Nein, es regnete ausnahmsweise nicht beim Open-Air-Gottesdienst und der nachfolgenden Abschiedsfeier von Pfarrerin Dr. Stefanie Schön im Außenbereich des OWV-Heims. Zumindest fiel kein Regentropfen. Was es laut Bürgermeister Franz Stahl bei seiner Abschiedsrede schon geregnet haben soll: Sektkorken. Lachend überreichte Stahl der ausscheidenden Pfarrerin einen solchen mit dem Hinweis, der sei gerade vom Himmel gefallen. In Wahrheit handelte es sich um einen der Korken jener Flaschen Sekt, die im Hintergrund für einen Sektempfang geöffnet wurden.
Die promovierte Pfarrerin hört nicht grundlos auf. Sie geht in den Schuldienst, bevor sie möglicherweise in eine andere Kirchengemeinde versetzt wird. Stefanie Schön will im Landkreis Tirschenreuth bleiben und wird ab September an der Mädchen- und Knabenrealschule in Waldsassen und auch noch Religionslehrerin am Stiftland-Gymnasium und im Augustinus-Gymnasium in Weiden tätig sein.
Offiziell "entpflichtet"
Dass es bei diesem Abschied nicht nur beim gemeinsamen letzten Gottesdienst bleibt, war von vornherein klar. Viele Amtsträger und -trägerinnen, die Stefanie Schöns Amtszeit begleitet haben, wollten ihr etwas auf ihren neuen Weg mitgeben. Gäste aus der Ökumene, aus Wirtschaft, Schulen, Kindergärten und Politik ließen es sich nicht nehmen, der Pfarrerin mit einem Geschenk und einer Würdigung ihres Wirkens in Tirschenreuth und Waldsassen zu danken. Kollege Pfarrer Thomas Berthold aus Erbendorf nahm die offizielle "Entpflichtung" der Pfarrerin stellvertretend für den Dekan vor. Mit dem Segen Gottes und einem Lichtkreuz als Geschenk entließ er Stefanie Schön in ihre neuen Aufgaben.
Weil die Grußwortredner und -rednerinnen sehr viele waren, moderierte Pfarrgemeinderatsmitglied Carsten Gleißner. Auch Kollegin Vlasta Groll aus Cheb/Tschechien verabschiedete sich von Stefanie Schön. Sie lud die „Waisengemeinde Tirschenreuth“ im Advent zu einem gemeinsamen Gottesdienst nach Cheb ein. Denn bisher sei auf ihre Einladung hin noch niemand aus der Stiftland-Kirchengemeinde gekommen. Vlasta Groll wünschte sich mehr Miteinander und Kontakt zwischen den evangelisch-lutherischen Gemeindemitgliedern auch über die Grenzen hinweg und sagte Tirschenreuth für die Zeit der Vakanz ihre Unterstützung zu.
Stelle neu ausgeschrieben
Allerdings soll diese Phase nicht allzu lang dauern. Wie Dr. Stefanie Schön Oberpfalz-Medien verriet, wird die Stelle in Tirschenreuth nun doch wieder – anders als angenommen – ausgeschrieben. Im November soll dies geschehen. Ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin soll dann nur noch Tirschenreuth ohne Waldsassen betreuen und sich ganz der Kirchengemeinde widmen können. „Es wäre auch schade gewesen, wegen der Umstrukturierung. Was wir hier in die Wege geleitet haben, muss dann auch aktiv bespielt werden. Ansonsten wäre die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen sinnlos“, sagte sie. Waldsassen werde dann ihres Wissens nach von Mitterteich aus mit betreut.
„Kompliment. Das spricht für Sie, dass es hier Sektkorken vom Himmel regnet“, meinte Bürgermeister Franz Stahl lachend mit besagtem Sektkorken in Händen. Er erinnerte sich daran, wie die Pfarrerin von der Umstrukturierung des evangelischen Kirchengebäudes berichtet hat. „Ich dachte, ja sapperalot“, meinte Stahl zu Schöns Plänen wie, Kirchenbänke rausreißen, einen großen Saal aus dem Kirchenschiff machen, Konzerte und Kinderveranstaltungen in der Kirche veranstalten und anderes. „Schade, dass Sie jetzt nicht mehr dafür der führende Kopf sind“, bedauerte Stahl die Entscheidung für den Schuldienst.
Appell für Ökumene
Kirchenvorstand Christian Münch nahm die Gelegenheit wahr, über Machbarkeiten der Pfarrer und Hauptverantwortlichen innerhalb der Gemeinde bei immer höher werdenden Anforderungen zu sprechen. Bei deren zukünftige Einsätzen müsse einer Überforderung, die schon da sei, entgegengetreten werden. Münch lud im Sinne von Pfarrer Berthold, der im Hinblick auf die Gebietsteilung der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde von in Zukunft nicht mehr Regionen, sondern „Nachbarschaften“ sprach, alle Gläubigen, Zweifler und Ungläubigen zum Mitwirken ein. Er sieht die evangelische Kirche als eine einladende Gemeinde. „Und wir wollen im Stiftland auch ökumenisch zusammenwachsen.“
Ganz im Sinne dieser Worte wurde bei der Verabschiedung Ökumene gelebt: Auch Pfarrer Dr. Thomas Vogl aus der Basilika Waldsassen war da. Er sprach Pfarrerin Schön seine besten Wünsche für ihre Zukunft persönlich beim Stehempfang aus. Pfarrerin Dr. Stefanie Schön zeigte sich ein wenig überwältigt von der Aufmerksamkeit. Mehrmals beteuerte sie, dass sie weiterhin Pfarrerin sei und auch nicht weggehe, sondern in der Kirchengemeinde als Mitglied bleibe. Ihre neuen Herausforderungen haben sich nicht nur beruflich, sondern auch privat erweitert. Dr. Stefanie Schön ist neues Mitglied auf der Wiesauer Theaterbühne im Verein „Shalom Amitié“. Wohnen wird sie in Zukunft in Waldsassen, das Pfarrhaus Tirschenreuth wird frei für eine Nachfolge.
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