." Die Haushaltsansätze des Baxi-Eigenanteils des Landkreises sei in den vergangenen vier Jahren immer zwischen 20 und 40 Prozent überschritten worden.
Für 2018 stellt er anhand der Sitzungsvorlage folgende Berechnung auf: Betriebsaufwand Baxi 826.905 Euro und Fahrtwunschzentrale 108.569 Euro. Bei den allgemeinen Kosten inklusive Marketing setzt Vollath 100.000 Euro an. Damit ergeben sich Gesamtkosten von 1.035.474 Euro. Abzüglich der Förderung von 317.908 Euro liegen nach ihm die Baxi-Effektivkosten bei 717.566 Euro. Bei 37.908 Einzelfahrgästen kommt Vollath somit auf 18,93 Euro pro Fahrgast. Allerdings betont der Erbendorfer, dass er die Zahlen nicht 100-prozentig verifizieren könne. "Wir können nur mit den Daten arbeiten, die wir haben."
Kreisstraßen im Visier
Für 2019 hat Sachgebietsleiter Heribert Hasenfürter eigentlich drei Kreisstraßen ins Visier genommen. Die Ausschreibung für die Erneuerung der TIR 14 zwischen Pechbrunn und Ochsentränke ist schon erfolgt. Dort werden auch die beschädigten Querungshilfen für Amphibien ausgebaut und durch ein neues Amphibienleitsystem ersetzt.
Auf der TIR 8 zwischen Waldeck und Godas sollte der Oberbau verstärkt werden, ebenso auf der TIR 16 zwischen Waldershof und Walbenreuth. Grundsätzlich hätte die Regierung die Förderbarkeit dieser Maßnahmen bestätigt. „Allerdings sind sie für heuer nicht ins Programm aufgenommen worden, da nicht genügend Fördermittel vorhanden sind“, erklärte Hasenfürter im Verkehrsausschuss. Eventuell könnten aber kurzfristig im Mai noch Gelder frei werden.
In diesem Zusammenhang verwies Landrat Wolfgang Lippert auf den Parkplatz bei Godas: „Der wäre ein Aussichtspunkt par excellence. Diese Attraktion sollte man ausbauen.“ Hasenfürter schränkte aber ein, dass dann große Bäume gefällt werden müssten und diese ständen auf Privatgrund. „Bei den Verhandlungen würde ich mich mit einschalten“, versprach der Landrat.
Außerdem plant der Landkreis, auf vielen anderen Kreisstraßen die schadhaften Deckschichten zu erneuern. „Ich denke schon, dass unser Straßenbild in Ordnung ist. Wenn wir mit den Erneuerungen in diesem Tempo weitermachen, sollte das auch so bleiben“, fasste Lippert zusammen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.